Sonsbeck Die Sojabohne wird eine Niederrheinerin

Sonsbeck · Rainer Dierkes baut in Sonsbeck Soja an. Die Pflanze kommt ganz ohne Dünger aus. Jetzt konnte er die erste Ernte einfahren.

 Friedrich Boecker (v.l.), Klaus Genneper und Rainer Dierkes präsentieren die niederrheinische Sojabohne.

Friedrich Boecker (v.l.), Klaus Genneper und Rainer Dierkes präsentieren die niederrheinische Sojabohne.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Getreide, Mais und Zuckerrüben prägen seit Jahrzehnten das Bild der heimischen Ackerflächen. Auf den Erlös haben die Landwirte jedoch keinen Einfluss. Es gilt die Regel: Der Bauer erntet, der Weltmarkt reguliert den Preis. Der Sonsbecker Landwirt und Futtermittelhändler Rainer Dierkes hat nach einer Möglichkeit gesucht, diesem Prinzip zumindest ansatzweise zu entgehen. Gemeinsam mit seinem Partner Klaus Genneper hat er in diesem Jahr den Versuch gewagt, erstmals am Niederrhein Soja anzubauen.

Agrar-Ingenieur Friedrich Boecker, der die beiden Pioniere bei dem Projekt beraten hat, erklärt die Besonderheit: „Bislang war der Anbau von Soja nördlich des 50. Breitengrades nicht möglich, denn die Pflanze braucht sehr viel Sonne. Züchterischer Fortschritt und wärmere Sommer erlauben das nun.“ Was den Anbau betrifft, mussten sich die Sonsbecker Landwirte vor allem hinsichtlich der Bodenvorbereitung umstellen. Dierkes: „Der Schotenansatz liegt sehr niedrig über dem Boden. Das bedeutet, dass die Anbaufläche extrem ebenerdig sein muss.“ Einmal in der Erde, ist die Ölpflanze jedoch sehr pflegeleicht, ein Dünger wird nicht benötigt.

 Am vergangenen Mittwoch holte der Mähdrescher die erste Sonsbecker Sojaernte vom Feld.

Am vergangenen Mittwoch holte der Mähdrescher die erste Sonsbecker Sojaernte vom Feld.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Jetzt stand auf dem neun Hektar großen Feld im Grenzgebiet zwischen Alpen, Sonsbeck und Xanten die erste Ernte an. Dafür reichte ein ganz normaler Mähdrescher, wie er auch für die Getreideernte eingesetzt wird. Neben den beteiligten Personen waren auch einige Landwirte vom Niederrhein vor Ort, um sich über diese Alternative zu informieren. „Man muss natürlich erstmal die Ernteergebnisse abwarten, aber es wäre eine interessante Alternative“, sagt Robert Matthaiwe. Für den Xantener ist ein Aspekt besonders wichtig: „Es entschärft die Erntezeiten, weil Soja nach Raps und Getreide reif ist.“

Was das Ernteergebnis betrifft, ist Rainer Dierkes schon jetzt zuversichtlich: „Wir brauchen drei Tonnen pro Hektar, damit die Wirtschaftlichkeit gegeben ist, die werden wir wohl haben.“

Der Anbau von Soja bietet den niederrheinischen Landwirten einen weiteren Vorteil, erklärt Dierkes: „Es hilft bei der Einhaltung der Fruchtfolge. Wer jährlich mindestens fünf Hauptfruchtarten auf seinen Flächen anbaut, bekommt dafür Fördermittel. Mit dem Soja stehen uns jetzt sogar sieben Sorten zur Verfügung.“

Die Sojapflanze bietet darüber hinaus einen nützlichen Nebeneffekt: Sie kommt nicht nur ohne Dünger aus, sondern liefert ihn sogar noch frei Haus. „Die Pflanze sammelt Stickstoff aus der Luft. Damit versorgt sie sich erstmal selber und gibt dann die überschüssigen Nährstoffe in den Boden ab. Der Einsatz von Glyphosat ist definitiv nicht mehr nötig. Das ist nachhaltiger und umweltschonender Ackerbau“, so Boecker. Deutlich wird das beim Vergleich mit der Rapspflanze, die etwa 220 Kilogramm Stickstoff pro Hektar benötigt.

Noch genügt die Qualität der Sojabohnen nicht den hohen Ansprüchen der Lebensmittelindustrie, aber auch als Futterpflanze für das heimische Vieh bietet sie laut Dierkes große Vorteile: „Über unseren Futtermittelhandel sorgen wir für einen regionalen Kreislauf. Auf diese Weise können die Landwirte aus der Umgebung das Geld in der eigenen Tasche behalten.“

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