Zum Sonntag Selbstbestimmung in Zeiten des digitalen Wandels

Xanten · Die Digitalisierung ist inzwischen so raumgreifend und allumfassend, dass sie unsere gesamten Lebensbereiche umfasst. Es gilt, die Selbstbestimmung und Freiheit zu bewahren.

Zum Sonntag: Selbstbestimmung in Zeiten des digitalen Wandels
Foto: Hohl Ralf

Als älterer Mensch ohne Computer und Smartphone fühle ich mich in unserer Gesellschaft mittlerweile diskriminiert und gedemütigt." So sagt es der pensionierte Lehrer Arnold Prinz hier letzte Woche in der RP.

Natürlich: Jede Zeit hat ihre Neuerungen und Veränderungen, mit denen sich auch Senioren auseinandersetzen müssen. Stillstand ist Rückstand. Dennoch spüre ich, dass es beim digitalen Wandel eben nicht nur um die Entscheidung für eine Spülmaschine oder einen elektrischen Eierkocher geht. Diese Entwicklung ist inzwischen so raumgreifend und allumfassend, dass sie unsere gesamten Lebensbereiche umfasst und verändert, die wir so noch nicht erlebt haben. Es geht hier um die Unbedingtheit und Alternativlosigkeit, die uns keine Wahl mehr lässt. "Wer sich der virtuellen Welt verschließt, der wird Nachteile erleiden", sagen die Experten. Wir müssen uns darum sehr ernsthaft damit auseinandersetzen, wie wir unsere Autonomie und Selbstbestimmung schützen wollen und können. Wo bleibe ich als eigenständiges, denkendes Individuum? Wo bestimme ich über mein Leben und wo werde ich bestimmt und was davon habe ich noch in der Hand? Aus christlicher Sicht ist diese Freiheit nämlich elementar für die Würde des Menschen, die Freiheit eines selbstbestimmten Lebens, zwar im Miteinander der Menschen, manchmal auch gebrochen, aber nur gebunden an den einen Gott, der unsere irdische, menschliche Welt überschaut und darüber hinausgeht.

Paulus sagt: "Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet..." (Röm. 8,13f.) In den nächsten Jahren wird es also nicht nur auf den digitalen Wandel ankommen, sondern auch darauf, wie wir unsere Selbstbestimmung und Freiheit darin bewahren.

Autorin Heike Becks ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Alpen.

(RP)
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