Xanten Seine Eminenz teilt in der Bütt kräftig aus

Xanten · Er ist d e r Büttenredner im Xantener Karneval. Wenn bei "Halt Pölje" seine Eminenz auf die Bühne kommt, weiß das Publikum, dass es jetzt um die Lokalpolitik geht. Heinz Roters stellt Unserer Redaktion seine Rede zur Verfügung - hier einige Auszüge.

 Seine Eminenz vermutet, dass Birgit Görtz zuhause regelmäßig für ihren Mann, Xantens Bürgermeister, "Schatzi, schick mir ein Foto..." anstimmt.

Seine Eminenz vermutet, dass Birgit Görtz zuhause regelmäßig für ihren Mann, Xantens Bürgermeister, "Schatzi, schick mir ein Foto..." anstimmt.

Foto: Michael Lammers

Franz Steeger wusste bei "Halt Pölje" genau, was am Schluss kommt: "Das Beste". Als letzter Redner ließ sich seine Eminenz Roters mit der "sedia gestatoria", einem tragbaren Thron, in die Bütt tragen. Ein würdevoller Sitz, um mit dem Malerpinsel garantiert ungeweihtes Zinkeimerwasser unter den Närrinen und Narren zu verteilen. Rund um den Papstthron ging es dann auch im ersten Abschnitt der Rede:

Dank Marketing Tourismusstadt, man die Idee für Xanten hat. Die Stadtführung wird aufgepeppt mit dem Sessel-Thron- Konzept.

Den Bürgermeister bringt man so in das Rathaus, sein Büro. Großes Trinkgeld für die Träger, mal die Schützen, mal die Jäger.

Die CDU trägt ihn nicht mit, zu viel Alte und nicht fit. Die Jusos lachen sich ins Fäustchen, tragen ihn zurück zum Häuschen.

Es meldet sich die BBX, das Zwei- Mann-Duo kennt da nix, Werner Paessens, Mathias Voll, finden diesen Stuhl so toll.

Immer herrschend wie ein Baron, klettert Werner auf diesen Thron. Als Pharao sitzt er da oben und alle seine Taten loben.

Und weil ihm das so gut gefiel, wird aus der Pisstley nun der Nil. Die Schule, das ist ja bekannt, wird Abu Simbel schon genannt.

Am Eingang zeigt die Architektur den Paessens da als Sitzfigur. In Eigenleistung so erstellt, von Busfahrern für wenig Geld.

Theater in den Parkanlagen, da wird man Frau Maas dann tragen, hoch geschultert in Prozession als Päpstin Johanna auf diesem Thron.

Hermann Jansen bettelt schon, will auf den bequemen Thron. Der Rückzug ist ihm eine Pein, will König noch in Birten sein.

Die Birtener, da bin ich sicher, und höre auch schon das Gekicher, sägen an den Tragestangen, zischen schon wie Klapperschlangen.

Zankapfel, Verbrennungsstätte, die Umweltgurus wie die Klette, Thomas Jansen und Genossen Öl in offene Wunden gossen.

Die Widerstände nicht antizipiert, schlecht vorbereitet, nicht kommuniziert. Das Pferd von hinten aufgezäumt, deshalb so mancher Bürger schäumt.

Briefe schreiben, Plakate kleben, Begriffe, Wortwahl voll daneben. Die Versammlung mit Tumult, wer war an der Stimmung schuld?

Den Kritikern sei hier gesagt, das was ihr so bös' beklagt, wird Silvester, unverdrossen, zigfach in die Luft geschossen.

Steilvorlagen muss man nutzen: Für Roters war so eine das Tannenbaumszenario in Birten:

In Birten wächst ein Tannenbaum, hoch und höher welch ein Traum, auf dem Dorfplatz im Revier, über Jahre eine Zier.

Rieke, Kevin und auch Hanne schmücken gerne diese Tanne, im Advent mit schönen Päckchen und auch oft gefüllten Säckchen.

Man muss die Spitze amputieren, um Weihnachtslichter zu montieren. Der DBX greift rettend ein und stutzt den Baum nun ungemein.

Doch dann kam das, was kommen musste, und keiner vorher richtig wusste. Ein Landschaftsgärtner, ach wie schad, fällt den Baum nun ganz privat.

Ganz Birten ist doch sehr empört, der Weihnachtsfrieden ist gestört. Der Bürgermeister steht im Wort, noch ein Jahr bleibt der Baum im Ort.

Nun steht da eine Minitanne, für Rieke, Kevin und auch Hanne. Leyendecker sieht fast rot, ist nun in Erklärungsnot.

Ach was soll nur das Gezeter, du hast nun mal den schwarzen Peter. Nun wenn man miteinander spricht, erstrahlt auch hell das Weihnachtslicht.

Einen Rap widmete Roters dem fleißigen Landtagsabgeordneten der SPD, René Schneider:

René Schneider, ein Mann von Welt, Kontakt zu den Bürgern immer hält. Er will wissen, wo Probleme liegen. So will er bei den Wahlen siegen. Er arbeitet nachts im Krankenhaus und rückt mit dem Rettungswagen aus. Mit der Nachtschwester trinkt er Milchkaffee, der Mann für den Landtag der SPD. Dann ist er bei der Polizei im Einsatzwagen mit dabei. Besucht in Xanten die Wache vor Ort, der Kolpingbruder aus Kamp-Lintfort. Kümmert sich um die Schweinemast und die hohe Steuerlast. Für die Kommunen im Wahlgebiet, dieser Mann, der weiß, was geschieht. Er will das Alter simulieren, geht im Bleianzug spazieren. In Alpen probiert er das mal aus, bewegt sich so im Ärztehaus. Im Jogginganzug beim Enni-Lauf, dreht er noch mal so richtig auf, trainiert schon für den Halbmarathon, läuft dem Rainer Groß so davon. Alle tuten ins Wahlkampfhorn, bestimmt hat er die Nase vorn. René Schneider, der weiß, wie es geht, er ist ein richtiges KRAFTPAKET.

Nicht fehlen durften die Fürbitten:

Für die Gäste im Luftkurort, Kultur, Gesundheit, Museum und Sport. Behindertengerecht für Rollstuhl und Krücke baut man sogar eine Pisstleybrücke.

Der Domeingang am Hauptportal für viele Menschen eine Qual. Verhindert den Umbau bitte nicht, barrierefrei - das ist hier Pflicht.

Höre unser Rufen!

Thomas Görtz, der prescht nach vorn, die Schuldenlast ist ihm ein Dorn. Er denkt schon fast wie in Berlin, verkauft das Gift als Medizin.

Katzensteuer muss man erheben, zu viele Viecher im Haushalt leben. Die leider, wie wir alle wissen, in Vorgärten kacken und überall pissen. Ihr habt alle das Problem!

Höre unser Rufen!

Und wer Karnickel und Hasen hält, der zahlt demnächst ein Rammelgeld. In Sonsbeck Hebesatz ein neuer, da zahlt man jetzt die Rattensteuer.

Die Stadtkasse bei uns kassiert, wer vom Tourismus profitiert. Ist der Bürger eigentlich blöd? Die Sexsteuer wird nicht erhöht.

Höre unser Rufen!

Dass sich kein Bürgermeister am Niederrhein so häufig fotografieren lässt wie Thomas Görtz, ist auch seiner Eminenz aufgefallen. "Und was singt Frau Görtz?" Er stimmt den Refrain von "Schatzi schenk mir ein Foto" an.

Der Bürgermeister voll präsent, Krawatte oder blaues Hemd. Infocenter, Altkleidersack, Oldtimertreffen am Autolack.

Mit Feuerwehr am Wasserschlauch grüßt er den Löschzugführer auch. Beim Schützenfest mit Blumenstrauß und Ehrungen im Schützenhaus.

Schatzi...

Als Standesbeamter, besonderer Ort, spricht er gern das Vermählungswort. Gruppenfoto, Polster-stühle, in Neumaiers neuer Kaffeemühle.

Mit Wiesenmadl im Zelte stehen, beim Oktoberfest wir ihn immer sehen. Bei Schornsteinfegern flachgelegt, er auf dem Foto wie Jesus schwebt. Schatzi...

Bald sieht man ihn auch einfach kurz, nur mit Handtuch als Lendenschurz, in der neuen Sauna im Wellness-Hotel, schwach behaart und mit Hühnerfell.

Schatzi...

In der Zugabe griff Roters den Ärger ums Glockenspiel am Rathaus Limburg um "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" auf. Dann fragte er die Zuschauer nach Liedern, die in Xanten beim Glockenspiel erklingen:

Wie viele es sind?

Welche? "Horch was kommt von draußen rein?" - "Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?" - "Atemlos durch die Nacht"

Kopfschütteln...

"Was frag ich viel nach Geld und Gut?" Das passt zur Mentalität der Stadt...

"Zum Tanze da geht ein Mädel..." kein Problem, Oktoberfest!

"Sante Min Vaderstadt" - geht nicht, wegen der Gender-Diskussion der Gleichstellungsbeauftragten.

"Wenn alle Brünnlein fließen" passt zur Kurstadt - okay - Gradierwerk.

"Kein Feuer, keine Kohle" ... mit Blick auf das Krematorium

"Kommt, ihr G'spielen..." genehmigt - ist Werbung für das Röschen.

(möw/dado)
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