Xanten Schneechaos: Niag stoppt alle Busse

Xanten · Ärger wegen fehlender Informationen: An vielen Schulen mussten Fahrschüler von ihren Eltern abgeholt werden.

Diese Frau mit Kind trotzte den Wetterkapriolen in Sonsbeck.

Diese Frau mit Kind trotzte den Wetterkapriolen in Sonsbeck.

Foto: Fischer Armin

Der massive Schneefall hat gestern zur Mittagszeit am Niederrhein zu glatten Fahrbahnen und starken Verkehrsbeeinträchtigungen geführt. Besonders der Busverkehr war betroffen. Die Niag stellte den Busverkehr gegen 12.20 Uhr ein. Bei den Fahrgästen kam das aber lange Zeit nicht an. Der erste Eintrag auf der Niag-Internetseite wurde erst um 13.05 Uhr eingestellt - nach 45 Minuten. So warteten viele Fahrgäste verzweifelt an den Haltestellen.

An vielen Schulbushaltestellen wie hier am Schulzentrum in Rheinberg warteten die Schüler lange vergeblich auf ihren Bus. Die Niag hatte den Betrieb wegen der Risiken vorübergehend komplett eingestellt.

An vielen Schulbushaltestellen wie hier am Schulzentrum in Rheinberg warteten die Schüler lange vergeblich auf ihren Bus. Die Niag hatte den Betrieb wegen der Risiken vorübergehend komplett eingestellt.

Foto: Armin Fischer

Michael Lemkens, Leiter der Marienschule, war sauer. Er erfuhr erst durch den Anruf einer Mutter davon, dass die Busse aufgrund des Schneefalls gestoppt seien. "Aufgrund der aktuellen Wetterlage und den noch nicht geräumten Straßen wird der Linienverkehr vorübergehend eingestellt", teilten die Verkehrsbetriebe mit. Stephan Kreth, Niag-Betriebshofleiter in Moers, kritisierte die Kommunen für den unzureichenden Streudienst.

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Der Stopp galt auch für die Fahrzeuge von Omnibus Verhuven: "Wir fahren für die Niag. Die hat den Busverkehr für alle vorübergehend eingestellt", so ein Mitarbeiter. Busse von Johannes Scholten in Xanten waren mittags aber unterwegs, brauchten aber länger. Auch auf den Seiten der Bahntochter "Busverkehr Rheinland", die Teile der Strecken im Kreis Wesel bedient, gab es nur spärliche Informationen. Gegen 15 Uhr rollten die Busse wieder an.

Eigentlich hätte die Niag die Stadt informieren müssen. Doch Sandra Bree vom Fachbereich Schule in Xanten wurde erst von der Marienschule benachrichtigt. Daraufhin kontaktierte sie die Schulen im Stadtgebiet. An der Marienschule haben sich viele Mütter abgestimmt und nicht nur die eigenen Kinder abgeholt, sondern auch andere mitgenommen. An den Grundschulen suchten und fanden die Lehrer nach Lösungen. Flexibel zeigte sich die Gesamtschule. Wer mittags nicht nach Hause fahren konnte, konnte an den Arbeitsgemeinschaften teilnehmen. Umgekehrt konnten Schüler mittags Mitfahrgelegenheiten von Schulkameraden nutzen.

Aufregung auch im Stiftsgymnasium. Dort hatte sich die Niag gemeldet, dass nichts mehr ging. Nach der vierten Stunde gab's schneefrei. Nur die Fahrschüler hielt Direktor Franz-Josef Klaßen im Haus. Die Eltern mussten gebeten werden, ihre Kinder abzuholen. Vor dem Sekretariat bildete sich schnell eine Traube von Schülern: Wer kein Handy hatte, durfte das Telefon benutzen. Und dann hieß es warten. Die Fünftklässlerinnen Lea Holtwick aus Issum und Frida Kisters aus Sonsbeck rutschten unruhig auf den Stühlen, warfen einen Blick auf Loraine Schwarte, die in aller Ruhe ihre Hausaufgaben abarbeitete. Erst Spanisch, dann Deutsch, dann Englisch: "Meine Mutter kommt von der Arbeit in Duisburg", so die 16-Jährige. "Das kann dauern."

Überall ging es nur im Schneckentempo voran. Kurz nach 14 Uhr konnten zumindest Annalena Berninger und Laura Fischer aus Rheinberg ihre Sachen packen. Mutter Elfi Berninger hatte Glück: Nachbarin Gabi Niederprüm hatte sich aus Borth "durchgeschlagen" die Mädels ins Auto gepackt.

Helga Karl vom Rheinberger Schulamt wusste um 13.10 Uhr, dass die Niag wegen der riskanten Schneelage die Notbremse gezogen hatte und informierte umgehend die Schulen. Während die Grundschüler schon weitgehend zu Hause waren, mussten sich vornehmlich Schüler und Eltern am Amplonius-Gymnasium in Geduld üben und die Abholung selbst organisieren. An der Europa-Schule geht der Unterricht bis 14.45 Uhr. Da fuhren die Busse wieder. Helga Karl erinnerte sich daran, dass vor zwei Jahren schon mal der Schülertransport in Rheinberg durch Schneefall gestoppt wurde. "Damals aber schon frühmorgens." Das hieß für schulfrei für Fahrschüler.

Am Amplonius-Gymnasium ordnete Direktor Marcus Padtberg an, die Räume für die Schüler offen zu halten. "Einige hielten sich auch in der Cafeteria auf", sagte Sekretärin Karin Bangert. Viele Bus-Schüler seien von ihren Eltern abgeholt worden. Der Unterricht fand am Gymnasium ganz normal statt.

An der Europaschule fiel lediglich der Sport-Unterricht für die Oberstufe aus. "Wir hatten einen Notfallplan", so Direktor Norbert Giesen. "Aber bei uns geht die Schule bis 15.45 Uhr, und da fuhren die Busse wieder." In Alpen gab's keine Probleme. Die Gemeinde organisiert den Schülerspezialverkehr in Eigenregie. Alle Busse sind gefahren, wenn auch angemessen langsam, so Ludger Funke, Fachbereichsleiter Schulen.

(RP)
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