Xanten Sakristeifenster im Dom restauriert

Xanten · Nach acht Jahren haben Gerline Möhrle und ihr Team von der Xantener Dombauhütte die Arbeiten abgeschlossen.

 Diplom-Restauratorin Gerlinde Möhrle (rechts) und Franziska Koch von der Dombauhütte auf dem Gerüst vor dem nun vollendeten Salvatorfenster.

Diplom-Restauratorin Gerlinde Möhrle (rechts) und Franziska Koch von der Dombauhütte auf dem Gerüst vor dem nun vollendeten Salvatorfenster.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Durch die Fenster fällt grelles Licht in die Sakristei. Die Augen von Gerlinde Möhrle strahlen. In ihnen spiegelt sich Wehmut, aber auch Stolz. "Es ist für mich eine Ära, die nun vollendet wird", sagt Möhrle und kann nicht aufhören zu lächeln. Und das hat einen Grund: Nach achtjähriger Arbeit haben Möhrle und ihr Team von der Xantener Dombauhütte nun die Restaurierungs-Arbeiten am letzten Domfenster, dem Salvatorfenster, in der Sakristei abgeschlossen.

 Die Fenster beeindrucken durch die vielen Details. Hier zu sehen: die Heimsuchung mit Elisabeth und Maria (rechts).

Die Fenster beeindrucken durch die vielen Details. Hier zu sehen: die Heimsuchung mit Elisabeth und Maria (rechts).

Foto: Armin Fischer

Wie der gesamte, aus drei Fenstern bestehende Zyklus in der Sakristei entstand auch diese Glasmalerei in den Jahren von 1533 bis 1547. Im Mittelpunkt steht Christus Salvator, flankiert von Johannes dem Täufer. Im unteren Teil wird die Heimsuchung Mariens gezeigt und der Evangelist Matthäus. Die Zuordnung der dargestellten Bischöfe ist nicht genau geklärt. Einer von ihnen stellt wohl den Kölner Bischof Kunibert dar, der gegen Ende des sechsten Jahrhunderts geboren wurde.

Dass die Fenster heutzutage so gut erhalten sind, ist Gerlinde Möhrle und ihrem Team zu verdanken. Möhrle ist auf ihrem Fachgebiet der Glasrestaurierung deutschlandweit gefragt. "Unsere Aufgabe ist es zu konservieren", beschreibt Möhrle ihre Arbeit. Als Kunstschätze haben insbesondere die mittelalterlichen Fenster des Xantener Doms einen unschätzbaren Wert.

Dass es die Fenster überhaupt noch gibt, ist einigen vorausschauenden Xantenern im Zweiten Weltkrieg zu verdanken. Bereits Wochen vor der Bombardierung durch die Alliierten entfernten Dommitarbeiter die Fenster. Zum Schutz brachten sie die sperrigen Fenster teilweise in Bunker weit entfernt von Xanten. Zum Teil überdauerten die wertvollen Glaskunstwerke den Krieg tief unter der Erde im Salzbergwerk Borth oder aber im Sauerland, das weitgehend von Angriffen verschont blieb. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass heute noch zum Beispiel das Passionsfenster aus dem 13. Jahrhundert (1280 - 1310) bestaunt werden kann.

Kriege konnten den mittelalterlichen Fenstern damit nur wenig anhaben. Vielmehr war es die Witterung, die den Fenstern in den vergangenen Jahrzehnten zugesetzt hat. Heftige Temperaturschwankungen - außen kalt, innen meist feuchtwarm durch die Kleidungen - machten die Fenster besonders anfällig für Korrosion. Doch um ein Domfenster zu putzen oder es zu restaurieren, bedarf es viel Erfahrung und einer besonderen Technik: Wenn die Originalfenster demontiert werden, wird eine Planglasscheibe in die einzelnen Segmente eingepasst, die dort auch verbleibt, wenn das fertig behandelte Segment wieder eingebaut wird. Diese "Doppelverglasung" schützt das Kunstfenster später wirkungsvoll vor Witterungseinflüssen von außen.

"Früher", erklärt Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, "wurden dünne Glasscheiben direkt auf das Originalfenster geklebt." In den Zwischenräumen sammelten sich jedoch immer wieder Schmutz und Feuchtigkeit, was den Fenstern auf Dauer eher schadete. Einziger Nachteil sei, dass die Planglasscheiben von außen teilweise sichtbar sind.

Pro Fenster kostete die Restaurierung rund 25 000 Euro. Ermöglicht wurden die umfangreichen Arbeiten durch eine Sonderförderung des Landes NRW und des Bistums Münster.

(RP)
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