Xanten Römerschiff wird zum Stolz der Flotte

Xanten · Fünf junge Menschen mit Einschränkungen bauen gerade die "Minerva Tritonia" - ein mächtiges Segelschiff nach antikem Vorbild. Das Projekt soll ihnen wichtige Kenntnisse für den Arbeitsmarkt vermitteln.

 David Janßen, Manuel Selders und Simon Hoekstra (von vorn nach hinten) biegen die Holzbohlen mit Hilfe von Hitze und Wasser.

David Janßen, Manuel Selders und Simon Hoekstra (von vorn nach hinten) biegen die Holzbohlen mit Hilfe von Hitze und Wasser.

Foto: Armin Fischer

Seit drei Jahren werden in einem eigens errichteten Werftzelt des Archäologischen Parks in Xanten römische Schiffe nachgebaut. Nachdem der Lastkahn "Nehalennia" und zwei Einbauten bereits im Park zu besichtigen sind, begannen im vorigen Monat die Arbeiten an der "Minerva Tritonia", einem mächtigen Segelschiff, das nach einem Fund aus Mainz rekonstruiert werden soll.

"Das hier wird ein richtiges Schiff", sagt Kees Sars beim Anblick des 18 Meter langen Kiels. Der Schiffsbaumeister aus den Niederlanden ist gemeinsam mit dem auf römischen Schiffsbau spezialisierten Archäologen Jaap Morel sowie Projektleiterin Gabriele Schmidhuber-Aspöck für das Projekt verantwortlich.

Ende kommenden Jahres möchte das Team die "Minerva Tritonia" zu Wasser lassen, am liebsten in der Xantener Südsee. "Es gab erste Gespräche mit dem FZX, man zeigt dort großes Interesse an der Jungfernfahrt", erklärt Parkleiter Martin Müller. 500.000 Euro kosten die Arbeiten pro Jahr, 100.000 davon kommen vom LVR-Integrationsamt als Kooperationspartner. Wie in der Vergangenheit nehmen fünf junge Menschen mit Einschränkungen als Praktikanten an dem Projekt teil. Ziel ist es, ihnen mit einer theoriereduzierten Ausbildung zum Holzbearbeiter eine größere Chance auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen.

"Der Übergang von der Schule in den Beruf ist ohnehin sehr schwer. Für Menschen mit Behinderung ist diese Hürde ungleich höher", berichtet Melek Look vom LVR-Integrationsamt. Warum das so ist, erläutert Kees Sars: "Das liegt oft daran, dass ihre individuellen Fähigkeiten nicht erkannt werden. Gerade die fördern wir hier, die Jungen sind mit Begeisterung dabei. Sie merken, dass hier etwas Einzigartiges entsteht und sie ihren Anteil daran haben."

Diese Motivation möchte Müller nutzen, um den nächsten Schritt zu gehen: "Unser Ziel ist es, mittelfristig eine betriebliche Ausbildung für Menschen mit Behinderung anzubieten. Die Werft wird ohnehin aus dem Zelt in ein Gebäude an der Trajanstraße umziehen." Dort soll als nächstes Projekt ein römisches Kriegsschiff entstehen. Möglicherweise sind die derzeit beschäftigten Praktikanten dabei. Dafür erhalten sie schon mal tiefe Einblicke in den antiken römischen Schiffsbau. Dabei handelte es sich übrigens um die erste Serienfertigung von Schiffen.

"Die Römer haben für die Rumpfspanten Schablonen angefertigt, mit deren Hilfe sie identische Schiffe gebaut haben", sagt Kees Sars. Die Planken der Außenhaut werden mit Nägeln aus Eiche befestigt, die zuvor aus dem Vollen geschnitzt werden müssen. Am Schluss werden sie mit geteertem Hanf abgedichtet und mit Pech bestrichen. Es sind also eine ganze Reihe an Fertigkeiten, die von den Praktikanten erlernt werden müssen. Besondere Vorkenntnisse sind trotzdem nicht erforderlich. Die Praktikanten lernen bei der Arbeit. "Dadurch entdecken wir ihre individuellen Fähigkeiten. Das Wichtigste beim Schiffsbau ist aber die Teamarbeit, jeder hilft dem anderen", berichtet Sars. Er hebt einen weiteren Aspekt hervor: "Durch die festen Arbeitszeiten von 8 Uhr bis 17 Uhr gewöhnen sich die Praktikanten an die Struktur des Arbeitsmarktes."

Wer Einblicke in die römische Schiffsbaukunst bekommen möchte, dem bieten sich die Tage der offenen Werft am 3. Juli, 11. September und 9. Oktober an. Kees Sars beantwortet gerne die Fragen der Besucher. Darüber hinaus sind offene Werftführungen buchbar.

(erko)
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