Appell an Bevölkerung am Niederrhein Rhein-Hochwasser überschwemmt Wiesen – Sorge um Rehe und Hasen

Xanten · Rehe, Hasen, Kaninchen und andere Tiere flüchten vor dem Rhein-Hochwasser dorthin, wo es noch trocken ist. Dort werden sie aber von Spaziergängern und Hunden aufgeschreckt. Anwohner und Jäger richten deshalb einen Appell an die Menschen.

 Durch das Rhein-Hochwasser ist für viele Tiere der Lebensraum entlang des Flusses kleiner geworden.

Durch das Rhein-Hochwasser ist für viele Tiere der Lebensraum entlang des Flusses kleiner geworden.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Das Rhein-Hochwasser zieht zahlreiche Schaulustige an, die sich das seltene, zweifellos eindrucksvolle Schauspiel der Natur aus der Nähe anschauen möchten. Aber der Andrang birgt Konflikte, zum Beispiel in Xantens Ortsteil Lüttingen: Anwohnerin Dagmar Gatermann berichtet von Hundehaltern, die ihre Vierbeiner auf den eigentlich gesperrten Wiesen arglos von der Leine lassen. Das Problem ist offenkundig: Die Hunde scheuchen mit ihrem Jagdinstinkt Hasen und Kaninchen auf, für die der Raum angesichts der Wassermassen knapp geworden ist. „Die geraten dann in Panik, stürzen sich fluchtartig ins Wasser und ertrinken elendig oder ziehen sich mit ihrem nassen Fell, wenn sie den Fluten entkommen, eine Lungenentzündung zu“, beklagt Gatermann. Sie kennt die tierische Not zu Hochwasserzeiten, die bisweilen dazu führt, dass Jäger mit dem Boot hinausfahren, um Hase und Kaninchen in Sicherheit zu bringen. Daher ihr Appell: Wenn man schon das Verbot missachtet, auf dem Deich zum Hochwassergucken zu spazieren, wenigstens darauf zu achten, die Tiere nicht zusätzlich in Not zu bringen.

Wie knapp der Raum werde, zeige sich allein daran, dass sich in den zurückliegenden Tagen schon mehrfach Rehe in ihrem Garten verirrt hätten, sagt Gatermann weiter. Denn in Lüttingen hat sich der Rhein so weit ausgedehnt, dass er weite Teile der Wiesen am Ufer bedeckt. In der Nähe von Schloss Lüttingen erstreckt sich das Hochwasser sogar bis an den zurückliegenden Deich. Rehe, Hasen, Kaninchen und andere Tiere müssten sich deshalb neue Rückzugsorte suchen, erklärt Jäger Theo Verhuven junior vom Hegering in Xanten. Dadurch gebe es für das Wild auch weniger Möglichkeiten, sich im Fall einer Gefahr zu verstecken. Wenn das Wild aber vor dem Wasser flüchte und zusätzlich noch von Spaziergängern aufgeschreckt werde, wisse es nicht mehr, wohin es noch rennen könne. Beim Hochwasser im vergangenen Jahr habe ein Reh nicht mehr vor einem Hund flüchten können und sei von ihm tot gebissen worden.

Hochwasser: Rhein bei Xanten weiter gestiegen
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Rhein bei Xanten weiter gestiegen

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Foto: RP/Markus Werning

Solche Konflikte gibt es nicht nur am Rhein in Lüttingen. Auf der Bislicher Insel wurde am Mittwoch die Feuerwehr alarmiert, weil Rehe von Spaziergängern aufgeschreckt worden waren und in Richtung Wasser liefen. In diesem Fall kamen die Tiere von selbst wieder heraus. In der Regel wüssten die Menschen nicht, dass sie mit ihrem Verhalten die Tiere in Gefahr bringen würden, sagt Verhuven. Deshalb bittet er Spaziergänger und Hundehalter darum, Rücksicht auf die Tiere zu nehmen, auf den Wegen zu bleiben, Abstand zu wahren und die Hunde anzuleinen, wenn es möglich ist.

Viktor Paeßens, Deichgräf des Deichverbands Duisburg-Xanten, weist auf die Gefahr von Kaninchenbauten im Deich bei Hochwasser hin. Die Höhlengänge bereiteten den Hochwasserschützern schon im Normalfall Kopfschmerzen. Paeßens: „Wenn aber freilaufende Hunde die Eingänge aufgraben, wird es noch gefährlicher.“ 

Am Freitagnachmittag veröffentlichte auch der Naturschutzbund (Nabu) in Xanten einen Appell: „Unsere Bitte an alle, die dort spazieren gehen, bitte achtet mit darauf, dass die Leute auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben und sprecht diejenigen an, die sich nicht daran halten.“ Tiere, die sich dort vor dem Wasser in Sicherheit gebracht haben, könnten vor Panik ins Wasser flüchten und würden dann ertrinken.

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