Comedy im Sonsbecker Kastell Des Pudels Kern – auch Blödheit kann ein Virus sein

Sonsbeck · TV-Arzt Doc Esser und Comedian René Steinberg sorgten im Sonsbecker Kastell mit ihren Programm „Lachen und die beste Medizin“ für einen vergnüglichen, gesunden Abend.

Training für die Lachmuskeln: Rene Steinberg (vorn) und Doc Esser spielten sich auf der Bühne die Bälle gekonnt zu.

Training für die Lachmuskeln: Rene Steinberg (vorn) und Doc Esser spielten sich auf der Bühne die Bälle gekonnt zu.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Man nehme eine Bühne, positioniere in gebührendem Corona-Abstand zwei Stehtische und lasse an ihnen zwei eloquente Herren munter drauflos plaudern – heraus kommt ein wahrlich vergnüglicher Abend, bei dem viel und herzhaft gelacht und nebenbei noch was für die Gesundheit getan wird. Weil durch Lachen ja 300 Muskeln bewegt werden, 17 davon im Gesicht.

So geschehen Sonntagabend im Sonsbecker Kastell, wo Lungenfacharzt Heinz-Wilhelm Esser, im Land besser bekannt als „Doc Esser“, und der Comedian und studierte Germanist René Steinberg dank des Kulturbüros Niederrhein vor 220 Zuhörerinnen und Zuhörern den Beweis angetreten haben, dass das durchaus zusammengeht, ein Doktor und ein Humorist.

„Lachen und die beste Medizin“ haben die beiden ihr Programm überschrieben, seit Frühjahr 2020 machen sie gemeinsame Sache. Denn sie haben das gleiche Ziel: „Wir wollen, dass es den Menschen gut geht.“ In Sonsbecks guter Stube spielten sie sich die Bälle zu, kommunizierten immer wieder auch mit Leuten aus dem Publikum, bauten diese ins Programm ein, wenn einem mal wieder eine Wasserflasche zwischen den Stuhlbeinen umkippte oder sich bei dem Zuhörer in der ersten Reihe die Finger beim Griff in die Gummibärchen-Tüte geräuschvoll verhakten.

Auch Heinz aus Reihe fünf, der zwischenzeitlich den Saal verlassen musste, weil er sich vor Lachen vermutlich nicht mehr halten konnte, wurde von Esser und Steinberg bei seiner Rückkehr freundlich und wortreich wieder zu seinem Platz begleitet.

„Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“, zitierte René Steinberg an einer Stelle Joachim Ringelnatz. „Gesund gestorben ist trotzdem tot“ reagierte „Doc Esser“ an anderer Stelle auf Steinbergs verbale Attacke auf die Gesundheits-Fanatiker, die Chia-Samen auf ihr Müsli pappen, weil das angeblich doch so gesund sei. „Das ist völliger Unsinn: Der wird aus Ländern eingeführt, wo Pestizide verwendet werden, die in Deutschland seit 30 Jahren verboten sind“, so der Comedian und Stimmenimitator mit Vorliebe für Mettbrötchen mit Zwiebeln. Er hat den „Gesundheitsapostel“ Karl Lauterbach genauso drauf wie Fußball-Schwergewicht Reiner Calmund, Ruhrpott-Sänger Herbert Grönemeyer oder die Film-Größe Till Schweiger.

Und RKI-Chef Wieler sieht für Steinberg aus „wie der Adler aus der Muppets-Show“. Ein Bild, das Doc Esser nicht mehr aus dem Kopf bekäme, wie er lachend versicherte, bevor er sein Loblied auf körperliche Ertüchtigung anstimmte. „Eine Stunde Sport pro Woche bedeutet sieben Stunden mehr Lebenszeit“. Er habe mal hochgerechnet: „Ich werde 327 Jahre alt.“ Für René Steinberg dagegen heißt Joggen, „sich selber dabei beobachten, dass man nicht mehr kann“. Ein Greuel sind ihm Rentner auf dem E-Bike, die mit 40 Sachen an ihm vorbeikacheln. „Das“, belehrte ihn Doc Esser, „ist genauso effektiv und gesundheitsfördernd wie normales Radfahren.“

Fasten, auf 300 Kilokalorien pro Tag heruntergehen, sei Frühjahrsputz für die Zelle, so der Mediziner. „Das Leben kommt auf alle Fälle aus einer Zelle und endet auch bei Strolchen in einer solchen“, nahm der Comedian den Faden auf, zitierte Heinz Erhardt und las aus seinem großen Buch vor, in dem er Goethes Zauberlehrling ins 21. Jahrhundert übersetzt. Aus „Faust“ hat Steinberg übrigens Drostens „Frust“ gemacht: „Des Pudels Kern, seh‘ ich nun ein: Auch Blödheit kann ein Virus sein.“

(jas)
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