Xanten Reihe der Stolpersteine ist komplett

Xanten · Gestern verlegte der Künstler Gunther Demnig 28 weitere „Stolpersteine“ an acht verschiedenen Stellen in Xanten. Die Initiatoren und Sponsoren der Aktion gedachten der Juden aus Xanten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, mit Schweigeminuten.

Ein kleiner Tross von Menschen zieht durch Xanten, um zu erinnern. Gut zwei Dutzend Männer, Frauen, Jugendliche verharren bei den in den Boden eingelassenen Messingplatten und verlesen Namen, Schicksale. Leo Buschoff, ermordet in Auschwitz. Siegmund Oster, geflohen, deportiert nach Auschwitz am 5. März 1943, ermordet. Juden aus Xanten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. In kurzem Schweigen wartete die Gruppe, und als sie weiter zog, blieben Blumen auf dem regennassen Boden zurück.

Gestern verlegte Künstler Gunther Demnig an acht Standorten in der Stadt 28 „Stolpersteine“. Die in Beton gegossenen Messingplatten liegen, eingelassen in den Fußweg, dort, wo die jüdischen Bürger einmal gewohnt haben.

Neun Steine waren bereits im Februar verlegt worden, seit gestern ist die Reihe komplett. Der Gang vorbei an allen Verlegestellen sollte das besiegeln: Von der Bemmelstraße über die Rheinstraße, das Mitteltor, die Marsstraße, Orkstraße/Wallanlage und Scharnstraße bis zum Rathausvorplatz.

Xantener waren engagiert

Die Stolperstein-Initiative sei „von der Xantener Bevölkerung sehr aufgeschlossen angenommen worden“, sagte Carl Dieter Hinnenberg, der die Aktion gemeinsam mit Dr. Wolfgang Schneider nach Xanten gebracht hatte. Alle Steine seien „in kürzester Frist allermeist aus Privatmitteln finanziert worden“.

95 Euro kostet jeder Stolperstein. Mehr als 30 verschiedene Träger brachten in wenigen Wochen die nötigen 3700 Euro zusammen. Einzelpersonen engagierten sich, kirchliche Vereine und Gruppen wie Schüler der Walter-Bader-Realschule, die dafür Kuchen verkauften, für Geld putzten und in den Klassen sammelten.

Doch die Xantener nahmen nicht nur finanziell Anteil. Bei einer Verlegung im Februar, am Standort der ehemaligen Synagoge, kamen Anwohner dazu. Einer erzählte spontan von seinen Erinnerungen an die Reichspogromnacht – davon, wie selbst Kinder in der Kälte aus den Häusern gezerrt wurden.

Totengebet auf dem Rathausplatz

Mit den Anwohnern der Stolperstein-Adressen hatten die Organisatoren Kontakt aufgenommen. „In allen Fällen war der Versuch, ein Einvernehmen herzustellen, unnötig, weil bereits Einvernehmen bestand“, sagte Carl Dieter Hinnenberg. Nur wenige ehemalige Adressen von Xantener Juden konnten nicht mehr ermittelt werden. Die diesen Menschen gewidmeten Steine liegen nun an Stellen, die im Gemeindeleben von Bedeutung waren – etwa vor dem Rathaus.

Zum Abschluss des Gedenkganges sprach Michael Rubinstein vom Verband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein das „Kaddisch“, das Totengebet der Juden, auf dem Rathausvorplatz.

(RP)
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