Prozessauftakt in Moers Cannabis-Bauern drohen Haftstrafen

Moers/Xanten · Am Mittwoch startete in Moers der Prozess gegen drei Männer, die von 2012 an eine Marihuana-Plantage in Xanten-Birten betrieben haben sollen. Der Besitzer des Hauses, in dem die mutmaßlichen Täter agierten, war als Zeuge geladen.

 Die Plantage in dem Birtener Wohnhaus wurde im September 2017 von der Polizei ausgehoben.

Die Plantage in dem Birtener Wohnhaus wurde im September 2017 von der Polizei ausgehoben.

Foto: Polizei

Vor der auswärtigen Strafkammer des Landgerichtes Kleve müssen sich seit Mittwoch drei Männer verantworten, die in einem Wohnhaus im Xantener Ortsteil Birten Marihuana angebaut und verkauft haben sollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-jährigen Angeklagten M. aus Neukirchen-Vluyn, dem 46-jährigen G. aus Rheinberg und dem 43 Jahre alten S. aus Duisburg vor, in dem Wohnhaus ab September 2012 eine professionelle Cannabis-Plantage mit 560 Pflanzstellen und drei Ernten pro Jahr betrieben zu haben.

Die Sache war aufgeflogen, nachdem sich ein anonymer Anrufer im Mai 2017 bei der Polizei gemeldet und zu unterschiedlichen Tag- und Nachtzeiten an und in dem Haus „verschiedene Fahrzeuge und verdächtige Personen“ gemeldet hatte. Per Hubschrauber mit Wärmebildkamera wurden daraufhin Wärmestrahlungen festgestellt, zudem wurde das Haus ab dem 26. Juli 2017 für 49 Tage observiert: Die Polizei installierte Kameras, die den regen Autoverkehr dokumentierten. So konnten die Halter ermittelt werden, die jetzt vor Gericht stehen.

Am 13. September 2017 erfolgte der Zugriff: Polizeibeamte nahmen in dem Haus die beiden Männer aus Rheinberg und Duisburg fest, den dritten Angeklagten verhafteten sie in seiner Wohnung in Neukirchen-Vluyn. Sie stellten 20 Kilogramm Marihuana sicher. Mindestens 210 Kilogramm Marihuana sollen laut Anklage ab September 2012 geerntet worden sein. Bei Hausdurchsuchungen seien außerdem bei dem Rheinberger 1205 Extasy-Tabletten gefunden worden, bei dem Duisburger 31 Gramm Kokain und in einer Geldkassette 8.800 Euro, das die Staatsanwältin als Dealgeld am ersten Prozesstag bezeichnete. Der Vorsitzende Richter Huismann machte den Angeklagten klar, dass durchaus auch eine Haftstrafe droht. Zur Sache wollte sich keiner von ihnen äußern.

Angaben zur Person machten die drei Männer dagegen schon. M., 1971 in Neukirchen-Vluyn geboren, ist Vater von zwei Kindern, hat nach der Schule zehn Jahre bei der Ruhrkohle gearbeitet, dann acht Jahre als Lkw-Fahrer. Mit Aushilfsjobs hat er sich über Wasser gehalten. Zudem ist er mehrfach vorberstraft und saß bereits eine Haftstrafe wegen Diebstahls ab. S. aus Duisburg (43), ist gelernter  Maurer arbeitete auch als Fliesenleger. Seit einigen Jahren sei er arbeitssuchend, lebe in einer Bedarfsgemeinschaft, beziehe Hartz IV. Auch er hat ein ordentliches Vorstrafen-Register. G. aus Rheinberg, 1972 in Dinslaken geboren, Vater einer 13-jährigen Tochter, arbeitet seit 29 Jahren als Dachdecker und war bislang unbescholten. Einzig ein Monat Führerscheinentzug und 400 Euro Geldstrafe wegen Fahrerflucht gehen auf sein Konto.

G. sei es gewesen, der im Mai 2011 das Haus in Birten mietete und sich beim Besitzer, einem Gutsbesitzer und Rechtsanwalt, grünes Licht für umfangreiche Umbauarbeiten in dem 1947 erbauten Haus einholte, um es später mit seiner Familie zu beziehen. Er habe die Miete immer pünktlich vorbei gebracht, 2011 sogar für ein Jahr im Voraus gezahlt, die Umbaumaßnahmen auf eigene Kosten vorgenommen, so der Vermieter am Mittwoch im Zeugenstand. Der Besitzer habe erst aus den Medien erfahren, dass sein Mieter mit den beiden weiteren Angeklagten eine Cannabis-Zucht betrieben haben soll. Bei einer Wohnungsbegehung im Spätsommer 2012 habe er gesehen, dass G. fast alle nicht tragenden Wände im Erdgeschoss und auch zwei Drittel der Decke entfernt, außerdem überall neue Fenster eingebaut hatte. Während der Umbauarbeiten habe ein Wohnwagen vorm Haus gestanden. Vier Jahre später war der Vermieter ein zweites Mal im Haus, im Obergeschoss sei eine Wand eingezogen worden, durch die der hintere Teil der Räume komplett abgetrennt worden war. Er habe zur Zeit kein Geld, um weiter zu renovieren, deswegen habe er die Räume abgetrennt, so G. gegenüber dem Besitzer des Hauses.

Letzter Zeuge am ersten Prozesstag war der Kriminalhauptkommissar, der die Ermittlungen geleitet hatte. In den Wohnungen der drei Angeklagten habe man Handys und viele USB-Sticks, PC und Festplatten sichergestellt; beim Angeklagten M. habe man bei der Auswertung einer Festplatte Fotos entdeckt, „die aufgrund individueller Merkmale“ von September 2012 an in dem Haus gemacht worden sein müssen, in dem sie ihre Cannabis-Plantage betrieben haben. Eindeutige Beweise, dass die drei damit Handel betrieben haben, habe man nicht gefunden, sagte der Kriminalhauptkommissar auf Nachfrage eines Anwaltes.

Der Prozess wird heute mit weiteren Zeugenvernehmungen um 9.30 Uhr im Amtsgericht in Moers fortgesetzt.

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