Xanten Profis arbeiten mit "Jungen Ingenieuren"

Xanten · Kooperation von Schule und Wirtschaft: Firmenvertreter geben Achtklässlern des Stiftsgymnasiums Einblicke in die Berufswelt.

 Die Schüler erklären Gerhard C. Pariser (Alloy Metals & Steel Market Research) ihre Modelle der Stahlproduktion im Hochofen.

Die Schüler erklären Gerhard C. Pariser (Alloy Metals & Steel Market Research) ihre Modelle der Stahlproduktion im Hochofen.

Foto: armin fischer

Seit September gibt es am Städtischen Stiftsgymnasium in Xanten als Differenzierungskurs neben Französisch, Biologie oder anderen normalen Fächern auch etwas Besonderes. Der Kurs "junge Ingenieure" läuft in Kooperation mit Firmen aus der Realwirtschaft. Damit die Firmen, die ihre Unterstützung anbieten, nicht zu sehr in Anspruch genommen werden, ist die Zahl der Kursteilnehmer auf 20 begrenzt.

Unter den 20 teilnehmenden Schülern der achten Klassen finden sich acht Mädchen. Eine stattliche Quote für ein Angebot aus dem Ingenieursbereich. Der Differenzierungskurs läuft über zwei Schuljahre und soll neben dem theoretischen schulischen Stoff auch praktische Einblicke in das Leben vermitteln.

Die Gymnasiasten Sophie Kühn und Henrik Müller sind begeistert von dem Konzept. Sophies Vater ist Bauingenieur. Sie hat mit offenem Interesse den Kurs gewählt — auch, um die Ingenieursstudiengänge eventuell ausschließen zu können. Henrik hingegen ist ein Autonarr und schon ziemlich sicher, dass er die Richtung Maschinenbau gehen wird. Beide merken, dass in dem Kurs etwas "Echtes" passiert, und so ist die Distanz zur späteren Berufswahl ein gutes Stück gekürzt.

Als angehender Maschinenbauer hat Henrik mit dem Kurs ins Schwarze getroffen. Die Kursinhalte Stahl, Automatisierung und Robotik, Elektronik sowie Kunststoffe und Oberflächen decken das komplette Spektrum der Herstellungsprozesse ab. Die beteiligten Firmen werden gebeten, Einblicke in die Grundsätze und den Alltag ihrer jeweiligen Kernkompetenz zu vermitteln. Über den Rohstoff Stahl, dessen Gewinnung und Herstellung sowie die Kosten und alle weiteren Faktoren konnte Gerhard C. Pariser aus Xanten berichten.

Das in zweiter Generation geführte Unternehmen "Alloy Metals & Steel Market Research" berät international Konzerne und Industrie in Sachen Stahlmarkt. Pariser erläuterte in gut 60 Minuten die Grundzüge der Stahlgewinnung und wie eine Analyse aller denkbaren Faktoren Kosten für die Herstellung sparen kann. Daraus leitete er die konkrete Aufgabe ab, für den Weltkonzern "St. Viktor Steel" aus Xanten eine Standortanalyse für ein weiteres Werk zu liefern. Diesen Konzern gibt es natürlich nicht. Die Aufgabe jedoch wird mit vorgegebenen Parametern so erledigt, wie es die Analysten in Wirklichkeit für ihre Kunden tun. In den nächsten Stunden standen dann auch ein Besuch der Krupp-Mannesmann-Hütte sowie eines Chemiewerk für die Kunststoffe auf dem Programm.

Nach den Vorgaben der Unternehmen werden die Schüler tatsächlich ein Endprodukt erstellen. Da die Verhandlungen mit Firmen aus dem Bereich Robotik noch laufen, wollten die Lehrer Christiane Dahmen und Ralf Bandusch noch nicht zuviel verraten. Die Chemikerin und der Physiker haben diesen speziellen Differenzierungskurs initiiert.

Bandusch hatte als Lehrer am Max-Planck-Gymnasium in Duisburg bereits Erfahrungen mit Kooperationen zwischen Schule und Wirtschaft sammeln können. "Es ist schon toll, was die Schüler an Eindrücken mitnehmen", sagte der Pädagoge. "Das verdanken wir den Firmen, die mit viel Engagement und Zeit unseren Schülern weit mehr als nur eine Idee vermitteln." Die Ergebnisse werden in üblichen Klassenarbeiten aber auch in Präsentationen abgefragt.

(dado)
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