Xanten Pferdewirte klagen über hohe Futterpreise

Xanten · Die Getreidepreise befinden sich auf Rekordhöhen, darunter leiden auch die Pferdebetriebe in Xanten und Umgebung.

 Stefan Miß mit Chagmany. Der Pferdewirt muss sich etwas einfallen lassen, denn die hohen Futterpreise fressen seine Gewinne auf.

Stefan Miß mit Chagmany. Der Pferdewirt muss sich etwas einfallen lassen, denn die hohen Futterpreise fressen seine Gewinne auf.

Foto: armin fischer

Die Gestütsbesitzer am Niederrhein sehen im zweiten Jahr hintereinander einem harten Winter entgegen. Die Preise galoppieren ihnen davon. Stefan Miß, der einen Zucht- und Pensionsstall an der Urseler Straße betreibt, skizziert die Entwicklung: "Vor drei Jahren haben wir für loses Stroh vom Feld noch 110 Euro pro Hektar bezahlt. Jetzt sind es rund 250 Euro.

Der Ballen Heu hat unter elf Euro gekostet, jetzt sind es 24 Euro." Das gleiche Bild beim Kraftfutter. Weil an den maßgeblichen Börsen in Chicago und Paris die Preise für Getreide auf einem Rekordhoch sind, hat sich der Preis gegenüber 2010 verdoppelt: 100 Kilogramm Haferpeletts gibt es für etwa 27 Euro.

Eigentlich müsste Miss seine Preise den steigenden Kosten anpassen und an die Pferdehalter weitergeben. "Aber irgendwo ist eine Schmerzgrenze erreicht", sagt der Xantener. Auch bei den Haltern sitze der Gürtel enger. Der "gut betuchte Pferdehalter" sei in der Region ohnehin die Ausnahme. "Am Niederrhein leben wir vom gesunden Mittelstand." "Der Markt ist sehr angespannt, der Konkurrenzkampf ist härter geworden", bestätigt Annette Hoffrogge, die beim Kreispferdesportverband Wesel für die Betriebe zuständig ist. "Das Angebot ist größer als die Nachfrage. Demzufolge müssen die Betriebe ihre Kunden bei Laune halten."

Dabei hat sich die Lage in diesem Jahr sogar entspannt. 2011 litt die Branche unter massiven Missernten bei Heu und Stroh — den Basisprodukten aller Pferdewirtschaft. Die Preise explodierten, gaben 2012 aber um gut 50 Prozent nach. "Der Sommer war trocken, die Ernte gut", erklärt Berhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW den Preisrückgang. Heu und Stroh wird größtenteils von regionalen Erzeugern gekauft, weil der Transport aufwendig und dadurch teuer ist. Rüb kennt die Nöte der Pferdebetriebe, nennt aber auch Einsparpotenziale: "Halter und Gestütsbetreiber müssen sich vielleicht fragen, ob eine Box täglich kniehoch mit Stroh aufgefüllt werden muss. Da ist viel Romantik im Spiel. Das kostet Geld."

Miss vermietet seine 72 Boxen zu Preisen ab 290 Euro im Monat. Im Preis sind unter anderem Heu, Stroh und der Weidegang enthalten. Je nach Leistung kann die Boxenmiete bis auf 370 Euro steigen. "In der Stadt sind die Preise deutlich höher", sagt Stefan Miß, der drei fest angestellte Pferdewirte und zurzeit eine Praktikantin beschäftigt. Die Preisexplosion versucht er mit "Sonderleistungen" aufzufangen. Die Reithalle wurde vergrößert, es gibt mehr Unterricht, mehr Kinderbetreuung, mehr Veranstaltungen. Dass die Futterpreise in absehbarer Zeit deutlich sinken, erwartet Miß nicht: "Wenn die einmal so hoch sind . . . Es wird Jahre dauern, bis der Markt sich wieder beruhigt."

(RP/rl)
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