Dankeschön für Unfallmeldung Ehrlich währt am längsten

Xanten-Birten · Nach einem Unfall beim Einparken meldet die Birtenerin Petra Decken ihren Fehler pflichtbewusst der Polizei. Der Geschädigte ist von so viel Ehrlichkeit überrascht und bedankt sich hinterher persönlich.

 Holger Kübart (l.) bedankt sich mit Blumen bei Petra Decken für ihre Ehrlichkeit.

Holger Kübart (l.) bedankt sich mit Blumen bei Petra Decken für ihre Ehrlichkeit.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Mit Schmackes in die Parklücke, den Abstand zum dahinter parkenden Auto nicht richtig eingeschätzt – und zack, da ist es passiert. So war es auch am 25. März, als Petra Decken sich auf den Weg nach Neukirchen-Vluyn machte, um ihre dort in einem Seniorenheim lebende Tante zu besuchen.

Die Parklücke am Straßenrand war schnell gefunden, die 53-Jährige aus Birten setzte vorschriftsmäßig den Blinker, parkte mit ihrem roten VW Golf älteren Baujahres – nicht mit einem Park-Signal ausgestattet – ein, „und plötzlich fehlten da ein paar Zentimeter“. Petra Decken trat zu spät auf die Bremse und touchierte einen Smart. Schaden: 700 Euro. Sie selber hatte nur eine kleine Schramme hinten rechts an der Stoßstange. Der Smart gehört Holger Kübart aus Weeze, der sich am Montagnachmittag auf den Weg nach Birten machte, um Sandra Decken mit einem Blumenstrauß dafür zu danken, dass sie sich nach dem Unfall nicht einfach von dannen gemacht hat.

Das sei für sie doch selbstverständlich gewesen, sagt die Birtenerin. „Wenn ich was falsch gemacht habe, muss ich doch dafür geradestehen.“ Sie sei ins Altenheim gegangen, habe dort an der Rezeption nachgefragt, ob jemand wisse, wem das Fahrzeug gehört. Schulterzucken bei den Mitarbeiterinnen. Und auch die Senioren, die sich im Eingangsbereich aufgehalten hatten, konnten nicht weiterhelfen. Also rief Sandra Decken die Polizei an, schilderte kurz, was passiert war. Die Beamten kamen, nahmen die Schadensanzeige auf, klemmten einen Hinweis an die Windschutzscheibe des Smart, dass es einen Unfall gegeben habe und der Halter des Fahrzeuges sich doch bitte bei der Polizei in Neukirchen-Vluyn melden möge. „Was muss ich jetzt noch machen?“, wollte Sandra Decken wissen; „Nichts. Nur Ihrer Versicherung Bescheid sagen.“ Und 35 Euro zahlen, für die Anzeige, die die Polizisten angefertigt hatten.

Als Holger Kübart am nächsten Tag zur Polizeiwache fuhr, las er im Unfallprotokoll den Namen der Verursacherin sowie ihre Adresse und fuhr auf dem Rückweg bei ihr vorbei, um sich zu bedanken. „Ich lese immer wieder in der Zeitung, dass die Polizei Zeugen sucht für einen Unfall. Und ich war wirklich angenehm überrascht, dass Frau Decken alles sofort geregelt hatte.“ Aber die war nicht zu Hause. Also klemmte er seine Visitenkarte in die Haustür mit der Bitte, sie möge sich doch bei ihm melden. „Als ich die Karte gesehen habe, war ich erst verunsichert, ob ich nicht doch etwas falsch gemacht habe“, sagt Sandra Decken.

Hatte sie aber nicht, im Gegenteil. Denn einfach einen Zettel mit einer Telefonnummer hinter die Windschutzscheibe des „gegnerischen“
Autos klemmen, reicht heute nicht mehr aus und wird ebenso als unerlaubtes Entfernen vom Unfallort gewertet wie das Verhalten eines Schaden-Verursachers, der einfach abhaut. „Das macht auch Sinn“, erklärt Andrea Margraf, Pressesprecherin bei der Kreispolizei Wesel. „Stellen Sie sich mal vor, wenn es im Herbst stürmt oder stark regnet, dann fliegt so ein Zettelchen vielleicht weg oder man kann nichts mehr lesen – und dann bleiben Sie auf dem Schaden sitzen“.

„Die Aufklärung von Unfallfluchten ist ein wichtiger Schwerpunkt polizeilicher Ermittlungsarbeit in Nordrhein-Westfalen. Deshalb haben wir auch im vergangenen Herbst ein Pilot-Projekt mit dem Titel ‚Unfallflucht ist unfair‘ an sechs Standorten gestartet“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul im Februar. Die Polizei arbeitet hier mit Geschäften, Supermärkten und Anliegern großer Parkplätze zusammen. Plakate und Flyer sollen Menschen für das Problem sensibilisieren und sich an Zeugen wenden, ihre Beobachtungen zu melden.

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