Sonsbecks Pastor koordiniert Fahrten für den Niederrhein Pläne für die Weltjugendtage 2023 stehen
Sonsbeck/Niederrhein · Sonsbecks Pastor Günter Hoebertz koordiniert für die Region die Fahrten zu dem Großereignis in Lissabon. Er will vor dem Treffen mit Millionen von Menschen in Portugal eine Woche in der Abgeschiedenheit Südspaniens verbringen.
Es waren Erlebnisse, die Pastor Günter Hoebertz nachhaltig prägten: In Czestochowa / Polen 1991 etwa, als er mit 22 Jahren erstmals an den Weltjugendtagen (WJT) teilnahm und mit einer Gruppe von einem kleinen polnischen Dorf aus mehrere Tage zum Treffpunkt gepilgert war. Oder in Rom 2000, als sich trotz Hitze Hunderttausende auf dem Petersplatz versammelten. „Die Feuerwehr bespritzte zur Abkühlung alle mit Löschwasser“, erzählt der 53-jährige Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde St. Maria Magdalena Sonsbeck. „Es gab ein riesiges Feuerwerk. Als alle gemeinsam gesungen haben, spürte man diese besondere Verbindung.“
Während er erzählt, leuchten seine Augen auf, sprudeln weitere Erinnerungen hervor: An die Prozession von knapp einer halben Million Menschen bei den Weltjugendtagen in Sydney 2008 zum Beispiel, daran, dass selbst die berühmte Harbour Bridge eigens für den Umzug gesperrt worden war, an den spektakulären Blick auf das Opera House, an die entspannte Stimmung in der Stadt. „Sogar die Polizisten wünschten immerzu ,God bless you‘ (Gott segne dich)“, sagt der Pastor. Er berichtet von Kanufahrten auf den Spuren der Natives in Kanada (2002), von Übernachtungen mit 400 Menschen in spanischen Turnhallen (2011). „Die Weltjugendtage sind immer anders, aber alle sind einmalige Erfahrungen“, betont Hoebertz. Und diese Erfahrungen will er jungen Menschen zwischen 16 und 35 Jahren auch bei den nächsten Weltjugendtagen in Lissabon ermöglichen.
Der Pfarrer ist für die gesamte Region zum offiziellen Koordinator der Fahrten zu dem Großereignis in der ersten Augustwoche 2023 ernannt worden. Schon zu Zeiten als Kreispräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Kreis Kleve hatte er mehrere Fahrten organisiert. „Als ich Weihbischof Rolf Lohmann davon erzählte, nun mit Sonsbecker Jugendlichen zu den Weltjugendtagen nach Lissabon fahren zu wollen, fragte er mich, ob ich nicht für die anderen Gemeinden gleich mitplanen könne“, so Hoebertz. Gruppen aus Goch, Rheinberg und Straelen haben sich bereits angeschlossen. Einen genauen Umkreis möglicher Teilnehmer will er aber nicht ziehen. „Es geht nicht um Territorialfragen, sondern darum, jungen Menschen eine spirituelle Erfahrung zu ermöglichen“, sagt der Pastor.
Unterstützung bekommt er von Heike Gellings, die die Gruppenleitung für die Teilnehmer aus Sonsbeck übernimmt. Auch sie hat schon WJT-Erfahrung, organisierte zusammen mit ihrem Mann 2011 die erste Fahrt der Sonsbecker Kirchengemeinde – damals nach Madrid. „Es war ein unglaubliches Erlebnis“, betont sie. „Es ist faszinierend und berührend, so vielen Menschen zu begegnen, die alle die gleiche Intention haben, nämlich Glaube zu erleben.“ 2016 folgte eine Fahrt nach Krakau.
Für die Weltjugendtage 2023 haben sich beide ein besonderes Konzept überlegt. Die Tage der Begegnung, die im Vorfeld des Großereignisses stattfinden, sollen nicht in Portugal, sondern im Süden Spaniens verbracht werden. „Wir haben dort gute Kontakte zu einer Gemeinschaft, die sich Pueblo De Dios (Gottes Volk) nennt“, so Hoebertz. In der Gemeinschaft leben Menschen unterschiedlicher Herkunft wie in einer Familie zusammen. „Es ist wunderbar, wenn das ,Vater unser‘ in verschiedenen Sprachen gebetet wird“, so der Pastor. Für eine Woche soll in der ländlichen Abgeschiedenheit Leben und Arbeit mit der Gemeinschaft geteilt werden, um sich zu besinnen, zu sich selbst zu finden.
Das Kontrastprogramm folgt in Lissabon, wenn vom 1. bis zum 8. August Millionen junger Menschen aufeinandertreffen. Nach den Katechesen am Vormittag, bei denen Bischöfe aus den eigenen Bistümern Gottesdienste abhalten, stehen für die Jugendlichen täglich zahlreiche Angebote bereit: Konzerte, Jam-Sessions, Besichtigungen, Workshops. „Wir werden viel Spaß haben“, so Hoebertz. „Aber die Fahrt wird keine Urlaubsreise, sondern soll der – auch kritischen – Auseinandersetzung mit der Kirche und dem Glauben dienen.“
So stehen die Höhepunkte der Weltjugendtage zum Ende der Woche an: der Kreuzweg unter Leitung des Papstes durch die Stadt (Freitag), das Abendgebet am Samstag im Lichterschein von Millionen von Kerzen, dann die Vigil, bei der alle Teilnehmer auf dem Festplatz unter freiem Himmel übernachten, sowie die vom Papst zelebrierte Abschlussmesse am Sonntag.