Xanten Ochsenorden für den Arzt im Libanon

Xanten · Die Kalkarer Karnevals Gesellschaft zeichnet den Xantener Mediziner Ghassan Mourheg (81) aus. Den Rummel um seine Person kann der Preisträger aber nicht so recht verstehen. Schließlich helfe er ja nur seinen Mitmenschen, sagt er.

 Bürgermeister Thomas Görtz (Xanten) , Ghassan Mourheg und Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz.

Bürgermeister Thomas Görtz (Xanten) , Ghassan Mourheg und Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz.

Foto: Reichwein

So ganz versteht Dr. Ghassan Mourheg nicht, warum man so viel Aufhebens um ihn macht. Denn der 81-Jährige macht doch nur das, was er seiner Ansicht nach tun muss: Menschen helfen. "Das ist meine Aufgabe", sagt der Mediziner, der in Kalkar von der dortigen Karnevals Gesellschaft (KKG) am "Ochsensonntag", 28. Januar, in einem Festakt (10.30 Uhr) mit dem Ochsenorden ausgezeichnet wird. Im Xantener Rathaus stellten KKG-Vorsitzender Paul Jamin und Senatspräsident Stephan Weber jetzt den neuen Träger des Ordens vor, den die KKG seit 1968 an Menschen aus der Region verleihen, die "ein Herz für andere" haben.

Das hat der Chirurg und praktische Arzt, der im Norden Libanons geboren und aufgewachsen ist, in Münster Medizin studiert hat und bis 2005 in seiner Praxis im Xantener Ortsteil Marienbaum gearbeitet hat. Das war aber nicht der Grund, warum sich die Senatoren der KKG entschlossen haben, ihm den Ochsenorden zu verleihen: Es ist die Tatsache, dass der Mediziner vor zwölf Jahren im Norden Libanons, dem christlichen Teil des kleinen Landes, in zwei Dörfern "so wie Xanten und Kalkar" (Dr. Mourheg) auf eigene Kosten zwei medizinische Stationen und eine Praxis aufgebaut hat, in denen er an neun Monaten im Jahr die Ärmsten der Armen, unter ihnen auch viele Flüchtlinge aus Syrien, behandelt - gratis.

Zur Seite stehen ihm bei der Versorgung der Patienten und bei kleineren Operationen ein libanesischer Pfleger und Ehefrau Irmtraud, die ihren Mann auf allen Reisen in den Libanon begleitet hat und dies auch weiter machen möchte. Kennengelernt haben sich die beiden übrigens 1959 in ihrer Heimatstadt Münster, wo beide an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Medizin studiert haben. Als das erste von sechs Kindern unterwegs war, hat sich Irmtraud Mourheg das Studium aufgegeben. Heute sind beide stolze Großeltern von 19 Enkeln.

Nach dem Studium machte Dr. Mourheg seinen Facharzt, arbeitete drei Monate im St.-Josef-Krankenhaus in Xanten und übernahm dann die Praxis eines verstorbenen Kollegen in Marienbaum.

Obwohl er nur die ersten 18 Lebensjahre im Libanon gelebt, den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht hat, zog es ihn immer wieder in die Heimat. Da hat er von 1973 bis 1978 gelebt und wollte eigentlich dort bleiben.

Aber das war die Zeit, als Bürgerkrieg war im Land. "Ich hatte immer ein wenig Angst", gibt Irmtraud Mourheg zu. Aber wie ihr Mann liebt sie das Land, das "sehr korrupt" sei und in dem alles Mögliche im Argen liege. Im März fliegen beide wieder in den Libanon. Dr. Ghassan Mourheg will so lange weiterarbeiten, wie er kann. Was danach aus den beiden Krankenstationen und der Praxis wird? Er weiß es nicht. Denn auch wenn es in seiner großen Familie inzwischen einige Mediziner gibt, will keiner der Enkel im Libanon leben und arbeiten.

Wenn dem engagierten Mediziner am 28. Januar der Ochsenorden verliehen wird, stellt Senatspräsident Stephan Weber auch ein Riesen-Sparschein aus Porzellan im Rathaus-Saal in Kalkar auf. "Ich sag den Leuten dann immer, dass wir uns über eine stille Spende freuen würden." Still? "Geldscheine, die fallen lautlos ins Sparschwein - im Gegensatz zu klingenden Münzen." Und den Inhalt des Schweins bekommt stets der Ordensträger.

(RP)
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