Xanten Gemeinden müssen Mut beweisen

Alpen/Rheinberg/Sonsbeck/Xanten · Die katholischen Pfarrgemeinden in der Region haben weiterhin mit sinkenden Mitgliedszahlen zu kämpfen. Es gibt vereinzelt aber auch Lichtblicke zu vermelden.

 Die Zahl der Taufen und kirchlichen Trauungen ist in einigen Gemeinden der Region deutlich gestiegen. Doch es bleibt insgesamt schwierig für die Pfarreien.

Die Zahl der Taufen und kirchlichen Trauungen ist in einigen Gemeinden der Region deutlich gestiegen. Doch es bleibt insgesamt schwierig für die Pfarreien.

Foto: Pixabay

Die Mitgliederzahlen 2017 der Katholischen Pfarrgemeinden sind unverändert im Sinkflug. St. Ulrich in Alpen meldet ein Minus von 156 Mitgliedern gegenüber dem Vorjahr (1,37 Prozent weniger), Rheinbergs St. Peter und St. Evermarus zusammen 262 Personen (-1,31 Prozent), St. Maria Magdalena in Sonsbeck 73 Personen (-1,5 Prozent) und St. Viktor in Xanten 44 Personen (-0,36 Prozent). Damit liegen einige Pfarren über dem Bistumsdurchschnitt von knapp einem Prozent. Andere Regionen hat es viel härter getroffen, trotzdem weiß Dechant Martin Ahls aus Rheinberg, dass sich einiges ändern muss. Mit Bischof Felix Genn aus Münster ist er sich einig: Die Kirche unterliegt einem Kulturwandel, Mut und Experimentierfreude sind gefragt, um wieder mehr Menschen für Kirche zu interessieren und zu gewinnen.

Glaube und Verbleib in der Kirchengemeinschaft seien immer mehr zu persönlichen Entscheidungen geworden, berichtet Ahls. „Über die Zugehörigkeit entscheiden nicht mehr die Generationen der Eltern oder Großeltern.“ Das Gute daran: Viele gehen nicht mehr in die Kirche, um anderen einen Gefallen zu tun. Wer teilnimmt, „möchte seinen persönlichen Bezug zu Kirche und Glaube zum Ausdruck bringen“.

Rückläufig ist die Zahl der Gottesdienstteilnehmer. Zweimal im Jahr an einem festgelegten Tag wird in den Kirchen gezählt. Doch Vergleiche sind nur bedingt aussagekräftig. „Vielleicht war im einen Jahr gerade ein Sondergottesdienst, im anderen nicht. Am einem Sonntag eine vollbesetzte Kirche, an dem sonst nur die Hälfte kommen würde“, sagt Ahls. „Aber die Grundtendenz zeigt deutlich nach unten.“ Zudem spielt der demografische Faktor immer mehr eine Rolle. Die Menschen werden älter und können teilweise nicht mehr zu Messen gehen oder von den Kindern dorthin gefahren werden. Statt dessen verfolgen viele von zu Hause aus die Gottesdienste im Fernsehen. „Über 800.000 Zuschauer am Sonntag beim ZDF. Es gab noch nie so viele“, erklärt der Dechant.

Ein Kulturwandel soll die katholische Kirche wieder zurück ins rechte Fahrwasser führen. „Kirche können wir nur mit den Menschen sein. Sie müssen stärker erfahren, dass wir gerne für sie da sind, gerade dann, wenn sie uns brauchen. Sie müssen intensiver erleben, dass wir nah an ihren Lebenswirklichkeiten sind“, macht Bischof  Genn deutlich. Auch Martins Ahls setzt sich für neue Wege ein: „Durch differenzierte Angebote die Menschen stärker gewinnen“, sagt er und meint damit zum Beispiel sonntägliche Abendmessen, zu denen auch Gläubige aus anderen Gemeinden kommen, weil es ihnen zeitlich besser passt. Oder Jugendgottesdienste: Sie besuchen nicht nur junge Menschen, sondern auch Ältere, die in ihrer Jugend schon ähnliche Angebote wahrgenommen haben.

Zur Experimentierfreudigkeit gehören ferner kürzere Messen. „Lieber konzentriert auf den Punkt gebracht als viele schöne Worte“, meint der Dechant. Er weiß: Die Zeit ist schnelllebiger geworden. Das hat Nachteile, aber auch Positives: Konzentration auf die Botschaft und klare Aussagen. Zu den neuen Wegen zählt Ahls das Angebot 2018 aus der Karwoche, an St. Peter Rheinberg die kirchliche Gestaltung der Tage komplett für Familien mit Kindern auszurichten. Wem dies nicht zusagte, musste sich entscheiden, ob er trotzdem hingeht oder die Messen in einer der anderen Kirchen in der Umgebung aufsucht, in denen das Osterfest in klassischer Weise gefeiert wurde. Diese neue Form sei noch ein „zartes Pflänzchen“, meint der Rheinberger, aber, wenn er daran zurückdenkt, „es war ein Highlight. So eine Osternacht mit Licht, Farbe und moderner Interpretation habe ich noch nicht erlebt.“

Die Kirchenstatistik umfasst auch Positives. St. Viktor meldet deutlich mehr Taufen (96 statt 79 im Vorjahr). Es gab fast eine Verdoppelung bei den kirchlichen Trauungen (St. Maria Magdalena) und weniger Austritte in St. Ulrich gegenüber 2017.

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