Gastronomie in Xanten und Rheinberg Neustart mit wenig Betrieb in den Biergärten

Xanten/Rheinberg · Viele Gastronomen in Xanten und Rheinberg beklagen, dass die Zeit, sich auf eine Wiedereröffnung vorzubereiten, zu knapp war. Nur vereinzelte Gäste nutzten die Chance auf ein frisch gezapftes Bier im Freien.

 Die Familien Kempkes und Duscha waren die letzten Gäste vor der Schließung und die ersten bei der Biergarteneröffnung am Sonntag. Wirt Michael Neumaier (rechts) bediente sie gerne. 
  RP-Foto: N. Prümen

Die Familien Kempkes und Duscha waren die letzten Gäste vor der Schließung und die ersten bei der Biergarteneröffnung am Sonntag. Wirt Michael Neumaier (rechts) bediente sie gerne. RP-Foto: N. Prümen

Foto: Norbert Prümen

Als Mitte der Woche die Nachricht kam, dass die Außengastronomie ab Sonntag wieder geöffnet werden darf, löste das nicht bei allen Beteiligten Freudenstürme aus. „Zu viele Fragezeichen und Unklarheiten stehen noch im Raum, Abläufe und Vorbereitungsmaßnahmen müssen geplant werden“, heißt es etwa in einer Mitteilung des Restaurant Karthaus X², dass seinen Außenbetrieb deshalb erst Pfingsten aufnehmen wird. Michael Neumaier hatte Weitsicht bewiesen und sein Hotel für die wenigen Geschäftsreisenden weiter offengehalten. „Es ging uns darum, Präsenz zu zeigen. Gelohnt hat es sich nicht, die Zahlen sind gruselig“, erklärt der Gastronom, der die Gunst der Stunde nutzte und seinen Biergarten öffnete.

Das freute vor allem die Familien Kempkes und Duscha. Sie waren die letzten Gäste vor der Schließung und die ersten bei der Biergarteneröffnung am Sonntag. „Selbstverständlich wollten wir hier das erste Bier vom Fass trinken. Es ist einfach der lauschigste Biergarten in Xanten“, erzählt Christian Kempkes. Nur das Wetter wollte nicht so richtig passen, was Wirtstochter Mara dazu veranlasste, sich mit einer Pudelmütze dazuzusetzen.

Klingt paradox, aber ausgerechnet Eisdielenbetreiber Fausto Santin ist heilfroh darüber, dass sich die sommerlichen Temperaturen des vergangenen Sonntags nicht wiederholt haben: „Ich habe keine Möglichkeit, in der kurzen Zeit Serviererinnen zu bekommen. Vier Tische schaffe ich alleine, auf die anderen kommt ab morgen ein Zettel mit der Bitte, sich das Eis selbst abzuholen.“ Seine Kritik richtet sich an die Politik: „Es ist schön, dass wir wieder Tische rausstellen dürfen, aber der Vorlauf war deutlich zu kurz.“

Vor dem Restaurant Teatro stehen 20 Tische bereit, besetzt ist nur einer. Mitarbeiterin Zeljka Erkek freut sich trotzdem: „Das sind unsere ersten Gäste nach sechs Monaten und 15 Tagen und das ist einfach schön.“ Ein wenig erleichtert ist sie aber schon, dass nicht alle Tische besetzt sind: „Die Organisation war enorm schwer, wir hatten nur zwei Tage Zeit, um genug Personal zu bekommen. Wir wussten ja auch nicht, wie viel wir benötigen, was uns erwartet.“ Im Plaza Del Mar, ebenfalls in Xanten, hat man sich dazu entschlossen, kein Risiko einzugehen und den Betrieb erst am Pfingstwochenende wieder hochzufahren. „Der Außenbereich ist geöffnet, es gibt eine kleine Karte mit Speisen und Getränken, die müssen sich die Gäste aber selber abholen“, sagt Betriebsleiterin Dorothee Schweers. Für sie und ihr Team sei das ein willkommener Testlauf für das kommende Wochenende.

Während die Menschen in Xanten wenigstens vereinzelt die neuen Freiheiten genießen, bietet der Rheinberger Markt ein Bild der Trostlosigkeit. Weder die Alte Apotheke noch das Hotel Am Fischmarkt nutzen ihre Möglichkeiten. Lediglich vor dem Eiscafé Dolce Vita sind einige der 15 Tische besetzt. Inhaber Giordani Stefano klagt darüber, dass die Maßnahmen nicht ausreichend deutlich kommuniziert worden seien: „Ich weiß zum Beispiel nicht, welcher Test vorgeschrieben ist. Reicht ein Selbsttest oder muss da ein Stempel drauf sein?“ Er hofft jetzt auf weitere Lockerungen und viel Sonne. „Ich sehe mir mehrmals täglich den Wetterbericht an, Das ist für uns wie eine Krankheit.“

Gunter Weber, Wirt der Gaststätte Punto in der Fußgängerzone, verzichtet nicht nur auf die Außengastronomie, weil im neu geschaffenen Pflaster die Hülsen für seine Schirme fehlen: „So schnell, wie die Politik das glaubt, kann man einen Betrieb gar nicht hochfahren. Wir öffnen den Außenbereich an Pfingsten.“

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