Kunst in Xanten Schüler schlüpfen in Heiligenrollen

Xanten · Das Stiftsmuseum zeigt noch bis zum 3. März die Sonderausstellung „Nachgestellt – Nachempfunden“ von Schülern des Stiftsgymnasiums Xanten. Entstanden sind persönliche Bild-Inszenierungen, welche die historischen Werke lebendig werden lassen.

 Schülerin Paula Dirks nimmt nochmals die Haltung der Heiligen Maria ein, die sie im vorigen Jahr für die Sonderausstellung vor der Kamera posierte.

Schülerin Paula Dirks nimmt nochmals die Haltung der Heiligen Maria ein, die sie im vorigen Jahr für die Sonderausstellung vor der Kamera posierte.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Paula Dirks aus Sonsbeck hat es die Darstellung der Maria angetan. Genauer gesagt: einer im Stiftsmuseum ausgestellten Figur aus Nussbaumholz aus dem 13. Jahrhundert, die schon an der blau-roten Kleidung als Gottesmutter identifiziert werden kann. In einem Fotoprojekt des Stiftgymnasiums im Herbst 2017 verkleidete sich die damals zwölf Jahre alte Schülerin möglichst stilecht. Ein Foto dieser Szene findet sich nun im Stiftsmuseum wieder – direkt neben der Original-Holzfigur. Wie Paula Dirks schlüpften weitere 45 Schüler der siebten Klassen in historische und biblische Szenen. Sie stellen Statuen, Gruppen und Gemälde aus dem Xantener Dom und dem Stiftsmuseum nach. Eine Auswahl der fotografisch festgehaltenen Inszenierungen werden nun im Dom und im Museum neben dem Original vorgestellt.

„Inszenierte Fotografie“ hatten Religionslehrer Tobias Schrörs und Kunstlehrerin Kathrin Hermsen das fachübergreifende Projekt genannt, das auf den Arbeiten zweier unterschiedlich arbeitender Künstler beruht: Johannes Langenberg (1849-1931) und Cindy Shermann (geboren 1945). Die Amerikanerin inszenierte sich selbst als Person in historischen Gewändern nach der Art alter Meister. Langenfeld, der von 1877 an in Goch eine Werkstatt für kirchliche Kunst betrieb, ließ seine Mitarbeiter mit historisierenden Gewändern vor einer Kamera posieren und konnte damit eine authentische Körperhaltung und wirklichkeitsnahe Faltenwürfe für seine Bildhauer-Werke studieren, erklärt Hermsen den künstlerischen Ansatz der jetzt im Museum unter dem Titel „Nachgestellt – Nachempfunden“ zu sehenden Sonderausstellung.

Der Titel ist Programm: Um nämlich solche Szenen möglichst originalgetreu nachstellen zu können, müssen sich die Modelle neben der Freude an der Verkleidung auch in die Heiligenfiguren und deren Inszenierung hinein versetzen. Gemeinsam mit Schrörs erarbeiteten die damaligen Siebtklässler die Bedeutung der von ihnen bei einem Rundgang durch den Dom und das Museum favorisierten Kunstwerke. Ihre Erkenntnisse fassten die Schüler textlich zusammen. Erst dann ging es ans Verkleiden aus dem großen Fundus „römischer Kleidungsstücke“ des Lehrers.

Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Darstellungen. Julian van Holt aus Xanten war von der Statue des Heiligen Bischof Nikolaus fasziniert. Jens Kluge aus Borth erklärt die Auswahl seines nachzustellenden Objekts eher pragmatisch: „Wir waren zu viert und eine Darstellung auf dem 1525 in Antwerpen geschnitzten Märtyreraltars vorn im Dom passte.“ Gezeigt werden Maria, Josef, der weise Simon und die Prophetin bei der Darstellung Jesu im Tempel. Bisweilen geht es auf den Bildern auch blutrünstig zu: Herodes übergibt den Kopf des enthaupteten Johannes des Täufers an Tochter Salome. Das Lieblingsbild der stellvertretenden Museumsleiterin Elisabeth Maas, die gemeinsam mit Kaplan Christoph Potowski die Ausstellung eröffnete, ist ein anderes: Darauf ist ein wohlbeleibter Kanoniker zu sehen, der sich mit seinem Schüler als Jagdhund zu Füßen ausruht. Die Erläuterungen auf den Tafeln dürften bei Besuchern so manches Aha-Erlebnis hervorrufen.

Info: Die Sonderausstellung „Nachgestellt – Nachempfunden“ ist bis zum 3. März im Stiftsmuseum zu sehen. Eintritt kostet ab 18 Jahren 4 Euro.

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