Xanten "Mindscape": Lucia Kempkes aus Xanten stellt in Kaarst aus

Xanten · Wie kommen die Xantener Turmbläser, die traditionell am 24. Dezember vom Turmkranz des Viktor-Doms aus auf die Weihnachtszeit einstimmen, nach Denver im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado? Lucia Kempkes hat sie dorthin gebracht.

 Meisterschülerin an der Freien Universität Berlin: Lucia Kempkes.

Meisterschülerin an der Freien Universität Berlin: Lucia Kempkes.

Foto: Privat

Noch spannender ist die Antwort auf die Frage, wie die Turmbläser wieder zurückkommen. Denn die kennt auch "Meisterschülerin" Lucia Kempkes noch nicht. Die in Berlin lebende 26-jährige Xantenerin hat den traditionellen Auftakt der Weihnachtszeit in Xanten im vergangenen Dezember als Video an eine amerikanische Kommilitonin in Denver geschickt.

Damit ist das Video international eingebettet in ein Thema, das unter dem Titel "Mindscape" die aktuelle Schaffensphase der Künstlerin bestimmt — die persönliche Reflexion von Örtlichkeiten und Orten, die sich bei verschiedenen Besuchen mit der Zeit und ihrer eigenen Befindlichkeit verändern, ohne sich jemals verlagert zu haben. Facetten aus "Mindscape" sind in der Galerie Splettstößer in Kaarst zu sehen.

Lucia Kempkes entstammt einer Ur-Xantener Familie. In der Dom-Stadt wuchs sie auf, besuchte sie Kindergarten und Schule, war bei den Messdienern und Pfadfinderin bis zum Abitur. Danach ging es nach Berlin; zunächst an die Freie Universität (FU) zum Studium von Biologie und Philosophie. Dann wechselte Lucia Kempkes zur Universität der Künste Berlin (UdK). Als (inzwischen) Meisterschülerin studiert sie Bildende Kunst; die Philosophie an der FU bleibt jedoch weiterhin ihre Studienbegleiterin.

"Mindscape" in Kaarst zeigt zum Teil großformatige Arbeiten mit und auf Büttenpapier, die geschnitten und mit der Nähmaschine zusammengefügt oder um Versatzstücke ergänzt werden. Lucia Kempkes zeichnet, malt und setzt auch schon mal den Hochdruckstrahler zur Materialveränderung als Werkzeug ein. Das Resultat sind Topographien von Orten, die ihrer eigenen Reflexion entsprechen — als Leporello auf dem Boden ausgebreitet oder als Myriorama Legespiel, bei dem alle Elemente in beliebiger Reihe in Linie immer wieder passend zum neuen Bild zusammengestellt werden können.

In diesem Gebäude von Denken und Gedanken bewegt sich die Xantenerin auch real. Berlin ist im Moment ihr Lebensmittelpunkt, aber nicht ihr Kosmos. Er vermischt sich, wird überlagert von Eindrücken, die sie während des Studiums an der School of Visual Arts New York aufnahm oder aus mehreren Aufenthalten in Paris, wo Lucia Kempkes ein eigenes Projekt begleitet. "Ich komme zwar immer wieder an denselben Ort, doch der ist anders — weil die Jahreszeit anders ist, die Umstände anders sind, und auch ich anders bin." Xanten taucht in diesem Geflecht nur als "special position" auf. "Xanten ist für mich ein nach Hause kommen; bei Mama essen, mit Papa Rotwein trinken."

Der geographische Ort steht ihr für das Gefühl, "dass die Verbindung mit den Eltern immer eine gute ist". Die Stadt "ohne Mama und Papa"? Lucia Kempkes überlegt nur einen Augenblick und antwortet schließlich bestimmt: "Undenkbar!"

Öffnungszeiten (bis 22.2.): Di., Mi., Fr. 14.30 - 18.30 Uhr, Do. 14.30 -20 Uhr, Sa. 10 - 12.30 Uhr, Rathausstraße 3, Kaarst; www.galerie-splettstoesser.de

(l-t)
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