Kosaken-Konzert in Sonsbeck Musik aus der geistlichen Seele Russlands

Sonsbeck · Die Maxim Kowalew Don Kosaken überzeugten mit ihrem vokalen Repertoire bei einem Konzert in der Evangelischen Kirche Sonsbeck.

 Die Stimmen der Maxim Kowalew Don Kosaken füllten die evangelische Kirche in Sonsbeck.

Die Stimmen der Maxim Kowalew Don Kosaken füllten die evangelische Kirche in Sonsbeck.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Pfarrer Bublitz schaute auf seine Armbanduhr. „Vier Minuten noch. Drei Minuten rede ich, dann können sie kommen.“

Mit „sie“ meinte der Seelsorger der Evangelischen Kirchengemeinde die sieben Sänger der Maxim Kowalew Don Kosaken, die am Mittwochabend russische Volksweisen, Balladen und Kosakenlieder vortrugen. In der gut gefüllten evangelischen Kirche an der Hochstraße, dem „schönsten Ort zwischen Hanau und Bochum“, so Bublitz in seiner Begrüßung. Denn die Sänger kamen aus Hanau, nach ihrem Konzert in Sonsbeck fuhren sie weiter zu ihrem nächsten Auftritt nach Bochum. Traditionsgemäß beginne bei den Maxim Kowalew Don Kosaken das Programm geistlich, darauf freue er sich als Pfarrer besonders. Im zweiten Konzertteil stünde weltliches Liedgut auf dem Programm, ließ Bublitz die knapp 100 Zuhörer wissen und hieß vier Tenöre, zwei Bässe und einen Bariton in seiner Kirche willkommen.

Mit kräftigen, glasklaren Stimmen spannten die sieben Sänger einen großen Bogen zwischen der mit melancholischer Intensität vorgetragenen russisch-orthodoxen Sakralmusik in der ersten „Halbzeit“ und den russischen Volksweisen in der zweiten Hälfte. Anspruchsvolle russische Vokalmusik, „die sich die Maxim Kowalew Don Kosaken in jahrelanger professioneller Einstudierung angeeignet haben“, so im Programmheft zu lesen.

Der Bariton mit der schier unglaublich tiefen Stimme stellte jedes Lied vorher kurz vor, nannte die Titel erst auf deutsch, dann in russischer Sprache. In schwarzer Kleidung standen die sieben Sänger im Altarraum, die Kirche war während des Konzertes hell erleuchtet. Etwas gedämpfteres Licht hätte der Stimmung vielleicht gut getan, tat ihr aber keinen Abbruch.

Im Wechsel traten die Tenöre, Bässe und der Bariton bei den einzelnen Stücken für ihren Solopart einen Schritt nach vorne. Besonders ergriffen lauschte das Publikum dem „Ave Maria“ von Charles Gounod, das er 1852 komponierte und das auf dem Präludium in C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach basiert. Nicht nur bei diesem Lied trugen sich die Stimmen der Maxim Kowalew Don Kosaken selber, bis in den hintersten Winkel der evangelischen Kirche. Unplugged. Ohne Strom, ohne Mikro. Das brauchen die Sänger nicht, deren Kapital ihre Stimmen sind. Und die Zuhörer sparten nach jedem Lied nicht mit Applaus in der evangelischen Kirche, die wie bei allen Konzerten seit ihrer Renovierung einen ausgezeichneten Klangkörper abgab.

Der Gesang spielt übrigens in der russisch-orthodoxen Kirche eine große Bedeutung. Ein russischer Gottesdienst dauert in der Regel bis zu zwei, an hohen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern sogar bis zu fünf Stunden, in denen fast ausschließlich gesungen wird. Das erklärt auch das außerordentlich große Repertoire des Chores, den der in Danzig geborene Diplomsänger Maxim Kowalew vor mehr als 20 Jahren gründete. Als großes Vorbild fungierte immer Sergej Jaroff, der berühmte Dirigent des Don Kosaken Chores.

Bis heute sieht es Kowalew (Bass, Dirigent und musikalischer Leiter) nicht nur als seine Aufgabe, begabten Künstlern in seinem Chor die Möglichkeit zu geben, ihr Talent an die Öffentlichkeit zu bringen. Er will mit den schönen russischen Melodien auch Zeugnis ablegen „vom Geiste jenes alten, unvergänglichen Russlands“.

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