Xanten Massagen für abgekämpfte Gladiatoren

Xanten · Rund 450 antike Akteure sorgten beim Römerfest im APX für ein beeindruckendes Historienspektakel. Legionäre traten aus der Reihe und waren stets gern bereit für ein Selfie. Infos über das Valetudinarium, Xantens erstes Krankenhaus.

So schön war das Römerfest 2018 in Xanten
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Eindrücke vom Römerfest 2018

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

"Wir zeigen den Menschen Dinge aus dem römischen Alltag, die sie sonst nur in der Vitrine sehen. Das ist gelebte Geschichte", sagte Susanne Berg von der 1. Römerkohorte Opladen. Dazu gehören auch die Zelte aus echtem Leder, in denen die Darsteller übernachten. "Wir legen viel Wert darauf, dass alles handgemacht und authentisch ist", so Berg. Insgesamt präsentierten rund 450 Händler, Handwerker, Gladiatoren und Reiter während des Römerfestes "Schwerter, Brot und Spiele" auf dem Gelände des APX die Fülle des römischen Lebens.

 Im Deutschland-Trikot übte dieser junge Mann den Schwertkampf.

Im Deutschland-Trikot übte dieser junge Mann den Schwertkampf.

Foto: Christoph Reichwein

Das im Zweijahres-Rhythmus stattfindende Spektakel ist längst ein Zuschauermagnet geworden. So zog es auch an diesem Wochenende wieder über 20.000 Fans des Historienspektakels in die Domstadt. Die mussten beim Rundgang immer wieder den Weg frei machen für marschierende Römerkohorten in originalgetreuen Gewändern. Da wurde jedes Päuschen für ein Selfie mit einem Legionär genutzt.

 Die zahlreichen Zuschauer bekamen einiges zu sehen. Gladiatoren zeigten atemberaubende Kämpfe - Ausgang völlig offen.

Die zahlreichen Zuschauer bekamen einiges zu sehen. Gladiatoren zeigten atemberaubende Kämpfe - Ausgang völlig offen.

Foto: Christoph Reichwein

Dass der Sommer eine kurze Pause eingelegt hatte, kam Kees Sars ganz recht. Der APX-Schiffbaumeister hatte einen wahrhaft heißen Job: Sechs Stunden lang muss die Eichenplanke mit offener Flamme bearbeitet werden, bis sie die richtige Krümmung für die Galeere hat. "Heute dürfen Kinder das auch mal üben. Die haben einen Riesenspaß", erzählte der Niederländer.

Besonders beliebt waren die mit reichlich Action verbundenen Vorführungen der Gladiatoren, Reiter und Waffen. Eine davon ist die Ballista, eine Standardwaffe der römischen Artillerie, deren Geschosse über hundert Meter weit fliegen. Dafür gab es Applaus der rund 3.000 Zuschauer am Aktionsfeld.

Der Reiz des Römerfestes besteht darin, immer wieder neue Details aus dem Römerleben zu erfahren. Medicus Benjamin Guery verblüffte mit Skizzen und Informationen über das Valetudinarium, Xantens erstes Krankenhaus: "Die Operationen hatten nicht immer den gewünschten Erfolg. Für die Toten gab es daher einen separaten Ausgang, um die Moral der Truppe nicht zu gefährden."

Weil das Römerfest eine Attraktion für die ganze Familie sein soll, gab es auch ein reichhaltiges Mitmachangebot für Kinder. Bei Anneclaer Bours-Bergau durfte der Nachwuchs kleine Amphoren töpfern oder das tönerne Spielzeug römischer Kinder bewundern. "Das Reitpferd auf Rädern zum Hinterherziehen gab es schon in der Antike", erklärte die Xantenerin.

Immer wieder kam die erstaunte Frage: "Das gab es damals schon?" Martina Fink bekam die besonders häufig zu hören. Die Augsburgerin widmet sich mit Leidenschaft der römischen Haarmode. "Die Damen der Oberschicht trugen wahre Lockentürme. Gewickelt wurden die um eine heiße Eisenstange." Falls die eigenen Haare für eine opulente Frisur nicht ausreichten, sei das auch damals schon kein Problem gewesen, so Martina Fink: "Es gab Perücken, oder es wurden Haare von Sklaven eingearbeitet."

Stammgast in Xanten ist die Gladiatorenschule "Amor Mortis" (Die Todesliebenden) aus Trier. Sie zeigte in der Arena spektakuläre Kämpfe, deren Ausgang völlig offen war. "Da ist nichts choreographiert oder abgesprochen. Wir wissen vorher selber nicht, wie die Kämpfe ausgehen", erklärte Jörg Jürgen. Mit Kampfsport, Krafttraining und Laufen halten sich die Hobby-Gladiatoren fit. Die Kampftechnik entwickeln sie anhand von Waffenfunden. "Es gibt keine Überlieferung von Techniken oder Regeln. Dass es Regeln gegeben haben muss, schließen wir aus der Anwesenheit von zwei Schiedsrichtern", so Jürgen.

Nach anstrengendem Kampf ließen sich die Akteure von Anton Nowak massieren. Der Augsburger war mit einem mobilen Massage-Zelt angereist. Auch das gab's damals schon.

(RP)
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