Wallfahrtskirche in Marienbaum Der Schönheit verpflichtet

Marienbaum · Am Montag vor 175 Jahren ist Marienbaums ältester Ehrenbürger, Pfarrer Josef Rutger Langenberg, geboren.

 Auf dem Friedhof in Marienbaum ist eine Gedenkstätte für die Pfarrer aus dem Ort errichtet.

Auf dem Friedhof in Marienbaum ist eine Gedenkstätte für die Pfarrer aus dem Ort errichtet.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Der heutige Glanz, die kunstvoll herausgearbeiteten Fenster und anderen Schönheiten der Marienbaumer Wallfahrtskirche sind untrennbar mit dem Wirken von Pfarrer Josef Rutger Langenberg verbunden. Gemeinsam mit Künstler Friedrich Stummel und Vetter Ferdinand Langenberg, einem Bildschnitzer, gestaltete er das Interieur der Kirche, so wie es heute zu sehen ist. Am Montag, 20. April, wäre der gebürtige Kalkarer 175 Jahre alt geworden. Damit gilt er als ältester Ehrenbürger des Dorfes.

An seine Eltern hat sich Josef Langenberg vermutlich nur vage erinnert. Denn die Mutter Johanna Petronella starb, als er zwei Jahre alt war, 1847, im Alter von 31 Jahren, sagt Michael Lehmann, der über Pfarrer Langenberg geforscht und einige Aufsätze veröffentlicht hat. Im gleichen Jahr verstarb auch Vater Theodor. Die Kinder wurden auf verschiedene Familien verteilt; Josef kam vermutlich nach Goch, wo er später die bischöfliche Anstalt Collegium Augustinianum besuchte. 1869 erhielt er die Priesterweihe.

Nach einigen Stationen unter anderem als Hauslehrer auf einem Schloss wurde Kaplan Langenberg im Dezember 1893 nach Marienbaum versetzt, wo er im folgenden Januar als Pfarrer eingeführt wurde. Lehmann: „Noch im gleichen Jahr begann er mit der Umgestaltung der Kirche.“ Die Chronik des Dorfes sprach von einem „sehr hässlichen Kalkanstrich“, der eine Neudekoration dringend erforderlich mache.

Die Freundschaft mit dem Künstler Stummel und seinem Vetter Ferdinand kam zum Tragen. Ein Maler gestaltete die Kirchwände neu. Außerdem entwarf Stummel ein Mosaik mit kleinen Marmorwürfeln aus der Schweiz, die Nonnen zu einem fortlaufenden Muster aufklebten. „Doch die wertvollsten Arbeiten erfolgten mit dem Einbau von vier Glasfenstern“, schreibt Lehmann in einem Beitrag für das Jahrbuch des Kreises Wesel, erschienen 2009. Die biblischen Motive zeigten unter anderem die Verlobung Josefs mit Maria, die Ölbergszene und die Geißelung, die Dornenkrönung und die Kreuztragung. „Die Kosten für alle vier Fenster beliefen sich auf 9000 Mark“, sagt Lehmann, finanziert von der Familie Underberg. Den Siebenschmerzenaltar fertigte Ferdinand Langenberg 1898 an und fand damit auf einer Ausstellung für christliche Kunst des Niederrheins in Krefeld große Anerkennung.

Pfarrer Langenberg starb am 23. August 1927 im 58. Jahr seiner Priestertätigkeit nach kurzer Krankheit. Zwei Jahre vorher wurde er „wegen seiner Verdienste für die Kirche und das Vereinsleben am Ort, unter anderem bei der Gründung des Musikvereins und der Pfarrbücherei“, so Historiker Lehmann, zum Ehrenbürger Marienbaums ernannt.

Dass die von ihm mit initiierte religiöse Kunst in der Kirche heute noch zu sehen ist, ist nicht selbstverständlich. Die Glasfenster zersplitterten im Zweiten Weltkrieg bei einem alliierten Bombenabwurf. Lehmann: „Doch auch die andere, unzerstörte Kunst sank nach dem Zweiten Weltkrieg in der Wertschätzung von Fachleuten.“ So soll laut Dorfchronik Landesbaurätin Cornelius für den Landeskonservator 1952 dem damaligen Pfarrer Albers gesagt haben, dass das Denkmalamt die Entfernung des „schäbigen neugotischen Altars“ erwarte. „Der ist nichts wert, den können Sie sogar zerschlagen“. Und für 1954 ist vermerkt: „Auf Veranlassung von Frau Cornelius werden auch die neugotischen Malereien im Chor beseitigt.“ Diese hatte Stummel entworfen. Das Mosaik wurde auf Drängen der Landeskonservatorin 1965 mit Kalkmörtel überputzt. Inzwischen ist es wieder freigelegt.

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