Mülleimer und Stromkästen bemalt Marienbaum wird zur Kunstgalerie

Xanten · Zwei Künstlerinnen bemalen Stromkästen und Mülleimer im Xantener Ortsteil Marienbaum. Schon mehr als ein Dutzend Kunstwerke zieren die Straßen und Wege des Dorfes. Stadt und Einwohner sind begeistert.

StreetArt in Marienbaum: So schön können Mülleimer und Stromkästen sein
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So schön können Mülleimer und Stromkästen sein

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Foto: RP/Markus Werning

Die Idee mit den Mülleimern kam ihr während eines Spaziergangs. „Man sieht die grauen Dinger auf dem Alleenradweg sehr schlecht“, erklärt die Künstlerin, die anonym bleiben will, „und viele Leute werfen den Müll einfach so in die Natur.“ Also informierte sie sich, wie sie die Mülleimer anmalen kann, stellte bei der Stadt einen Antrag und legte los. Nun ist der Mülleimer am Wäldchen neben dem Alleenradweg schon von weitem zu sehen: Er sieht aus wie ein gelber Käse, aus einem der Löcher schaut keck eine Maus heraus, und darunter steht: „Bleib sauber, mein Xanten!“

Dort und anderswo in Marienbaum sind in den vergangenen Wochen mehr als ein Dutzend Stromkästen, Mülleimer und Gullydeckel in Kunstwerke verwandelt worden. Dafür sind zwei Frauen verantwortlich, die ihre Namen nicht öffentlich nennen wollen. Auf Facebook veröffentlichen sie unter dem Namen „StreetArt Marienbaum“ Fotos von ihren Arbeiten. Auf Nachfrage der Redaktion erklären sie ihre Motivation: „Die Corona-Zeit macht kreativ“, schreibt eine der Frauen. „Wir möchten den Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubern und die graue Welt etwas bunter gestalten.“ Das ist ihnen gelungen.

An diesem Mittwochmorgen kommt zufällig ein Mann mit seinem Hund vorbei. Der Mülleimer sei jetzt ein Hingucker, lobt er und berichtet, dass er eine der beiden Künstlerinnen an einem frühen Sonntagmorgen gesehen habe, als sie das graue Metall am Alleenradweg angemalt habe. In seinen Worten liegt Bewunderung, genauso wie in den Worten einer Anwohnerin der Kalkarer Straße in Marienbaum. Vor ihrem Haus steht ein großer Stromkasten, den die Frauen ebenfalls angemalt haben. Auf ihm sind nun zwei Szenen abgebildet: Links ist es Nacht, und jemand schaukelt, rechts ist es Tag, und jemand sitzt auf einem Vorsprung. „Es ist schön geworden“, sagt die Anwohnerin.

Lob kommt auch von der Stadt: Der städtische Dienstleistungsbetrieb Xanten (DBX) schrieb in einer Mitteilung: „Die Stadt bedankt sich ausdrücklich für die Verschönerungen und nimmt gerne weitere Anfragen entgegen.“ Die Frauen hatten den DBX vorher gefragt, ob sie das Eigentum der Stadt bemalen dürfen. Auch bei Westnetz erkundigten sie sich und erhielten vom Energieversorger die Erlaubnis für die Stromkästen. „Die Zusammenarbeit ist klasse“, sagt eine der beiden Künstlerinnen.

Die Idee war ihnen durch die Aktion „Xanten fairschönern“ gekommen. Vor Jahren waren in der Stadt Stromkästen legal bemalt worden. Anfang März kündigten die beiden Künstlerinnen dann auf ihrer Facebookseite an: „Wir Mädels haben es uns zur Aufgabe gemacht, unser Dorf bunter zu machen.“ Seitdem haben sie auf ihrer Facebookseite Kunstwerk um Kunstwerk veröffentlicht. Sie machen alles selbst: Sie reinigen die Oberflächen, grundieren sie und bemalen sie schließlich mit Acrylfarbe.

Bei der Suche nach einem passenden Bild überlegten sie sich, was jedem gefallen könnte, erklären sie. Motive hätten sie noch genug. „Wir sprudeln nur so vor Ideen.“ Sie würden aber nicht alle Mülleimer und Stromkästen in Marienbaum anmalen. „Wir müssen auch ein bisschen auf unser Portemonnaie schauen.“ Die Materialkosten trügen sie allein, gelegentlich erhielten sie aber Unterstützung von Anwohnern. „Eine Frau erzählte mir mal, dass sie auch in Xanten angefragt hätte, ob ihr Stromkasten vor der Haustür bemalt werden könnte – sie war sehr glücklich über unsere Bemalung“, berichtet eine der beiden Künstlerinnen. Die Frau habe sich mit einer Geldspende bedankt. „Aber das Lächeln war uns sehr viel mehr wert.“

Jetzt im November sei aber die Luft zu kalt und zu feucht geworden, um draußen zu malen. Auf Facebook haben sich die beiden Frauen deshalb in die Winterpause verabschiedet.

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