Xanten-Marienbaum Schulbus stillgelegt

Marienbaum · Um den Standort der Grundschule in Marienbaum zu sichern, hatte Werner Paeßens vor acht Jahren einen gebrauchten Neunsitzer besorgt und mit weiteren Mitgliedern des Fördervereins Kinder aus anderen Ortsteilen morgens abgeholt, zur Schule gebracht und mittags wieder heim gefahren. Der Schulbus wird nicht mehr gebraucht, er wurde jetzt stillgelegt.

 Werner Paeßens posiert zum damaligen Start des Schulbusses mit Schülern und Lehrern vor dem Fahrzeug.

Werner Paeßens posiert zum damaligen Start des Schulbusses mit Schülern und Lehrern vor dem Fahrzeug.

Foto: Werner Paeßens

Der Bus hat seine Schuldigkeit getan: Acht Jahre ist es her, dass der Förderverein katholische Grundschule Marienbaum (Marienschule) und hier federführend Werner Paeßens Nägel mit Köpfen gemacht und einen Kleinbus gekauft hat, um den Schulstandort zu sichern und Kinder aus anderen Ortsteilen nach Marienbaum zu holen. Jetzt wurde der Bus stillgelegt: Er wird nicht mehr gebraucht. Durch die Zusammenlegung der Marienbaumer Grundschule mit der Viktor-Gemeinschaftsgrundschule in Xanten gibt es heute genügend Kinder, die die Marienschule besuchen. Der Neunsitzer steht jetzt in der Garage hinter der Schule, die die Busfahrer in Eigenleistung gebaut haben. Der damalige Bürgermeister Christian Strunk, bei dem Paeßens mit seiner Schulbus-Idee offene Türen eingerannt ist, schenkte dem Förderverein im Namen der Stadt Xanten das Garagentor.

Ohne den Schulbus wäre die Marienbaumer Grundschule vermutlich schon Geschichte. Denn der Schule drohte die Schließung, weil für das Schuljahr 2010/2011 nur 11 Kinder angemeldet wurden – 20 mussten es aber mindestens sein, so die Vorgabe der Bezirksregierung. Aber da hatte der Wirt, sprich das Schuldezernat, die Rechnung ohne Werner Paeßens gemacht: „Dann müssen wir die Kinder aus anderen Ortsteilen eben morgens abholen und mittags wieder nach Hause bringen“. Gesagt, getan: Paeßens fand einen gebrauchten Mercedes Transporter, der 11.000 Euro kosten sollte; er ging Klinken putzen, sammelte Spenden für den Schulbus, machte vorsichtshalber den Personenbeförderungsschein (und bezahlte ihn auch aus eigener Tasche). Das Geld für den Kleinbus bekam er zusammen.

Aus den Reihen des Fördervereins rekrutierte er freiwillige Busfahrer; bei verschiedenen Behörden lief er sich dann die Hacken ab, um zu erfahren, ob sie Kinder mit dem Mercedes überhaupt transportieren dürfen: „Ja“, signalisierte das Straßenverkehrsamt in Düsseldorf, „aber die Kinder müssen kostenfrei zur Schule und wieder nach Hause gefahren werden, Sie dürfen kein Geld von den Eltern verlangen“. Denn dann handele es sich um ein Gewerbe, dafür müsse man Steuern zahlen, außerdem müssten die Fahrer dann alle einen Personenbeförderungsschein haben. Also übernahm der Förderverein kurzerhand sämtliche Kosten, auch die für den Gemeindeversicherungsverband, über den die Busfahrer versichert wurden.

Werner Paeßens ist stolz darauf, dass es in den acht Jahren, in denen der Schulbus im Einsatz war, nicht eine Beschwerde von Eltern gegeben hat. Und der Transporter kann jederzeit wieder aktiviert werden. Das Grundstück, auf dem das Schulgebäude steht, hat übrigens Familie Underberg gestiftet, ausdrücklich nur für schulische und soziale Zwecke. Sollte die Schule also einmal geschlossen werden, dürfe sie laut Werner Paeßens nicht verkauft werden, um dort vielleicht Mehr- oder Einfamilienhäuser zu bauen. Ein beruhigendes Gefühl für den engagierten Marienbaumer, der seit 35 Jahren im Förderverein der Grundschule ist, vor zwei Jahren den Vorsitz an seine Tochter Anja Harrell abgegeben hat und heute Ehrenvorsitzender ist, genau wie der ehemalige Pastor Derix.

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