Serie Aus Der Geschichte Des Doms Mallosus - der vergessene Märtyrer

Xanten · Im Sammelband "Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten" erinnert Historiker Ulrich Nonn an das Märtyrer-Schicksal.

 Xantens Dom im stimmungsvollen Licht. Dort fand auch Mallosus seine letzte Ruhestätte, die aber nicht erhalten blieb.

Xantens Dom im stimmungsvollen Licht. Dort fand auch Mallosus seine letzte Ruhestätte, die aber nicht erhalten blieb.

Foto: Armin Fischer

Xanten Der Heilige Viktor ist im ganzen Stadtgebiet präsent: im Namen der Katholischen Kirchengemeinde, des Kindergartens, der Grundschule, der Schützenbruderschaft, als Skulptur am Dom. Seine Gebeine ruhen in einem Schrein hinter dem Hochaltar. Doch er ist nicht der einzige Heilige, der mit Xanten in Verbindung gebracht wird. Aber ein anderer ist seit vielen Jahrhunderten weitgehend in Vergessenheit geraten. In dem gerade erschienenen Sammelband "Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten" erinnert der Historiker Ulrich Nonn an das Schicksal eines anderen römischen Soldaten, der wegen seines christlichen Glaubens bei Xanten hingerichtet wurde. Er beschreibt dort die Geschichte, unter welchen Umständen im sechsten Jahrhundert die Gebeine des Legionärs gefunden und in die Ortschaft gebracht wurden.

Dass heute kaum noch etwas an Mallosus erinnert, mag auch damit zusammenhängen, dass seine Gebeine im Laufe der Zeit verschwunden sind. Der Legionär, schreibt Nonn, habe bei Bertuna - vielleicht das heutige Birten, vermutlich aber eher ein Ort näher am heutigen Stadtgebiet - sein Martyrium vollendet. "Es blieb jenen Menschen aber verborgen, an welcher Stelle er ruhte", zitiert er eine zeitgenössische Überlieferung. Bis sich einem Diakon aus dem französischen Metz die Ruhestätte offenbarte. Dieser riet dem Bischof zu einer Grabung eben in Bertuna. "Und als dieser sieben Fuß gegraben hatte, umwehte seine Nase ein ungeheurer Wohlgeruch", heißt es in dem damaligen Bericht weiter.

Dabei war Mallosus zu diesem Zeitpunkt schon rund 300 Jahre tot. Wie Viktor gehörte er zur Thebäischen Legion der römischen Armee, die sich weigerte, den Göttern zu huldigen und deren sämtliche Mitglieder den Märtyrertod erlitten haben sollen. Viele in einem französischen Ort, andere konnten fliehen und wurden dennoch andernorts, eben auch in Xanten, eingeholt und ermordet.

Glaubt man den früheren Berichten, dann war der angeblich unversehrt aufgefundene Körper des Mallosus nicht verwest. Sondern das Fleisch des Heiligen "duftet, es verpestet nicht die Luft, sondern erfüllt die Nasen und Brüste der Gläubigen mit der Süße des paradiesischen Duftes", erzählten sich die Menschen später.

Nach einem jubilierenden "Gloria in excelsis Deo" wurde der Körper nach Xanten in die Basilika überführt, dorthin wo heute der Dom steht, und bestattet. Die ewige Ruhe war Mallosus aber auch dort nicht beschieden. Vielmehr schienen er und sein Kult in Vergessenheit geraten zu sein. Denn beim Bau der Kirche an dieser Stelle wurde ein Teil der Gruft ausgeräumt und mit Bauschutt verfüllt. Nicht so der Heilige Viktor, dessen Gebeine seit dem 12. Jahrhundert in einem Schrein im Dom aufbewahrt werden.

"Erst zu 864 stoßen wir auf einen klaren Weg für die Verehrung Viktors in Xanten und eine dort ihm geweihte Kirche", so Historiker Nonn. Auch seine Ruhe wurde zwischenzeitlich gestört, als Normannen den Ort überfielen und brandschatzten. Der Propst und ein Priester konnten jedoch die Kiste mit den leiblichen Überresten für eine Übergangszeit in Köln in Sicherheit bringen.

Der Artikel basiert im Wesentlichen auf einem Beitrag von Ulrich Nonn in dem Buch "Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten", herausgegeben von Jens Lieven, erschienen 2015 im Böhlau-Verlag.

(pek)
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