Gelebte Geschichte im Archäologischen Park Xanten Römern und Germanen auf der Spur

Xanten · Beim ersten Limes-Fest im Archäologischen Park Xanten stellten rund 150 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in historischen Gewändern ihr Können unter Beweis. Es gab Exerzier- und Schießübungen mit Katapulten zu sehen.

So war das Limesfest in Xanten
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Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Parallel zur Eröffnung der Archäologischen Landesausstellung NRW hatte der APX zum Limesfest am Wochenende eingeladen. Rund 150 Teilnehmer und Teilnehmerinnen stellten in historischen Gewändern ihr Können unter Beweis. Daneben zogen Exerzierübungen, Schießübungen mit Katapulten und die Präsentationen der prachtvollen Reiter das Publikum an. Dabei wurde veranschaulicht, wie römische Soldaten mit eiserner Disziplin und ausgeklügelter Taktik ein Weltreich erobern und sichern konnten.

In den zahlreichen Zelten gaben die Akteurinnen und Akteure Einblicke in das tägliche Leben der Zeit. Und das war durchaus nicht von Entbehrungen geprägt, denn selbst in den entlegensten Winkeln des Reiches wollten die Legionäre nicht auf exotische Waren und ihren angenehmen Lebensstil verzichten. „Händler aus dem Mittelmeerraum brachten getrocknete Feigen, Pinienkerne und Kräuter mit. Besonders begehrt war der Pfeffer“, erzählt Barbara Mönninghoff und deutet auf ein breites Sortiment an Küchengewürzen. Dass die Mode in der Antike durchaus farbenfroh daherkam, macht Gislind Stein deutlich, die aus Schafswolle einen leuchtend roten Faden spinnt: „Die Wolle wurde zuvor mit einer Krappwurzel eingeweicht. Wer es gelb mochte, griff zu Zwiebelschalen, und in Verwendung mit Eisen färbte sich der Stoff grün.“ Neben ihr nimmt Eva Laubrock den Faden auf und näht daraus eine Tunika, ohne Schnittmuster, versteht sich. „Anhand von Stofffunden konnte man die Einstichlöcher der Nadel rekonstruieren und daraus auch den Schnitt“, erklärt die Bochumerin.

Das Salz in der Suppe sind die Lager der einzelnen Kohorten. Täuschend echt aussehende Rüstungen, Waffen und Unterkünfte bestimmten das Flair des ersten Limesfestes. „Das meiste stellen wir selber her und versuchen dabei, möglichst nah an Funde aus dieser Zeit heranzukommen“, sagt Marcel Plachner von der 1. Römerkohorte Opladen. Das Wissen hat er sich über Fachliteratur und Gespräche mit Gleichgesinnten angeeignet. Dabei hat er eine erstaunliche Feststellung gemacht: „Die Römer hatten ähnliche Probleme wie wir heute. Sie haben zum Beispiel ganze Berge für die Gewinnung von Erz abgetragen oder riesige Waldstriche gerodet, um an Bauholz zu kommen, Schon damals haben sie gemerkt, dass unsere Ressourcen nicht endlos sind.“ Auch in dem Freizeitverhalten sieht Plachner Parallelen: „Statt Fußballspiele haben sie sich im Stadion Gladiatoren angesehen und Wagenrennen anstelle der Formel 1.“

 Die Teilnehmer traten in detailgetreuen Gewändern und mit Waffen auf, die echten zum Verwechseln ähnlich sahen.

Die Teilnehmer traten in detailgetreuen Gewändern und mit Waffen auf, die echten zum Verwechseln ähnlich sahen.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)
 Früher wurden mit den Katapulten Steinkugeln abgeschossen, heute nehmen die Hobby-Römer Kegelkugeln, weil die nicht kaputt gehen.

Früher wurden mit den Katapulten Steinkugeln abgeschossen, heute nehmen die Hobby-Römer Kegelkugeln, weil die nicht kaputt gehen.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)
 Auch Umzüge und Exerzierübungen bekam das faszinierte Publikum im APX zu sehen.

Auch Umzüge und Exerzierübungen bekam das faszinierte Publikum im APX zu sehen.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Nebenan warten die Menschen gespannt auf den Einsatz der Ballista, einem mächtigen Katapult. Gebaut wurde sie von der Opladener Römerkohorte nach Funden von Einzelteilen des Originals. Nur die Munition ist nicht gerade originalgetreu, verrät Thomas Daniels: „Früher wurden Steinkugeln genommen. Aber wenn die auf die siebzig Meter entfernte Wand treffen, zersplittern sie. Deshalb nehmen wir Kegelkugeln, die gehen nicht kaputt.“ Wie schweißtreibend das Leben römischer Soldaten sein konnte, veranschaulicht Eike Hoffmann: „Das Kettenhemd wiegt zehn Kilogramm, hinzu kommt das fast gleich schwere Schild. Wenn wir damit eine Übung machen, brauchen wir keinen Sport mehr.“ Da konnte es die Familie Wirthmann schon wesentlich lockerer angehen lassen. „Wir stellen einen germanischen Familienverband dar. Das ist einfach bunter, man nimmt Frauen und Kinder mit und zeltet hier, das ist fast schon Camping“, erzählt Joachim Wirthmann und legt eine Wurst auf den Grill. Auf der linken Rheinseite, gegenüber der Germanen, lebten die Kelten. Behauptet zumindest Georg Eul, der sich mit seiner Frau Claudia den kulinarischen Aspekten gewidmet hat. Die Rezepte stammen aus dem Buch „Keltische Kostbarkeiten“. Die Art und Weise, wie sie da hineingekommen sind, ist allerdings wenig appetitlich. Georg Eul: „Man hat sie aus Tongefäßen und menschlichem Kot rekonstruiert.“

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