Xanten Lernen mit Maus und Handy

Xanten · An der Walter-Bader-Realschule wird der Einsatz privater Smartphones und Laptops im Unterricht getestet. Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen begleiten das Projekt, das von der Euregio Rhein-Waal getragen wird.

 Die Schüler Lorenz Lemken, Felix Poloczek (sitzend v. l.) und Philipp Markowski (stehend r.) nehmen an „School IT“ teil. Karim Rahman und Simone Weier gehören zu den betreuenden Lehrern.

Die Schüler Lorenz Lemken, Felix Poloczek (sitzend v. l.) und Philipp Markowski (stehend r.) nehmen an „School IT“ teil. Karim Rahman und Simone Weier gehören zu den betreuenden Lehrern.

Foto: Fischer, Armin

Handys im Unterricht ausschalten! Schülern, die gegen das Gebot verstoßen, droht Ärger. Noch. Denn vielleicht wird der Unterricht der Zukunft ohne die "klugen Telefone" (Smartphones) mit Internetzugang und anderen Zusatzfunktionen nicht mehr auskommen. Die Walter-Bader-Realschule macht es vor. Dort wird in diesem Schuljahr getestet, wie private Laptops, Tablets oder eben Smartphones sinnvoll eingesetzt werden können. "School IT Rhein-Waal" heißt das Euregio-Projekt, an dem zwei deutsche und zwei niederländische Schulen teilnehmen. Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen (Lehrstuhl für Mediendidaktik und Wissensmanagement) begleiten sie dabei.

Es kommt wohl vor, dass andere Schüler etwas neidisch auf die Klasse 9 a, den Informatikkurs Jahrgang neun sowie die Medienscout AG schauen. Sie wurden an der Realschule für das Projekt ausgewählt. Tagtäglich steht für die 15- und 16-Jährigen in der jetzigen Einführungswoche "School IT" auf dem Stundenplan. Zum Warmlaufen haben die Mädchen und Jungen in Gruppen Partnerfirmen der Schule aufgesucht, Interviews geführt und (mit Mobiltelefonen) Filme gedreht. Nun bereiten sie an Laptops Präsentationen vor, die bei den offiziellen Auftaktpartys (siehe Info) zum Projekt gezeigt werden.

Die Arbeit mit Computern ist an der komplett mit WLAN (drahtloser Internetzugang) ausgestatteten Realschule nicht neu. 60 Laptops stehen zur Ausleihe bereit. "Bei über 800 Schülern kann es aber Engpässe geben", sagt Karim Rahman, einer der betreuenden Lehrer. Was liegt da näher, als private Geräte zuzulassen? In den USA arbeiteten ganze Schuldistrikte auf diese Weise. Und in Japan gebe es Schulbuchverlage, die nur noch digital veröffentlichten. Abgegriffene und veraltete (gedruckte) Lehrbücher gehören dort der Vergangenheit an. "Irgendwann wird das Normalität sein", ist Rahman überzeugt.

Am Anfang von "School IT" stand die Aufstellung von Regeln: Die Geräte nur nach Aufforderung einschalten, niemanden ohne Erlaubnis filmen oder fotografieren, keine unerlaubten Downloads, nicht spielen, keine sozialen Netzwerke aufsuchen — das und mehr haben Schüler und Lehrer vereinbart. "Es wird Verstöße geben", ist Karim Rahman sicher. Das ist im Projekt einkalkuliert.

Das erworbene IT-Wissen soll den Schülern im Berufsleben zugutekommen. Und die Walter-Bader-Realschule wird als "Multiplikator" ihre Erfahrungen an andere Schulen weitergeben. Eine wichtige Erfahrung hat Rahman schon gemacht. "Wir müssen als Lehrer auch loslassen und das Wissen unserer Schüler nutzen." Die Jugendlichen seien in Sachen Computer teils viel weiter. Wie Philipp Markowski, der sich hobbymäßig mit Rechnern beschäftigt und den Rahman neidlos mit "unser Strippenzieher" vorstellt. "Sonst bilden die Lehrer uns", sagt Philipp selbstbewusst. "Jetzt bilden wir die Lehrer."

(RP)
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