Landtagswahl 2022 Das ewige Ringen um die Abkehr vom Kies

Xanten · Das Schwarze-Peter-Spiel geht weiter: Wer trägt die Verantwortung dafür, wie viel Kies und Sand in den nächsten Jahren am Niederrhein abgebaut werden soll? Einig sind sich die Kandidaten nur, dass weniger mehr ist.

 Beim Thema Kies diskutierte René Schneider (SPD, M.) mit Franca Cerutti (FDP, l.) und Sascha van Beek (CDU, r.), wer die Schuld für den geplanten weiteren Abbau trägt.

Beim Thema Kies diskutierte René Schneider (SPD, M.) mit Franca Cerutti (FDP, l.) und Sascha van Beek (CDU, r.), wer die Schuld für den geplanten weiteren Abbau trägt.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Es wird wohl eine Frage bleiben, die nie geklärt werden kann – zumindest von jedem anders beantwortet wird: Wer ist dafür verantwortlich, dass im Kreis Wesel weitere rund 1000 Hektar für den Abbau von Kies und Sand vorgesehen sind? Auch am Donnerstagabend im Hotel van Bebber in Xanten ging es darum.

Bei der Talkrunde zur Landtagswahl (einen Bericht über den ganzen Abend finden Sie hier) wurde diese Frage von Theo Rams gestellt. Mit der Interessengemeinschaft Dachsbruch kämpft er gegen den Kies-Abbau. Nun saß er im Publikum und wollte vom CDU-Landtagskandidaten Sascha van Beek wissen, warum die schwarz-gelbe Landesregierung „die Misere“ nicht gestoppt habe? Gemeint war die Bedarfsermittlung, nach der sich der künftige Kies-Abbau richtet.

Aus seiner Sicht hätte sie sofort geändert werden müssen, antwortete der CDU-Landtagskandidat, schob aber den Schwarzen Peter zur SPD weiter, denn die habe die Bedarfsermittlung überhaupt erst eingeführt – diesen „Freifahrtschein für die Kies-Industrie“. René Schneider (SPD) spielte den Ball weiter zur FDP-Landtagskandidatin Franca Cerutti: Deren Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart sage, dass er nicht vor 2030 über einen Kies-Ausstieg nachdenken wolle. Daraufhin warf Cerutti dem SPD-Landtagsabgeordneten vor, den Schwarzen Peter immer anderen zuzuschieben.

Manuela Bechert (Die Linke) schaltete sich ein, erinnerte an eine Radtour, bei der gegen den Kies-Abbau protestiert wurde. „Lasst uns alle an einem Strang ziehen“, habe sie sich damals gedacht. Es hätten auch alle mitgemacht – bis auf CDU und FDP. Niels Awater (Grüne) beendete die Debatte über die Schuldfrage: Wie der Kies-Abbau heute laufe, sei falsch, aber wer dafür verantwortlich sei, sei ihm egal. Wichtig sei dagegen: „Ich will es ändern.“

In diesem Punkt waren sich die sechs Kandidatinnen und Kandidaten einig: Alle wollen sich dafür einsetzen, dass weniger oder sobald wie möglich gar kein Kies mehr am Niederrhein abgebaut wird. Awater forderte deshalb mehr Baustoff-Recycling. Dafür sprach sich auch van Beek aus, genauso wie für eine Änderung der Bedarfsermittlung und mehr Informationen darüber, wohin der Kies geht. Bechert warb für die Forderung ihrer Partei, mehr Geld in die Forschung von Baustoff-Recycling zu stecken. Renan Cengiz erklärte, dass weniger gebaut werden müsse, damit weniger Kies benötigt werde.

Cerutti warb ebenfalls für Baustoff-Recycling. Außerdem sollten vorhandene Löcher tiefer ausgekiest werden, bevor neue gegraben würden. Das sagte auch van Beek. Schneider forderte ein Ende des Kies-Abbaus – „je schneller, desto besser“. Auch er sprach sich für Recycling und alternative Baustoffe aus, aber auch für „Sparsamkeit auf dem Bau“ und für „Umbau statt Neubau“, auch das brauche weniger Kies.

(wer)
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