Landhaus Spickermann nach Küchenbrand „Nach Corona schaffen wir auch das“

Xanten · Mitte Juli brannte die Küche im Landhaus Spickermann in Vynen, die Folgen sind noch zu sehen. Für die Renovierung braucht der Familienbetrieb erst grünes Licht von der Versicherung. Rückhalt geben das Dorf und die Gäste.

 Drei Wochen nach dem Brand sind die Folgen des Feuers in der Küche noch deutlich zu sehen. Das Team vom Landhaus Spickermann wartet darauf, dass die Versicherung ihnen sagt, dass sie mit der Renovierung anfangen dürfen.

Drei Wochen nach dem Brand sind die Folgen des Feuers in der Küche noch deutlich zu sehen. Das Team vom Landhaus Spickermann wartet darauf, dass die Versicherung ihnen sagt, dass sie mit der Renovierung anfangen dürfen.

Foto: RP/Markus Werning

Nach dem Brand vor drei Wochen will das Team vom Landhaus Spickermann in Vynen das Restaurant so bald wie möglich wieder öffnen. Allerdings müssen die Küche und weitere Räume vorher renoviert werden, und diese Arbeiten sind noch nicht möglich. Die Versicherung müsse dafür erst grünes Licht geben, warte aber auf das Gutachten eines Brand-Sachverständigen, erklärte das Team des Landhauses am Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion. Deshalb gebe es auch noch keinen Zeitplan. Das Landhaus Spickermann wird von der Familie Malamatas betrieben, dabei stützt sie sich auf ihr Team. Das deutsch-griechisches Restaurant wird im Dorf liebevoll Spickos genannt, eine Kombination aus „Spick" als Abkürzung für Spickermann und „os".

Mitte Juli war am frühen Morgen in der Küche ein Brand ausgebrochen. Die Ursache war ein technischer Defekt, das Feuer ging von einem Kabel aus, wie Stylianos Malamatas (genannt Stelli) und Jessica Zierau von den Sachverständigen erfahren haben. Sie sind damals von einer Nachbarin alarmiert worden, die mit ihrem Hund spazieren gegangen war – durch eine Fensterscheibe hatte sie Rauch in der Küche gesehen und Zierau angerufen, die wiederum die Feuerwehr alarmierte und sofort zum Landhaus fuhr, genauso wie Malamatas. Sie sind dankbar dafür, dass der Brand der Nachbarin aufgefallen ist und dass die Feuerwehr innerhalb weniger Minuten schon vor Ort war – so konnte das Feuer schnell gelöscht werden.

Groß ist der Schaden trotzdem. Aber weniger durch Feuer oder Löschwasser wurde er verursacht, sondern durch Rauch und Ruß, die sich von der Küche bis in den Schankraum, den Saal und den Flur ausgebreitet haben. Selbst hinter die Holzverkleidung ist der Rauch gekrochen. Auf alles hat sich der Ruß gelegt: auf Geräte, Geschirr und Besteck. Deshalb muss das Team des Landhauses nicht nur die Küche komplett erneuern, sondern auch noch andere Räume renovieren und die Inneneinrichtung erneuern. Dabei hatte die Familie Malamatas und ihr Team gerade erst eine schwierige Zeit überstanden.

Im Frühjahr 2020 haben sie das Landhaus übernommen und neu eröffnet. Kurz darauf mussten sie aber schon wieder schließen – wegen der Corona-Pandemie. Der erste Lockdown endete zwar nach einigen Wochen, im Winter folgte aber der nächste – und das Restaurant musste wieder schließen. Der Familienbetrieb und seine Mitarbeiter bauten deshalb einen Lieferdienst auf, der auch erfolgreich lief. Dadurch machte sich das Landhaus einen Namen, und als es wieder öffnen durften, kamen Menschen sogar aus einem Umkreis bis Wesel, Uedem und Kamp-Lintfort, um im Restaurant zu essen. Außerdem ist der Biergarten hinterm Haus beliebt, zum Beispiel bei Radfahrern, die dort gern eine Pause einlegen. Gerade in diesen Wochen wäre er gut besucht gewesen. Juli und August seien eigentlich die umsatzstärksten Monate im Jahr, berichtet Malamatas. Aber seit drei Wochen kann er für seine Gästen nicht kochen. Wegen des Küchenbrands.

Gerade in den ersten Tagen danach muss es schwer gewesen sei, einen solchen Rückschlag zu verarbeiten. Das wird in dem Gespräch deutlich. In den vergangenen zwei Jahren hätten sie viel Zeit und Kraft investiert, um sich ihren Traum aufzubauen, sagt Malamatas. Sie hätten schon vorher darüber nachgedacht, die Küche zu erneuern – sie sei eigentlich zu klein. Aber dafür hätte er gern erst einmal den Sommer über öffnen wollen, um dann im Herbst den Umbau in Ruhe und geplant anzugehen. Es kam anders.

Doch der Gastronom schaut wieder nach vorn. „Wir haben ein gutes Team.“ Alle werden weiterbezahlt, auch wenn der Restaurantbetrieb erst einmal ruht. Gemeinsam überstünden sie diese Zeit, sagt Malamatas. „Wir haben Corona geschafft, wir schaffen auch das.“ Kraft gibt ihm und den anderen der Rückhalt der Menschen im Dorf und darüber hinaus. Von den Gästen hätten sich schon viele gemeldet und ihre Hilfe angeboten oder einfach gefragt, wie es dem Team gehe. Am Sonntag kommt der Heimatverein zum Grillen in den Biergarten. Der Erlös ist für das Landhaus gedacht. Das hat der Verein von sich aus so angekündigt. Malamatas wusste davon gar nichts. Das Dorf hält eben zusammen. „Wir sind eine große Familie“, sagt Zierau. Und wichtig sei, dass bei dem Brand niemand verletzt worden sei. Alles andere lasse sich ersetzen, sagt Malamatas und betont noch einmal: „Wir schaffen das.“

(wer)
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