Landhaus Köpp in Xanten Michelin-Stern leuchtet seit 30 Jahren

Xanten · Guide Michelin Deutschland hat am Mittwoch die neue Liste mit Sterne-Restaurants bekannt gegeben. Jürgen Köpp und sein Landhaus in Obermörmter dürfen die renommierte Auszeichnung auch nach drei Jahrzehnten weiter führen.

Große Freude im Landhaus: Küchenchef Jürgen Köpp hat seinen Michelin-Stern erneut verteidigt. Der strahlt nun schon seit 30 Jahren – ununterbrochen. Eine grandiose Leistung.

Große Freude im Landhaus: Küchenchef Jürgen Köpp hat seinen Michelin-Stern erneut verteidigt. Der strahlt nun schon seit 30 Jahren – ununterbrochen. Eine grandiose Leistung.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Jürgen Köpp ist ein Hochleistungskoch. Jeden Tag gibt er mit seinem Team in der Küche seines Landhauses für seine Gäste sein Bestes, ist mit ganzem Herzen und all seinem Können immer bei der Sache. Auch am Mittwochmittag. Doch ein wenig war er da schon abgelenkt. Denn die renommierten Restaurantkritiker von Guide Michelin haben wieder ihre Sterne vergeben und haben es mit der Bekanntgabe extrem spannend gemacht. Mehr als eine Stunde lang wurden erst die Küchenchefs vorgestellt, deren Stern gerade aufgeht. Erst weit nach Mittag tauchte dann die Liste auf, auf die die Mannschaft im Gasthof in Obermörmter hingefiebert hatte und die Gewissheit brachte: Der Stern über dem Landhaus Köpp strahlt weiter – und hat im 30. Jahr in Folge nichts an Leuchtkraft eingebüßt.

Der Meister erfuhr es am Telefon von unserer Redaktion. Die gute Nachricht, auf die alle gehofft hatten, erreichte Jürgen Köpp in der Küche. Klar doch. Schließlich hatte er Gäste. Und die sind ihm das Wertvollste. Freude und Stolz empfinde er nicht zu allererst, sagte der Sterne-Verteidiger mit hörbar angefasster Stimmlage. Nein, Angst, dass sein Stern hätte vom Himmel fallen können, habe er nicht gehabt. „Aber großen Respekt vor der Entscheidung“, sagte er, habe die Anspannung schon groß werden lassen.

Die fiel dann spürbar von ihm ab und machte Raum für aufkommende Freude über die Anerkennung für seine Leistung über drei Jahrzehnte. Den Grundstein dafür, erzählte er, habe er einst bei seinen Lehrmeistern gelegt, ebenfalls hochdekorierte Köche: „Die haben mir beigebracht, dass es nicht allein auf das handwerkliche Können am Herd ankommt, sondern auf ständige Qualitätssicherung“, sagte Jürgen Köpp. 

Das Credo habe er vom ersten Tag an versucht, umzusetzen, nachdem er 1991 das elterliche Lokal übernommen hatte. Ein Jahr später ging der erste Stern über dem Haus in ländlicher Abgeschiedenheit auf. Und der hat sich als Fixstern erwiesen, ist bis auf den heutigen Tag nicht vom Himmel gefallen. Eine höchst eindrucksvolle Leistung auf Spitzenniveau. „Qualität, Qualität, Qualität“ – das seien die Zutaten für den Erfolg in der Küche, die bei Köpp klassisch französisch auf dem Teller landet. Immer gleich gut, immer auf gleichem Top-Niveau. „Es geht kein Essen raus, das ich nicht vorher in Augenschein genommen habe“, sagte er. Nicht, weil er seinen vier Mitarbeitern misstraut. „Ohne mein Team wär‘s gar nicht möglich.“ Aber sicher ist sicher.

So müsse er nicht fürchten, dass gerade ein kritischer Tester am Tisch sitzt, der sich in die niederrheinische Provinz begeben hat, um hier nach Geschmack Sterne aufgehen oder runterfallen zu lassen. Köpp hat noch nie einen hochkarätigen Feinschmecker ausgemacht, der hinterher bewertet, was er auf seinen Teller zaubert. Hat trotzdem immer gepasst. Der eigene hohe Qualitätsanspruch macht den Meister aus Obermörmter unabhängig von der Tagesform. „Man darf sich aber nie zu sicher sein“, sagte er: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Demut hat ihn vorm Abstieg bewahrt. Und sie hat ihn auch nicht vermessen nach mehr Sternen greifen lassen. „Ich bin froh, dass ich über so viele Jahre meine Auszeichnung behalten durfte“, betonte er bescheiden. Auch wenn er einräumt, dass das Aushängeschild für ihn und sein Lokal „schon sehr wichtig“ ist. 

Jürgen Köpp denkt – bei aller Bescheidenheit –, dass sein Stern nicht nur über seinem Landhaus scheint. „Ich glaube schon, dass der auch für Xanten und für die ganze Region nicht ganz unbedeutend ist und sicher einen Imagegewinn bedeutet.“ Das ganze Dorf freue sich mit ihm. Ein wenig feiern will er seine runde Meisterschaft schon mit dem Team und seinen Gästen. Wann, weiß er noch nicht so genau. Aber auch dabei wird er ganz sicher nicht aus dem Auge verlieren, was ihm das Höchste ist: „Die Qualität.“

(bp/wer)
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