Sechs Kulturtipps für Xanten Von Kobolden, Römern und dem weißen Gold

Xanten · Nach der Corona-Zwangspause erwacht auch in Xanten das kulturelle Leben immer mehr. In den nächsten Tagen werden gleich mehrere Ausstellungen eröffnet. Hinzu kommen ein Vortrag, eine Führung und eine Lesung über Grenzen, Glas und den Rhein. Ein Überblick.

e Sonderausstellung „Hausgeister – Auf den Spuren fast  vergessener Kreaturen“ / Siegfridmuseum Xanten Die Wichtel- Fleißige Helfer aus dem Berg ©Hannah Gritsch Photo & Design/ Forgotten Creatures

e Sonderausstellung „Hausgeister – Auf den Spuren fast vergessener Kreaturen“ / Siegfridmuseum Xanten Die Wichtel- Fleißige Helfer aus dem Berg ©Hannah Gritsch Photo & Design/ Forgotten Creatures

Foto: Forgotten Creatures/Hannah Gritsch Photo & Design

Von Rom nach Xanten Sie müssen echte Blickfänge gewesen sein, die Darstellungen der Kreuzabnahme und der Gottesmutter mit dem toten Jesus, die einst im St.-Paulus-Dom in Münster standen. Von dem Künstler Wilhelm Achtermann aus bestem Carrara-Marmor geschlagen, standen sie fast 100 Jahre im Dom, bis sie durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend in einem Bombentrichter vergraben wurden.

Dass sechs Fragmente dieser beiden Darstellungen bald in Xanten zu bewundern sind, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass sie 1965 wiederentdeckt und später in den Münsteraner Domschatz aufgenommen wurden. Ab Samstag, 2. April, sind sie in der Sonderausstellung „Von Rom nach Xanten – der Künstler Wilhelm Achtermann und das weiße Gold“ zu sehen. Außerdem vermittelt das Museum Wissen über die Bearbeitung und den Transport des italienischen Marmors, der bereits seit der Antike beliebt war und besonders im Klassizismus wieder verwandt wurde. Informationen über die außergewöhnliche Biografie Achtermanns kommen dazu: Er war zunächst Schweinehirte und Schreinergeselle, bevor er in Berlin zum Bildhauer ausgebildet wurde. „Schließlich zog er nach Rom, wo er so bekannt wurde, dass selbst Papst Pius IX. ihn in seinem Atelier besuchte. Seine Werke sind von einer tiefen Frömmigkeit geprägt“, erklärt Museums-Mitarbeiterin Christiane Peters.

Schon beim Aufbau der Ausstellung zeigte sich die Interims-Leiterin des Stiftsmuseums, Claudia Kienzle, begeistert von der hohen Qualität der Kunstwerke. „Mit den Sonderausstellungen bieten wir den Anreiz, immer wieder in unser Museum zu kommen. Ein Besuch lohnt sich auch für Xantener, die die Dauerausstellung vielleicht schon kennen.“

Hausgeister In einer neuen Sonderausstellung des Siegfriedmuseums Xanten bekommen fleißige Wichtel, unsichtbare Kobolde, listige Zwerge und glückbringende Moosweiblein ihren großen Auftritt: Über Generationen spukten sie als Hausgeister in Erzählungen und Häusern. Ihre Namen sind so unterschiedlich wie ihre Charaktere in zahlreichen lokalen Sagen. Vom hilfsbereiten Hüter des Hauses bis zum quälenden Plagegeist reichen die Beschreibungen. Mit dem Einzug des Fortschritts gerieten sie fast in Vergessenheit und fristeten ihr Dasein zwischen vergilbten Buchdeckeln, bis sie von der Popkultur wiederentdeckt wurden. Diese Figuren werden nun in der Ausstellung in Szene gesetzt und auf Schautafeln eingehend erläutert. Somit nehmen die sonst so scheuen Wesen Gestalt an und lassen sich sogar bestaunen. Die Sonderausstellung „Hausgeister – Auf den Spuren fast vergessener Kreaturen“ wird am Sonntag, 3. April, um 11 Uhr im Kriemhildsaal eröffnet und ist bis zum 31. Juli zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Römisches Glas Um das hauchdünne und fragile Glas der Römer dreht sich die Sonntagsführung im LVR-Römermuseum am Sonntag, 3. April, 11 Uhr. Zu Beginn war Glas noch ein purer Luxusartikel, importiert aus Syrien oder Ägypten. Mit dem Aufstieg Roms zur Weltmacht erlebte die Glasindustrie einen enormen Aufschwung, fortan gehörten Gläser aller Art zum Alltag. Das breite Spektrum reicht von gewöhnlichen Krügen bis zu feinen Parfüm-Fläschchen. Die Archäologin Sabine Leih präsentiert diese Vielfalt und informiert auch über die Arbeitsabläufe im Umgang mit der zerbrechlichen Ware. Die Führung ist kostenfrei, es fällt nur der normale Eintritt an. Interessenten sind gebeten, sich auf www.apx.lvr.de über die aktuellen Corona-Regeln zu informieren.

Kunstausstellung Nach langer Corona-Zwangspause meldet sich der Kunstverein Xanten (KUX) zurück – und zwar mit einer Kunstausstellung im Dreigiebelhaus am Kapitel 18: Zu sehen sind Werke der Künstlerin Monika Lioba Lang. In Xanten ist sie schon bekannt, ihre Kunst war hier 2019 schon einmal zu sehen. Ihre neue Ausstellung trägt den Titel „Xoxo“. Die Eröffnung ist am Sonntag, 3. April, um 12 Uhr. Die Ausstellung geht bis zum 19. Juni.

Roms Grenze am Niederrhein Am Montag, 4. April, berichtet der Archäologe Steve Bödecker aus Bonn im LVR-Römermuseum über neue Forschungsergebnisse zu Roms Grenze am Niederrhein. Seit Juli letzten Jahres ist der Niedergermanische Limes, zu dem auch das römische Xanten gehört, Unesco-Welterbe. Dieser Abschnitt längs des Rheins markierte über mehr als 450 Jahre die Trennlinie zwischen der römischen Provinz Niedergermanien und dem unbesetzten rechtsrheinischen Germanien. Hier entwickelte und erprobte das Römische Reich erstmals die Idee einer linearen Außengrenze. Auch zukünftige Vorstellungen und Funktionen von Grenzen, die bis in unsere Zeit reichen, wurden damals hier geprägt. Der kostenlose Vortrag beginnt um 18 Uhr, Einlass ist am Parkeingang an der Trajanstraße 10. Interessenten sind gebeten, sich auf www.apx.lvr.de über die Corona-Regeln zu informieren.

 Die Wichtel gelten als fleißige Helfer. In einer Sonderausstellung widmet sich das Siegfriedmuseum ihnen und anderen Kreaturen.

Die Wichtel gelten als fleißige Helfer. In einer Sonderausstellung widmet sich das Siegfriedmuseum ihnen und anderen Kreaturen.

Foto: Forgotten Creatures/Hannah Gritsch Photo & Design
Monika Lioba Lang zeigt ihre Werke im Drei-Giebel-Haus.

Monika Lioba Lang zeigt ihre Werke im Drei-Giebel-Haus.

Foto: Monika Lioba Lang
 Das Wesen auf diesem Grabdenkmal symbolisiert den Rhein.

Das Wesen auf diesem Grabdenkmal symbolisiert den Rhein.

Foto: LVR-LandesMuseum Bonn/Jürgen Vogel
Römische Glasfläschchen aus Xanten.

Römische Glasfläschchen aus Xanten.

Foto: APX

Literarische Rhein-Reise Karl Heinz Göttert ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Germanisten. Am Donnerstag, 7. April, nimmt er sein Publikum im Kriemhildsaal des Siegfridmuseums mit auf eine literarische Reise auf dem Rhein. Der Fluss war und ist nicht nur eine wichtige Verkehrsader, sondern auch literarische Inspirationsquelle für Mythen und Märchen. Loreley und Nibelungensage wurden zum Inbegriff der Rheinromantik. Neben Altbekanntem entdeckt Göttert viele neue Geschichten entlang des Stromes. Die Lesung, die um 19 Uhr beginnt, ist eine Veranstaltung in Kooperation mit der VHS-Alpen-Rheinberg-Sonsbeck-Xanten. Der Eintritt ist frei. Einlass ist ab 18.30 Uhr über den Ziegelhof. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

(wer)
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