Unsere Woche Entscheidung ohne Herz und Verstand

Meinung | Sonsbeck · Die Kündigung für die SeWo und ihre Bewohner zeigt, dass es auch im Bereich der Behindertenhilfe manchmal einfach nur ums Geschäft geht.

 Sandra Gommers ist sauer auf die INI. Sie muss nun neue Büroräume und neue Wohnungen für die durch die SeWo betreuten Menschen finden (Archiv).

Sandra Gommers ist sauer auf die INI. Sie muss nun neue Büroräume und neue Wohnungen für die durch die SeWo betreuten Menschen finden (Archiv).

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Es ist ein Satz, der sich mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen äußerst zynisch liest: „Herzlich willkommen bei der INI – das Sozialunternehmen mit Herz und Verstand für Menschen mit Behinderung.“ So definiert sich die Initiative Integratives Leben (INI) auf ihrer Homepage. Doch sowohl Herz als auch Verstand haben die Verantwortlichen bei ihren jüngsten Entscheidungen in Sonsbeck komplett vermissen lassen. Und auch soziales Handeln sieht anders aus.

Ende März hatte die INI als Eigentümerin eines Wohnhauses an der Herrenstraße ihren Mietern mitgeteilt, dass sie das Haus verkaufen wolle. Zu diesen gehörte bislang auch die SeWo GmbH, die in Sonsbeck Menschen mit Behinderung selbstbestimmtes Wohnen ermöglicht und diese Aufgabe 2016 von der INI übernommen hatte. Drei SeWo-Bewohner sowie die Büroräume waren bislang in dem Haus untergebracht.

Dass die INI das Haus verkaufen möchte, ist als Eigentümerin ihr gutes Recht. Und auch die mündliche Zusage – die es laut SeWo-Leiterin Sandra Gommers gegeben hat – dass man der SeWo und ihren Bewohnern sowie einem weiteren Mieter ein- bis eineinhalb Jahre Zeit geben werde, um neue Bleiben zu finden, hätte allen die Möglichkeit eingeräumt, eine vernünftige Lösung zu finden.

Doch die nun erfolgte schriftliche Kündigung bereits zum 31. August tritt die Werte, die die INI laut eigener Definition angeblich vertritt, mit Füßen. Die Mieter sind nun gezwungen, in nur knapp drei Monaten ihre Angelegenheiten zu regeln. Gerade die Bewohner mit Behinderung werden dadurch abrupt aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen. Daher muss diese Entscheidung mindestens als gefühlskalt bezeichnet werden. Und sie legt die Vermutung nahe, dass es letztlich nur ums Geschäft ging – und nicht um Herz und Verstand.

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