Xanten Kreative Vielfalt

Xanten · "Dem Augenblick Dauer verleihen": Unter diesem Motto steht die Jahresausstellung des Vereins Stadtkultur, die gestern im Rathaus eröffnet wurde. 58 Künstler beteiligen sich mit ihren Werken.

"Endlich ist sie wieder da, die Kunst im Rathaus", sagte Bürgermeister Christian Strunk bei der Eröffnung der großen Jahresausstellung des Vereins Stadtkultur Xanten. Fast alle Künstlerinnen und Künstler aus der Domstadt seien mit Werken in der Ausstellung vertreten, so Strunk. Ihnen und den Organisatoren Karin Meinert und Michael Blaszczyk sei gedankt dafür, dass sie das Schöne an einen Ort bringen, an dem sonst der schnöde Alltag in Politik und Verwaltung regieren. "Dem Augenblick Dauer verleihen" lautet das Motto der diesjährigen Ausstellung im und um den Rathaussaal.

Zwei Gewinner

Ein besonderer Augenblick war die Verkündigung der Gewinner des Juryentscheides. Zum fünften Mal in Folge kauft die Stadt Xanten zwei Werke aus der Ausstellung an, mit finanzieller Unterstützung durch die Kulturstiftung der Sparkasse Niederrhein. In der Jury saßen diesmal Dr. Stephan Mann vom Museum Goch, Klaus Girnus und Stephanie Strunk. Dr. Mann, der auch in die Ausstellung einführte, verkündete das Ergebnis. Die Wahl fiel auf das Werk "Morgenlicht im Reichswald" von Hedy Veltkamp und "Moers Festival zwei, 5-09" von Thomas Schiela. "Sie haben verstanden, welche große Position das 19. Jahrhundert in der Kunstgeschichte einnimmt", sagte Mann über Veltkamps Ölbild, das einen einzelnen Baum vor nicht näher definiertem Hintergrund zeigt. Sie habe sich zur Entstehungszeit des Gemäldes intensiv mit dem Werk von Matisse und Baumskulpturen befasst. "Es ist faszinierend, wie viele Farben und Formen in einem Baum stecken", sagte die Künstlerin. Seit 2008 male sie viel in der Natur, um Licht- und Schattenreflexe zu studieren.

Bewusstes Spiel

Thomas Schiela war von der Jury-Entscheidung überrascht. "Vielleicht hätte ich doch meine Familie mitbringen sollen. Ich dachte, ich gehe nur mal eben zur Eröffnung", sagte der Xantener. Sein Gemälde ist im September entstanden, als Teil einer Serie, die der Maler zum Thema angefertigt hat. "Das Moers-Festival beschäftigt mich schon seit Jahren", so Schiela. Seinem fotorealistischen Stil ist der Künstler auch mit der aktuellen Arbeit treu geblieben, jedoch mit einem Unterschied: Die Vorlage lichtete er bewusst verwischt ab, indem er schnelle Bewegungen mit der Kamera ausführte und dabei auf den Auslöser drückte. Die dadurch entstandenen Effekte übertrug er dann mit Aquarellfarbe auf die Leinwand. Er spiele dabei ganz bewusst mit den Schwächen seines digitalen Mediums, so Schiela.

Dr. Mann hob in seinem einführenden Vortrag zu einem kleinen Diskurs über die Definition von Kunst an. "Kunst ist so subjektiv wie der Betrachter, der sie anschaut", sagte Mann. Das wichtigste Handwerkszeug bei der Kunstbetrachtung seien die Augen. Kunst sei Dialog und brauche Freiheit, schloss Mann. Es sei lohnend sich auf die Vielfalt der kreativen Äußerungen einzulassen und weniger zu bewerten.

(RP)
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