Xanten Krankenhausseelsorger im Rollstuhl

Xanten · Theo van Gelder ist in Büderich aufgewachsen. Er kümmert er sich um Patienten im Franzikus-Hospital in Münster.

 Theo van Gelder rollt als Krankenhausseelsorger im St.-Franziskus-Hospital in Münster mit seinem E-Mobil über die Flure.

Theo van Gelder rollt als Krankenhausseelsorger im St.-Franziskus-Hospital in Münster mit seinem E-Mobil über die Flure.

Foto: Bistum

Der rollende Seelsorger, so nennt ihn sein Kollege und Krankenhauspfarrer Pater Gisbert Schütte flapsig. Vor Patienten greift Theo van Gelder seine Gehbehinderung, die er von Geburt an hat, selbst auf: "Ich sage immer: Ich komme mit dem Herzen zu Ihnen, mit den Beinen würde es länger dauern." Für die Menschen da sein - das ist Aufgabe des 52-Jährigen. Drei Jahre lang hat er im St.-Franziskus-Hospital in Münster den Beruf des Krankenhausseelsorgers erlernt. Im Sommer hat der Sohn der Gastwirt-Famlien in Büderich seine Ausbildung abgeschlossen und rollt nun weiter mit seinem E-Mobil als katholischer Seelsorger durch die Flure des Krankenhauses.

"Ich habe mir früher nie vorstellen können, beruflich etwas Frommes zu machen", blickt van Gelder zurück an den Niederrhein. Er wuchs er von klein auf an inmitten des turbulenten Alltages einer Gastwirtschaft mit Saal auf. Davon zeugt auch seine direkte und offene Art. "Meine Eltern haben immer darauf geachtet, dass ich trotz meines Handicaps mittendrin statt nur dabei war", erzählt er.

Nach dem Abitur begann er eine Lehre zum Industriekaufmann, wollte anschließend Betriebswirtschaft studieren. Während der Lehrjahre aber merkte er: "Der Beruf passt nicht zu mir." Der Glaube spielte für van Gelder schon immer eine Rolle: "Er hat mich getragen und meiner Familie und mir Halt gegeben", erzählt er. Langsam reifte die Idee, seine Lebenshaltung zum Beruf zu machen.

Nach Ausbildung begann er ein Theologie-Studium in Regensburg. 1993 starb sein Vater. Von da an kümmerte er sich mit seiner Mutter um den elterlichen Betrieb. "Da wusste ich, warum ich Industriekaufmann gelernt habe", sagt er.

Parallel dazu beendete er sein Theologie-Studium und promovierte danach an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Münster über die Frage: "Wer ist der Mensch vor dem Hintergrund von Evolution und Naturalismus?". In dieser Zeit engagierte er sich in Büderich als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Peter.

2014 begann er die Ausbildung zum Pastoralreferenten in der Krankenhausseelsorge. "Als man mir die Stelle in der Krankenhausseelsorge angebot, war das totales Neuland für mich", sagt Theo van Gelder.

Unsicher habe er sich gefühlt, auch mit Blick auf seine Behinderung. "Ich wusste ja nicht, wie die Patienten auf jemanden reagieren, der selbst beeinträchtigt ist", sagt er. Heute weiß er, dass sein Handicap meist zum Türöffner wird. Für den Krankenhausseelsorger steht der Mensch im Mittelpunkt. "Ich begegne den Menschen in einer existenziellen Notsituation. Sie fühlen sich schlecht, die Privatsphäre ist nur noch eingeschränkt vorhanden - da reagiert jeder anders." Doch der 52-Jährige hat auch die Mitarbeitenden im Blick. "Auch Schwestern, Pfleger und Ärzte haben Not im Berufsalltag, sie werden mit dem Sterben konfrontiert", erklärt er. Es seien es weniger die großen Gespräche als viel mehr "die kleinen Tür- und Angelbegegnungen", wie er sie nennt, die ein gutes Gefühl geben können. Van Gelder unterrichtet auch in der Schule für Gesundheitsberufe: "Man wundert sich, mit welch existenziellen Fragen sich junge Menschen beschäftigen." Fragen, die auch ihn beschäftigen, "wenn ich am Bett eines jungen Menschen sitze, der sterbenskrank ist". Kraft tankt er im Gebet in der Krankenhauskapelle, wo er für jeden, den er begleitet, eine Kerze anzündet. "Ich kann nur Zeit und Herz schenken. Aber das kann ich tun."

(RP)
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