Kloster Mörmter Neue Hoffnung – auch nach 100 Jahren

Xanten · Das Kloster Mörmter ist 1922 erbaut worden. Es gibt also ein Jubiläum zu feiern. Zumal das Gebäude seit 2009 wieder eine Zukunft hat: als Fazenda da Esperança, als Hof der Hoffnung für Menschen in schwierigen Situationen.

 Das Kloster Mörmter ist 100 Jahre alt geworden: Am Sonntag feiert die Fazenda da Esperança dieses Jubiläum mit einem Sommerfest.

Das Kloster Mörmter ist 100 Jahre alt geworden: Am Sonntag feiert die Fazenda da Esperança dieses Jubiläum mit einem Sommerfest.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Mittwoch war ein besonderer Tag. „Es war emotional“, sagt Moritz Bucher, Leiter der Fazenda da Esperança in Xanten. Die Gemeinschaft hat wieder einen Mann verabschiedet, der seine Rekuperation geschafft hat, also seine Therapie. In der Regel geht sie über ein Jahr auf dem Hof der Hoffnung – so lautet die deutsche Übersetzung für Fazenda da Esperança. Und dieses Jahr kann sehr schwer sein. Selbst in einer guten Gemeinschaft.

Denn auf dem Hof der Hoffnung leben Männer, die mit Suchtkrankheiten und Depressionen kämpfen und aus dieser Orientierungslosigkeit herausfinden wollen. Wenn sie es mit der Hilfe der Gemeinschaft schaffen, werden sie mit einer Feier verabschiedet. So wie der Mann am Mittwoch. „Er freut sich auf die Zeit mit seinen Kindern“, berichtet Bucher. Da er und die anderen Mitglieder der Gemeinschaft auf dem Hof arbeiten, ohne einen Lohn dafür zu bekommen, „ist so ein Moment unser Lohn“.

Seit 13 Jahren existiert die Fazenda da Esperança in Xanten. Die Familie der Hoffnung, die geistliche Gemeinschaft hinter dem therapeutischen Sozialwerk, hat dafür 2009 das Kloster Mörmter übernommen. Damit gab sie auch dem Gebäude wieder eine Zukunft – nachdem unsicher gewesen war, was daraus werden soll.

Es ist vor 100 Jahre erbaut worden. 1921 war die Grundsteinlegung gewesen, 1922 zogen Dorstener Franziskaner ein. Sie waren für die Seelsorge der umliegenden Dörfer und Gemeinden zuständig, nahmen also auch Taufen, Erstkommunionen und Eheschließungen vor. So berichtet es die Fazenda da Esperança auf ihrer Internetseite.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kloster Mörmter zum Lazarett. Hunderte verwundete Soldaten wurden im Gebäude versorgt. „Beeindruckendes Mahnmal und stumme Mahnung für die Zerbrechlichkeit des Friedens ist heute noch der Soldatenfriedhof, der liebevoll von den Bewohnern des Hauses gepflegt wird“, schreibt die Fazenda da Esperança.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster neu gegründet. Aber „Ende der 1970er Jahre war die Ära der Dorstener Franziskaner zu Ende, da es an Nachwuchs mangelte“ erklärt die Fazenda da Esperança. „So ging das Haus an die Franziskaner der brasilianischen Provinz, die nun das Haus umgestalteten, um für Mitbrüder aus den Missionen ein Zuhause für den Lebensabend zu schaffen.“

Jedoch wurde das Gebäude bald auch als Alterswohnsitz immer seltener genutzt, sodass die Zukunft des Gebäudes vor etwa 15 Jahren fraglich war. Der inzwischen gegründete Förderverein suchte nach einer neuen Nutzung für das „Kleinod“, das so eng mit der jüngeren Lokalgeschichte verbunden ist, wie der heutige Vorsitzende Reinhold Schulte berichtet.

Eine Lösung ergab sich 2008: Damals besuchte Pater Hans Stapel das Kloster Mörmter. Der Franziskaner war 1979 als Pfarrer in eine Pfarrei bei São Paulo (Brasilien) gekommen. 1983 gründete er dort die erste Fazenda da Esperança. In Mörmter fand er 25 Jahre später einen geeigneten Ort für einen weiteren Hof der Hoffnung. 2009 wurde die neue Fazenda da Esperança gegründet.

Die Entwicklung der vergangenen 13 Jahre sei „sehr erfreulich“, sagt Schulte. „Ein Haus ohne Bewohner ist kalt.“ In einem Gebäude müsse Leben sein. Mit der Fazenda da Esperança zog es wieder ein. Seitdem lebt wieder eine Gemeinschaft von Menschen in dem Kloster, unter denen immer einige sind, die eine Rekuperation machen.

Die Therapie auf dem Hof der Hoffnung basiere auf drei Säulen; auf Arbeit, Spiritualität und Gemeinschaft, erklärt Bucher. Man unterstütze sich gegenseitig, gebe sich Hilfe zur Selbsthilfe. Täglich werde in der Bibel gelesen, daraus ein Motto für den Tag gezogen. Auf Alkohol, Zigaretten, Internet und Handy werde verzichtet. Es gebe allenfalls gemeinsame Fernsehabende. Finanziert werde das Leben auf dem Hof durch den Betrieb eines Cafés und Spenden.

 Reinhold Schulte, Vorsitzender des Fördervereins.

Reinhold Schulte, Vorsitzender des Fördervereins.

Foto: Armin Fischer (arfi)
 Moritz Bucher, Leiter der Fazenda da Esperança in Mörmter.

Moritz Bucher, Leiter der Fazenda da Esperança in Mörmter.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Um den Erhalt des Klosters kümmert sich der Förderverein. Auch er ist auf Spenden und das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen angewiesen. Insbesondere einige Unternehmer und Familien unterstützen das Kloster Mörmter und die Fazenda da Esperança seit Jahren, wie Bucher und Schulte berichten. Sie danken unter anderem Underberg, Boquoi und van Nahmen, aber auch dem Xantener Lions Club. Darüber hinaus berichten sie von weiteren Unterstützern, die zum Beispiel Kuchen für das Café backen, Reparaturen am Gebäude vornehmen oder bei der Buchhaltung helfen. „Wir haben ganz viele tolle Menschen, ohne sie würde es nicht funktionieren“, sagen Bucher und Schulte.

(wer)
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