Preis für herausragendes gesellschaftliches Engagement Inklusive Klettergruppe aus Sonsbeck holt NRW-Sieg beim Wettbewerb „Sterne des Sports“
Sonsbeck · Die inklusive Klettergruppe aus Sonsbeck hat unter mehr als 100 Projekten den NRW-Landessieg im Wettbewerb „Sterne des Sports“ geholt. Im Januar geht’s nach Berlin, wo Kanzler Scholz den Bundessieger kürt.
Willi Kisters kann sich aktuell vor Anfragen kaum retten. Telefonisch, per Facebook und Instagram prasseln die Glückwünsche geradezu auf den Leiter der Klimpansen ein. Denn die inklusive Klettergruppe des Sportvereins (SV) Sonsbeck ist am Montagabend unter mehr als 100 Projekten als NRW-Landessieger 2022 des bundesweiten Wettbewerbs „Sterne des Sports“ hervorgegangen. Der Preis des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Volksbanken in Deutschland zeichnet Sportvereine und ihre ehrenamtlichen Helfer für herausragendes gesellschaftliches Engagement aus. Mit dem Landessieg geht’s für die Sonsbecker im Januar nach Berlin, wo sie beim Bundesentscheid voraussichtlich auf Bundeskanzler Olaf Scholz treffen werden.
„Das müssen wir erst verdauen, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Kisters. „Natürlich haben wir uns Chancen erhofft und beim Lesen der Bewerbung dachte ich schon mit Stolz: Wir stemmen da ein ganz schönes Paket.“ Doch auch die anderen fünf Projekte in der Endausscheidung auf Landesebene seien „hervorragend“, betont er.
Mit entsprechender Spannung wurde die von ARD-Sportjournalist Peter Grossmann moderierte Preisverleihung im Event-Center Sankt Bernardus Kapelle in Oberhausen verfolgt. „Mit zunehmender Dauer der Veranstaltung stieg bei der Sonsbecker Delegation die Anspannung“, berichtet auch Guido Lohmann, Chef der Volksbank Niederrhein, die die Klimpansen bei der Bewerbung tatkräftig unterstützt hatte. „Nachdem die Plätze sechs bis vier benannt waren, war allen klar, dass man auf jeden Fall auf dem Siegertreppchen landen wird“, erzählt Lohmann weiter. Als dann der Sportclub Bielefeld für sein Projekt mit Platz drei ausgezeichnet worden war, platzte SV-Vereinsvorsitzender Marc Lemkens fast vor Aufregung. „Das halt ich nicht mehr aus“, rief er nervös.
Wenige Minuten später sollte er erlöst werden. Der MTB Wendener Land wurde als Zweitplatzierter auf die Bühne gerufen. Und bei den Sonsbeckern gab es kein Halten mehr. Riesiger Jubel machte sich breit. Moderator Gossmanns Verkündung „Landessieger 2022 für Nordrhein-Westfalen sind die Klimpansen vom SV Sonsbeck“ war nur noch reine Formsache. Freudestrahlend sangen die Klimpansen „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ auf der Bühne, während die Mitglieder Norbert Quinders und Willi Kisters den begehrten „Großen Stern in Silber“ aus den Händen von Ralf-Rainer Klatt, Chef des NRW-Landesportbundes, und NRW-Sport-Staatssekretärin Andrea Milz entgegen nahmen.
Seit 23 Jahren lernen bei den Sonsbecker Klimpansen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung gemeinsam das Klettern. Neben dem Spaß an der Bewegung spielen der Inklusionsgedanke und das soziale Gruppenerlebnis eine zentrale Rolle: Beim Klettern müssen sich alle aufeinander verlassen können. Sie gewinnen Selbstvertrauen, spüren Verantwortung und Vertrauen. „In den letzten Jahren haben wir unser Profil deutlich erweitert und den inklusiven Klettersport etabliert“, sagt Kisters. Im Oktober 2021 wurde mit Unterstützung einer Leader-Förderung, Sponsoren und ehrenamtlicher Helfer ein eigener, elf Meter hoher Kletterfelsen im Willy-Lemkens-Sportpark errichtet. Der sogenannte Sonsberg bietet auf 65 Routen verschiedener Schwierigkeitsgrade die Möglichkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Die Routen wurden selbst geplant und geschraubt und sind auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst.
Im Frühjahr dieses Jahres wurde eine weitere Sonsberg-Abteilung gegründet, deren Mitglieder einen öffentlichen Betrieb des Kletterfelsens ermöglichen. Es finden regelmäßig Kletterausbildungen statt, die 2022 für Ehrenamtliche in der Jugendarbeit sogar kostenlos sind, und inklusive Veranstaltungen wie der „Klimalayatag“, bei dem mit möglichst vielen Teilnehmern in acht Stunden die 8000-Höhenmeter-Marke geknackt werden sollte. Mit Erfolg. Nun klettern die Klimpansen eben den Sternen entgegen.
