Sonsbeck In St. Maria Magdalena boomen die Trauungen

Sonsbeck · Gegen den Trend: Zahl der kirchlichen Eheschließungen in Sonsbeck nimmt stark zu. Mit ein Grund: Immer mehr verheiratete Paare treten nachträglich vor den Altar.

 „Traufe“ steht für heiraten und gleichzeitig die Kinder taufen lassen: Familie Jennifer und Gerrit Burchart mit ihren beiden Söhnen Ben (vorne) und Lasse

„Traufe“ steht für heiraten und gleichzeitig die Kinder taufen lassen: Familie Jennifer und Gerrit Burchart mit ihren beiden Söhnen Ben (vorne) und Lasse

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Familie und Freunde in der Kirche waren ziemlich überrascht, als Pastor Günter Hoebertz plötzlich vom offiziellen Plan abwich: „Wir schließen das Buch der Taufe und öffnen das Buch der Trauung“, sagte der Seelsorger von St. Maria Magdalena. Damit hatte – bis auf das Hochzeitspaar – niemand in der Kirche gerechnet. Denn Jennifer und Gerrit Burchart waren zu diesem Zeitpunkt schon acht Jahre verheiratet. Aber „nur“ standesamtlich, nicht kirchlich. Das holten sie nun zur Taufe ihrer beiden Söhne Ben und Lasse nach.

Die Familie aus Hamb ist kein Einzelfall. Immer wieder ergibt sich in den Taufgesprächen mit dem Sonsbecker Pfarrer, dass die Eltern das kirchliche Ehegelöbnis nachholen möchten. Da kann es wie bei Familie Burchart vorkommen, dass die Taufgemeinde davon erst erfährt, wenn Günter Hoebertz mit der Zeremonie auch für dieses Sakrament beginnt.

Solche nachträglichen kirchlichen Trauungen haben mit dazu beigetragen, dass ihre Zahl in Sonsbeck sprunghaft gestiegen ist. Während in anderen Pfarrgemeinden weniger Paare vor den Traualtar treten oder die Zahl zumindest stagniert, kann Hoebertz sich vor Terminwünschen kaum retten. 2016 nahm er noch zehn Trauungen vor. Im vergangenen Jahr waren es schon 18, also 80 Prozent mehr, und in diesem Jahr sieht es kaum anders aus. „Die Entwicklung zeigt weiter nach oben“, berichtet der Seelsorger.

27 Paare haben sich bereits seit Anfang Januar vor dem Altar das Jawort gegeben oder bis Ende Dezember einen Termin. Für 2019 haben sich jetzt schon neun Paare angemeldet. „Wir sind erst im August. In der Regel wird ein gutes Jahr vor dem Wunschtermin angefragt. Wir sind also auf einem guten Weg“, lautet das Fazit des Pastors.

Eine Erklärung, warum Sonsbecks katholische Kirchengemeinde mit dieser Entwicklung gegen den Strom schwimmt, hat Hoebertz nicht. Er weiß nur: Junge Menschen suchen in einer Zeit der Unsicherheit und der Krisen vielfach nach Sicherheit innerhalb einer Beziehung. Dafür möchten sie auch Gottes Segen. Unter jenen, die bei Pfarrer Hoebertz anfragen, sind viele Auswärtige, die zum Beispiel familiäre Beziehungen nach Sonsbeck haben und hier auch feiern möchten.

Bei Jennifer und Gerrit Burchart war die kirchliche Trauung für 2011, ein Jahr nach dem Standesamt, längst angesetzt und alles vorbereitet. Doch durch einen Krankheitsfall in der Familie musste das Paar den spirituellen Teil der Hochzeit absagen. „Wir hatten den Plan, das 2013 nachzuholen“, erinnert sich der Vertriebsleiter Landwirtschaft. Aber „das Leben hat eine gewisse Eigendymnamik. Wir haben es immer wieder hinausgeschoben“. Lasse wurde geboren, der Beruf spannte sehr ein, der Umbau des Hauses – das alles machte den weiteren Hochzeitsplänen einen Strich durch die Rechnung. Bis Pfarrer Hoebertz im Taufgespräch die Möglichkeit einer „Traufe“ erwähnte, eine Kombination aus Trauung und Taufe.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist“, sagt Gerrit Burchart rückblickend. „Wir haben uns nach kurzer Zeit dazu entschlossen, aber niemanden informiert. Noch nicht mal unsere alten Trauzeugen. Es sollte für alle eine Überraschung sein.“

War es dann auch für den kleinen eingeladenen Kreis an Freunden und Familienmitgliedern. Jennifer und Gerrit Burchart sagten auch in der Kirche Ja. Der Hamber: „Mutter war damals traurig, weil das nie stattgefunden hat, und ist nun umso überraschter. Wir sind glücklich, diesen Schritt gegangen zu sein. Es ist ein schönes Gefühl, nun auch den kirchlichen Segen erhalten zu haben.“

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