Tschernobyl-Kinder zu Gast in Xanten Eine abwechslungsreiche Auszeit vom Alltag

Xanten · Zwölf Kinder aus Tschernobyl verbrachten dank der Praxis Silvia Brand einen spannenden Tag in Xanten.

 Die Kinder aus Tschernobyl durften an der Kriemhildmühle ihr eigenes Mehl mahlen. Im Anschluss wartete ein abwechslungsreiches Programm in Xanten auf die Gruppe.

Die Kinder aus Tschernobyl durften an der Kriemhildmühle ihr eigenes Mehl mahlen. Im Anschluss wartete ein abwechslungsreiches Programm in Xanten auf die Gruppe.

Foto: Markus Plüm

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl liegt inzwischen rund 33 Jahre zurück. Doch noch immer haben die Menschen in der weißrussischen Region mit den Folgen des Unglücks zu kämpfen. So erkranken auch heute noch viele Kinder an Krebs, eine Folge der hohen atomaren Strahlung.

Daher rief der Straelener Winfried Claßen vor nunmehr 21 Jahren den Verein „Hilfe für krebskranke Kinder aus der Tschernobyl-Region“ ins Leben, der jeden Sommer eine Gruppe für eine zweiwöchige Ferienfreizeit nach Deutschland holt. Untergebracht in Gastfamilien und einer Ferienwohnung erleben die Kinder ein abwechslungsreiches Programm mit viel Action, Spaß und Spannung.

Nun war am Dienstag erstmals eine Kinder-Gruppe in Xanten zu Gast. Denn die in der Kinder- und Jugendhilfe tätige gemeinnützige Praxis Silvia Brand hatte von Claßens Engagement gehört – und wollte helfen. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Kinder, Familien und Menschen in besonderen Lebenssituationen zu unterstützen“, sagte Jutta Hommel vom Praixisteam. Und so stellte man mit Hilfe von Sponsoren und ortsansässigen Betrieben ein Programm für die Tschernobyl-Kinder auf die Beine.

Los ging es für die zwölf Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren, die von vier Dolmetscherinnen begleitet wurden, am Vormittag an der Kriemhildmühle. Dort zeigte Pächter Rolf Peter Weichold, wie die Mühle funktioniert und wie dort Brot gebacken wird. Die Kinder konnten aber nicht nur zusehen, sondern auch gleich tatkräftig mit anpacken und ihr eigenes Mehl mahlen. „Die Hauptsache ist, sie haben Spaß“, sagte Claßen. „Denn alle Kinder hatten bereits mit einer Krebserkrankung zu kämpfen und sind entweder wieder gesund oder auf dem Weg der Besserung. Wir wollen einfach eine kleine Auszeit vom Alltag bieten, uns sozusagen um die Nachsorge kümmern.“

Und die Arbeit an der Mühle machte hungrig. Daher ging es für die Gruppe anschließend weiter zum Marktplatz, wo Metzger Lemken einen Mittagsimbiss vorbereitet hatte. Und da man sich bei den aktuellen Temperaturen auch ab und zu abkühlen muss, gab es hinterher noch ein Eis, gestiftet vom Modegeschäft Stilsicher.

Noch mehr Abkühlung war danach angesagt, denn den Nachmittag verbrachte die insgesamt 21-köpfige Gruppe dann im Strandbad an der Südsee. „Das Freizeitzentrum hat uns dankenswerterweise den Eintritt spendiert“, berichtete Hommel. Nachdem dann alle die kühlen Temperaturen der Südsee einmal genossen hatten, führte sie die Reise noch nach Sonsbeck. Dort hatte der Partyservice Kalscheur nicht nur ein großes Pizza-Essen vorbereitet – auch Bürgermeister Heiko Schmidt schaute mit einer zweiten Runde Eis bei den Kindern vorbei.

Noch bis Sonntag verbringt die Gruppe aus der Tschernobyl-Region ihre Ferien am Niederrhein. Und bis zur Rückreise stehen noch einige Hochkaräter auf dem Programm. „Wir werden noch in den Duisburger Zoo gehen und es steht noch ein Hubschrauber-Rundflug an“, erzählte Claßen. „Ich denke, dass wir den Kindern so unvergessliche Erlebnisse bereiten können“, ergänzte der Organisator. Durch die glücklichen Momente könne schließlich der Genesungsprozess vorangetrieben werden.

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