Xanten Kinder bauen ihr kleines Plattbodenschiff

Xanten · Seit Februar wächst in einem Zelt der Nachbau eines römischen Schiffes. Am Sonntag öffnete die Werft ihre Türen.

 Beim "Tag der offenen Werft" bauten Kinder ihr eigenes Römerschiff. Jörg Steinhauer (links) zeigt den Eltern von Bennedikt (7, Bildmitte) das fertige Modell; im Bild von rechts: Ruben Weschollik (13) und Charlotte Steinhauer (12) gehören zum APX-Handwerker-Show-Team.

Beim "Tag der offenen Werft" bauten Kinder ihr eigenes Römerschiff. Jörg Steinhauer (links) zeigt den Eltern von Bennedikt (7, Bildmitte) das fertige Modell; im Bild von rechts: Ruben Weschollik (13) und Charlotte Steinhauer (12) gehören zum APX-Handwerker-Show-Team.

Foto: Olaf Ostermann

Lautes Hämmern und das Kreischen einer elektrischen Säge dringt aus dem Zelt neben dem LVR-RömerMuseum. Seit Februar entsteht hier der originalgetreue Nachbau des römischen Plattbodenschiffes, das 1991 bei Wardt entdeckt wurde und seit der Eröffnung des RömerMuseums 2008 zu den Attraktionen der Dauerausstellung gehört. Beim Tag der offenen Werft hatten Besucher gestern Gelegenheit, mit Schiffsbauer Kees Sars und seinem Team ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen.

"Technische Dinge interessieren die Leute am meisten", sagt Sars. Der Niederländer aus Utrecht kennt sich aus mit Rekonstruktionen antiker Schiffe. Neben anderen Projekten wirkte er beim Bau der "Batavia" mit, einer Galeone der Niederländischen Ostindien-Kompanie im 17. Jahrhundert. "Das hier ist das erste Schiff, das ich in Deutschland baue", erzählt Sars. Die Werftarbeiter verwenden zwar moderne Werkzeuge, aber ansonsten wird der "Prahm" originalgetreu und nach archäologischen Vorgaben rekonstruiert.

"Die größte Herausforderung sind die Spanten", sagt Sars. Die tragenden Bauteile werden aus Eichenholz in einem Stück gefertigt, was durch die rechtwinklige Krümmung besonders schwierig ist. "Ich bin dreimal mit unserem Holzhändler nach Dänemark gefahren, um das richtige Material zu bekommen", berichtet der Schiffsbauer. Die Experten vermuten, dass das knapp 15 Meter lange Plattbodenschiff als Fähre für schwere Frachten eingesetzt wurde.

Im November soll das Schiff fertig sein. Im Mai oder Juni nächsten Jahres soll die "Nehalennia" dann für Testfahrten zu Wasser gelassen werden, allerdings nicht auf dem stark befahrenen Rhein. "Es wird eher ein kleiner Fluss sein, wie die Ruhr oder die Lippe. Dann wird man auch sehen, wie das Schiff sich auf dem Wasser verhält", so Sars.

Benedikt (7) versuchte sich beim Tag der offenen Werft als Schiffsbauer im Kleinen. Unter Anleitung von Bildhauer- und Tischlermeister Jörg Steinhauer konnten Kinder ein kleines Plattbodenschiff selbst nachbauen. "Durch die modernen Maschinen gehen wichtige kulturelle Techniken im Handwerk heute verloren", meint Steinhauer, der das archäologische Schiffsbauprojekt vor diesem Hintergrund wichtig findet. Das inklusive Projekt in Kooperation mit Schulen und Einrichtungen wie dem Theodor-Brauer-Haus und Haus Freudenberg bietet zudem jungen Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, tätig zu werden.

(krsa)
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