Kreis Kein Platz für Lkw

Kreis · Eine Studie sieht Handlungsbedarf. In Rheinberg liefen jetzt Gespräche zwischen Stadt und Logistikunternehmen.

 Täglich parken Lkw auf den Seitenstreifen der A 57.

Täglich parken Lkw auf den Seitenstreifen der A 57.

Foto: sep

Wesel Regelmäßige Nutzer der Autobahnen am Niederrhein kennen das Problem: Auf den Rastplätzen parken zu bestimmten Zeiten die Lastwagen dicht an dicht, teilweise nutzen sie zum Parken sogar die Auffahrt und Abfahrt des Parkplatzes - ein großes Gefahrenpotenzial. Die IHK Niederrhein hat sich dieses Problems in einer neu veröffentlichten Studie angenommen. Darin wird auch auf die problematische Lage im Kreis Wesel hingewiesen. Eine Zahl macht dabei besonders eindrucksvoll auf die Lage der Lkw-Fahrer aufmerksam: Im Schnitt verbringt jeder Lkw mehr als die Hälfte des Tages auf Park- und Rastplätzen, um vorgeschriebene Ruhezeiten einzuhalten.

Explizit geht die Studie auch auf die Städte im Kreis Wesel ein. "Hier entsteht in den Straßen und Gewerbegebieten in der Nähe von Logistikstandorten zunehmend Handlungsbedarf", schreiben die Verfasser. In Wesel, Hünxe und Schermbeck sowie Rheinberg und Neukirchen-Vluyn gebe es Beschwerden über parkende Lkw sowie über nicht ordnungsgemäß entsorgten Müll, zum Beispiel an der Weseler Rudolf-Diesel-Straße. In der Stadt Wesel würden einige Fahrzeugführer ihre Ruhezeiten auch nicht in dafür vorgesehenen Zonen verbringen -teilweise parken sie in der City. Am Niederrhein gibt es auch deshalb besonderen Bedarf, weil in den benachbarten Niederlanden Parkverstöße seit einigen Jahren massiv geahndet werden. "Das kann für die Fahrer teuer werden, deshalb suchen sie sich lieber einen Parkplatz in Deutschland", erläutert Sabine Jürschik, Projektleiterin bei der IHK.

Die Studie unter dem Titel "Ruhende Verkehre richtig steuern", mit der die IHK Kommunen und Politik zum Handeln auffordert, ist in enger Zusammenarbeit zwischen der Niederrheinischen IHK, dem Zentrum für Logistik und Verkehr sowie dem Lehrstuhl für Transport- und Logistiksysteme der Universität Duisburg-Essen entstanden. Eine der Erkenntnisse dabei: Es gibt keinen Masterplan für die Suche nach Lösungen, für jeden Standort muss individuell eine Antwort auf die Problematik gefunden werden.

Burkhard Landers, Unternehmer aus Wesel und Präsident der Niederrheinischen IHK, sagt im Vorwort der Studie: "Die Enge an Parkraum belastet die Fahrer, gefährdet die Verkehrsteilnehmer, erschwert die Planung von Lieferzeiten und kann, je nach geladener Ware, auch für die Sicherheit der Ladung eine Herausforderung sein.

Wenn die Rastplätze an den Autobahnen voll sind, suchen die Fahrer verständlicherweise nach erreichbaren Alternativen. Hier am Niederrhein, wo Autobahnen, Unternehmensstandorte und Wohnbereiche oft dicht an dicht liegen, führt der Weg daher häufig in die Gewerbe- und Wohngebiete unserer Städte."

Professor Bernd Noche vom Zentrum für Logistik und Verkehr der Universität Duisburg-Essen sagt: "Mit Anreizen und regulatorischen Maßnahmen können Kommunen kurzfristig steuernd in den ruhenden Verkehr eingreifen. Langfristig müssen wir durch bessere Beschilderung und Parkleitsysteme auf die bestehenden Angebote hinweisen. Dafür bieten auch digitale Helfer wie Apps und Reservierungssysteme Chancen."

Konkrete Maßnahmen sind im Kreis Wesel laut Studie bisher nur wenige unternommen worden. In Rheinberg liefen jetzt immerhin Gespräche zwischen Stadt und Logistikunternehmen. Wegen der Amazon-Ansiedlung kommt es dort zu erhöhtem Parkdruck für die Lkw-Fahrer. "In der Gemeinde Schermbeck nehmen die Klagen über zugeparkte Straßen Gewerbegebiet ebenfalls zu", heißt es in der Studie. "Zunehmend werden zudem die Flächen auf den Parkplätzen an der A 31-Abfahrt Dorstener Straße von Lkw genutzt. Für den Zulieferverkehr fehlt in den frühen Morgenstunden geeigneter Parkraum bzw. Rückstauraum." In Hünxe will die Gemeinde WCs und Mülleimer im neu entstehenden Industrie- und Gewerbepark an der Werner-Heisenberg-Straße und den Nachbarstraßen aufstellen. Die Gemeinde will noch prüfen, woher die Lkw kommen. Probleme gibt es auch in Neukirchen-Vluyn am neuen Rastplatz Neufelder Heide (A 40) sowie in Voerde, wo Lkw eines Technologieunternehmens sich morgens vor Arbeitsbeginn um 7 Uhr vor den Werkstoren stauen. Viele Lkw-Fahrer übernachten dort an den Zufahrtsstraßen.

Hamminkeln und Moers hätten schon reagiert, berichtet die Studie - dort seien neue Parkverbotszonen geschaffen worden. Ein Positivbeispiel: Dinslaken wird als Stadt mit ausreichend Parkraum in Gewerbegebieten genannt.

(RP)
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