Xanten Karthaus "vielleicht verkaufen"

Xanten · Die Sanierung der Karthaus soll zentrales Thema städtischer Investitionen im nächsten Jahr sein. Doch wie verträgt sich das mit der im Rat geäußerten Forderung, auf die Investitionsbremse zu treten? Die Redaktion hörte sich um.

Das ist unstrittig: Die Sanierung der Karthaus ist überfällig. Spätestens zum Jahresende, wenn die städtische Bücherei ihre Räume im Obergeschoss räumt, stellt sich die Sanierungsfrage. Baufachleute ermitteln derzeit den Kostenrahmen. Im Gespräch sind 1,5 bis zwei Millionen Euro, denn über Jahrzehnte hinweg hat die Stadt das historische Erbe allenfalls kosmetisch behandeln lassen — zuletzt nicht einmal mehr das. Die Sanierung müsste die Stadt über einen Kredit finanzieren. Doch neue Kredite wollen Teile des Rates nicht. Ist der Verkauf der historischen Immobilie eine Alternative?

Uwe Schmidtke (FBI) bestätigte gestern auf Anfrage der RP: "Darüber haben wir nachgedacht. Und wir schließen das nicht aus. Wenn wir eine Investition jetzt nicht stemmen können, müssen wir einen Investor suchen. Verfallen lassen können wir das Gebäude jedenfalls nicht." Schmidtke räumte ein, dass verschiedene Lösungen denkbar sind: Verkauf, langfristige Verpachtung mit Sanierungsauftrag an den Pächter oder das Geld über Verzicht auf andere Investitionen bereitstellen.

Wenig Zustimmung

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Kappel reagierte "spontan mit Nein" zum Verkauf. Historische Gebäude sollten im Besitz der Stadt bleiben. Eher sollten andere Investitionen zurückgestellt werden. Kappel fügte noch hinzu, dass "wir uns bewusst an der aktuellen Diskussion um die städtische Verschuldung nicht beteiligt haben".

Sie werde von Teilen des Rates überzogen und nicht hilfreich geführt. "Wir haben immer noch alle Möglichkeiten für den Haushalt. Wir müssen uns keinen Zwängen unterwerfen, sondern sollten Politik gestalten." Allerdings habe er viele Vorstellungen, auf welche Projekte die Stadt verzichten könnte — eines davon sei der Alleenradweg.

Pankraz Gasseling, Fraktionsvorsitzender der CDU, lehnt die Verkaufsidee "entschieden ab". Die Stadt habe eine Verpflichtung für ihr historisches Erbe. Er ist auch dagegen, dass die Sanierung wiederum aufgeschoben wird. "Eigentlich wollten wir das Thema im vergangenen Jahr bereits angepackt haben." Allerdings kann sich auch Gasseling vorstellen, dass im Haushalt 2011 Projekte zugunsten der Karthaus zurückgestellt werden.

Gasseling: "Da müssen wir überlegen, ob wir schon im nächsten Jahr mit der Sanierung der Kanäle in der Innenstadt in dem Umfange beginnen, wie es jetzt überlegt wird." Auch sei denkbar, den Ausbau der Sonsbecker Straße aus der Investitionsplanung herauszunehmen.

"Ich gehe zurzeit nicht davon aus, dass wir schon 2011 Fördermittel dafür erhalten. Dann müssen wir's auch nicht planen." Pankraz Gasseling erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass der Pächter der Gastronomie in der Karthaus ("Einstein") selbst schon Vorstellungen für ein Hotel garni hatte. Dies könne Basis für die künftige Nutzung des historischen Gebäudes bleiben — "aber in städtischem Besitz".

Bürgermeister Christian Strunk sprach sich im Gespräch mit der RP ebenfalls gegen einen Verkauf aus. Strunk: "Die Stadt sollte ihre historischen Gebäude behalten. Das ist unsere Verpflichtung. Außerdem ist bei dem aktuellen Zustand der Immobilie nicht mit einem guten Verkaufserlös zu rechnen."

(RP)
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