Rathaussturm in Xanten, Rheinberg, Alpen, Sonsbeck Die Möhnen übernehmen die Macht

Möhnenland · So sehr sich die Bürgermeister auch wehrten: Am Donnerstag half alles nichts. Die Möhnen übernahmen die Rathäuser in Alpen, Rheinberg, Sonsbeck und Xanten.

Karneval 2020: Altweiber in Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck
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Altweiber 2020 in Xanten, Rheinberg, Alpen und Sonsbeck

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Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Der Rheinberger Bürgermeister hat es als ägyptischer Pharao versucht, sein Xantener Kollege als Chef der Kurpark-Klinik, der Boss von Sonsbeck als Sheriff, auf den 100 Millionen Dollar Belohnung ausgesetzt sind, und in Alpen glaubte sich der erste Bürger in der Brandwache sicher. Aber alle Tricks und Kniffe haben nichts genutzt. Frank Tatzel, Thomas Görtz, Heiko Schmidt und Thomas Ahls mussten sich der Übermacht der alten Weiber geschlagen geben und die Stadtschlüssel schweren Herzens rausrücken. Jetzt haben die Möhnen die Macht. Die freundlichen Übernahmen wurden am Donnerstagabend ausgiebig gefeiert, wie hier im Rheinberger Stadthaus. Es wurde getanzt, geschunkelt, gebützt und gesungen. Eine Übersicht.

Rathaussturm in Xanten

Der Himmel kündigte das Unheil für Bürgermeister Thomas Görtz schon an: Dunkle Wolken zogen auf, als Obermöhne Nadine Kretschmer mit den Karnevalsvereinen – XCV, XBK und Kolping – aufs Rathaus vorrückte. „Mir schlottern die Knie“, rief Görtz ins Mikrofon. Er hatte sich als Chefarzt Dr. Tom verkleidet und das Rathaus zur Kurparkklinik erklärt. Also drohte die Obermöhne, er solle ihr den Schlüssel geben, „sonst komme ich mit der großen Spritze“. Görtz stimmte aber erst einmal ein Lied der Höhner an: „Echte Fründe ston zesamme“. Das sei die Hymne der CDU in Xanten, habe er gelernt, sagte Görtz – eine Anspielung auf den parteiinternen Streit um ihn. Schließlich übergab er doch den Ratshausschlüssel an die Obermöhne. Da zeigte sich die Sonne wieder.

Rathaussturm in Rheinberg

Das hatte sich Pharao Tatzamun I. so leicht vorgestellt. Hatte gedacht, er könne mal eben den Stadtschlüssel für sich behalten. Da hatte der Bürgermeister aber die Rechnung ohne Obermöhne Silke Geerkens und ihre hundertköpfige bunte, laute und schrille Schar alter Weiber gemacht. Die Möhnen verlangten Tatzmun zunächst sportliche Leistungen ab. Seilchenspringen, Limbo-Stange und Beine hochwerfen wie ein Funkemariechen – und immer waren die Möhnen besser als der schicke Mann aus dem Land der Pyramiden. Da war er den Schlüssel dann los. Die Stimmung im Stadthaus war perfekt. Es wurde getanzt, geschunkelt und gesungen. Ob Beigeordnete Rosemarie Kaltenbach beschenkt wurde, ist nicht überliefert. Als coole Punkerbraut fragte sie: „Hasse ma ‚ne Mark?“

Rathaussturm in Alpen

Die alten Weiber haben mächtig Feuer gemacht unterm Rathausdach. Aber die weitsichtigen Männer hatten sich gewappnet und sich hier kurzerhand als „Brandwache“ ausstaffiert. Ob die weißen T-Shirts, über denen die Schlipse modisch deplatziert wirkten, allerdings als feuertaugliche Schutzkleidung durchgingen, weiß der Geier. Hauptbrandmeister Thomas Ahls jedenfalls zeigte sich absolut wehrlos, als pünktlich um 17.11 Uhr die Möhnen ihm den Schlüssel entrissen, sein Haus mit Inbrunst im Sturm nahmen und alle, die sich hier eingefunden hatten, in Sekundenschnelle närrisch entflammten. Da half kein Löschen mehr. Das kühle Pilsken aber machte Mut, sich gegen die karnevalistische Übermacht der entfesselten alten Weiber zu stemmen, um zu retten, was zu retten war.

Rathaussturm in Sonsbeck

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Foto: Christoph Reichwein

Er wurde gesucht – und gefunden. 100 Millionen Dollar waren auf den Kopf von Bürgermeister Heiko „Wyatt“ Schmidt ausgesetzt. Verzweifelt versuchte sich der Gesuchte im zum „Green Pearl Saloon“ umfunktionierten Kastell zu verschanzen. Aber irgendwann hielten die Türen dem Sturm der närrischen Meute nicht mehr Stand. Schmidt wurde aus seinem Versteck gezerrt und von den beiden Obermöhnen Lucia Baumgärtner und Gabi Maibaum unter lautem Jubel der Möhnenschar an den Galgen geführt. Auch vom leicht regnerischen Wetter ließen sich die rund 60 Möhnen die Laune nicht verderben. Lautstark zogen sie vor dem Kastell auf und feierten im Anschluss zunächst feuchtfröhlich im „Saloon“, am Abend dann bis in die frühen Morgenstunden im Festzelt der Marienbruderschaft.

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