Xanten Karl Leisner: Ausstellung im Stiftsmuseum

Xanten · Informative Darstellung zeigt das Lebens des Märtyrers vom Niederrhein und die geschichtlichen Zusammenhänge.

 Die Leiter des Stiftsmuseums, Dr. Udo Grote, Elisabeth Maas, Stephan Kube und Propst Klaus Wittke (v.l.) stellten die Ausstellung vor.

Die Leiter des Stiftsmuseums, Dr. Udo Grote, Elisabeth Maas, Stephan Kube und Propst Klaus Wittke (v.l.) stellten die Ausstellung vor.

Foto: Fischer

Es ist das berühmte Bild: Karl Leisner im Priestergewand. Eine Schwarzweiß-Fotografie, aufgenommen wenige Tage vor der Priesterweihe des gebürtigen Reesers im Konzentrationslager Dachau. Im Xantener Stiftsmuseum ist das Bild neben dem Eingang zu einer Sonderausstellung zu sehen, die sich mit dem Leben, Leiden und Sterben des Seligen beschäftigt. Und während das Auge noch auf dieses Bild fixiert ist, wird der Blick auf das "Original" wenige Schritte weiter im nächsten Raum gelenkt. Rosa ist die Farbe des Gaudete-Sonntags am 3. Advent, dem Tag der Weihe. Genau konnten seine Mithäftlinge die Farbe nicht besorgen, das Bemühen aber wird sichtbar.

Bemühen: Dieses Wort zieht sich wie eine unsichtbare Überschrift durch die gesamte Ausstellung, die auf der jahrzehntelangen Forschung von Pfarrer em. Hans-Karl Seeger beruht. Da ist Leisners christlichen Erziehung, das Gruppenerlebnis in der katholischen Jugendbewegung in Kleve, sein Ringen um die Zukunft (Ehe oder Priestertum), schließlich seine Entscheidung zum Priesteramtsstudium, sein Arbeitsdienst im Emsland, der ursächlich für seine Lungentuberkulose war; schließlich seine deutlichen Worte zum missglückten Anschlag im Bürgerkeller 1939 ("Schade, das er nicht gelungen ist"), seine Inhaftierung, die Deportation ins KZ, die Priesterweihe im Advent 1944, Befreiung und schließlich seinen durch Lagerhaft und die Tuberkulose bedingter Tod im Herbst 1945.

Ohne den geschichtlichen Kontext, den Aufstieg des Nationalsozialismus, Krieg und Verfolgung würde dies alles auch und gerade für jüngere Generationen kaum verstehbar, sagt gestern Dompropst Klaus Wittke bei der Vorbesichtigung der Ausstellung, die am Dienstag eröffnet wird. Und eben dies ist das große Verdienst des Konzepts im Stiftsmuseum: Stephan Kube aus Greven und Dr. Burkhard Tusch aus Münster setzen Leisners begeistertes und unbeugsames Christentum ("...aber zwingen lasse ich mich nicht, denn ich bin frei.") bild- und textlich ins den geschichtlichen Zusammenhang. Das ist gekonnt - vor allem aber tatsächlich hilfreich. Idee und Konzept, an den auch die Museumsleiter Dr. Udo Grote und Elisabeth Maas maßgeblich mitgewirkt haben, sind stimmig. Da bekommt der Gott- und Weltbejaher Leisner ein Gesicht, wenn Einblick in seine Tagebücher gewährt wird, wenn sein Engagement als Jugendlicher, als Diözesanjungscharführer in Bilddokumenten dargestellt wird. Oder in den zig Handspielpuppen, mit denen Leisner und seine Freunde mit einem Karren durch die Welt zogen - zum Spaß an Festen und bisweilen auch, um ein paar Reichsmark für eine Ferienfreizeit hereinzubekommen. Die zu den handgeschnitzten (Charakter-)Köpfen gehörenden Kleider wie auch andere Gegenstände aus Leisners Nachlass hat dessen Familie gerade dem Stiftsmuseum übergeben.

"Ein Glücksfall", so Elisabeth Maas auch angesicht der "Leisner Feiertage" in den nächsten Monaten: Am 17. Dezember 1944 wurde er nach langen Vorbereitungen sowie ins und aus dem Lager geschmuggelten Ölen und Papieren (unter anderem mit der Weiheerlaubnis des Münsteraner Bischofs von Galen) vom französischen Bischof Gabriel Piguet von Clermont-Ferrand zum Priester geweiht. Am 26. Dezember feierte Leisner im Lager seine Primiz. Am 28. Februar vor 100 Jahren wurde er geboren und am 12. August 1945 starb er in Krailling. Ein Märtyrer, der in ganz Europa aber auch weltweit "als Beispiel für alle Menschen" (Papst Johannes Paul II.) verehrt wird.

(Ausstellung bis Ende Juni 2015)

(RP)
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