Lesung mit Ingrid Kühne im Kastell Anekdoten von der Bühne auf der Bühne

Xanten/Sonsbeck · Die Xantener Kabarettistin Ingrid Kühne hat im Sonsbecker Kastell erstmals aus ihrem Buch „Von allem wat“ gelesen. Die rund 80 Zuhörer suchten sich die Kapitel selbst aus. Der Erlös aus dem Buchverkauf kommt den Flutopfern zugute.

 Ingrid Kühne auf der Bühne des Sonsbecker Kastells, wo sie vor rund 80 Zuhörern erstmals aus ihrem Buch „Von allem wat“ gelesen hat.

Ingrid Kühne auf der Bühne des Sonsbecker Kastells, wo sie vor rund 80 Zuhörern erstmals aus ihrem Buch „Von allem wat“ gelesen hat.

Foto: Armin Fischer (arfi)

„Wie war das noch: Man muss mindestens einmal in seinem Leben in der Kostenpflichtiger Inhalt Schweiz gewesen sein, braune Sandalen tragen und keine Erdbeermarmelade mögen“ – irgendwie waren sie Ingrid Kühne entfallen, die Corona-Regeln, die man ihr am Dienstagabend im Sonsbecker Kastell hinter der Bühne zugeflüstert hat und die auch sie beachten solle, wenn sie nachher hinten am Tisch stehe, sich knipsen lasse und Bücher signiere. Nicht irgendwelche Bücher, sondern Exemplare ihres Erstlingswerkes, aus dem die Kabarettistin aus Lüttingen zum ersten Mal vorlas. „Von allem wat“ hat sie ihr Buch betitelt. Darin erzählt Kühne kleine Anekdoten, die sie bei Auftritten und im Privaten erlebt hat, ebenso wie von Missgeschicken, die ihr auf oder neben der Bühne passiert sind.

 „Ich weiß selber nicht, wat wir machen“, eröffnete sie die Lesung im Kastell. Sie habe während der corona-bedingten Zwangspause Langeweile gehabt. Und außerdem: „Wie sieht dat denn aus, wenn Ralf um 4 Uhr vonne Arbeit kommt, und ich lieg immer noch im Bett“, erklärte sie. Also habe sie sich an den Küchentisch gesetzt und angefangen, zu schreiben. Herausgekommen sind 160 Seiten in 48 Kapiteln, aus denen die 52-Jährige nicht nur einfach vorlas: Man sah Ingrid Kühne förmlich vor sich, wie sie da beispielsweise bei einer Fernsehaufzeichnung eine lange Treppe runterschritt.

„Eine Treppe ohne Geländer“, wie sie ausführte. Und es kam, wie es kommen musste: Sie stolperte, nahm fünf Stufen auf einmal – und legte sich auf den Bart. „Mein Singen reicht höchstens zum Evakuieren von Hallen“, kündigte sie ein anderes Kapitel an, in dem sie davon erzählt, dass sie den Song „Supergeile Zick“ der kölschen Gruppe Brings umtexten sollte. Dass sie das Lied dann gemeinsam mit dem Sänger schmettern musste, „davon war nie die Rede gewesen“, betonte sie.

Dabei hatte sie doch ihre beiden Glücksbringer dabei, wie sie den gut 80 Frauen und Männern versicherte, die zur Premierenlesung in Sonsbecks guter Stube gekommen waren und den Abend sichtlich genossen. Unter ihnen Ralf, Kühnes Ehemann, der sie zu (fast) allen Auftritten fährt. Auch Sohn Sven, den sie genau wie Ralf in ihren Kabarett-Programmen oft „vermarktet“, war diesmal dabei. „Den hab ich gezwungen, damit er endlich mal ein paar Kapitel aus meinem Buch hört“, sagte Kühne mit Augenzwinkern.

Sprach’s und schlug die Seiten auf, auf denen sie von Det und einem Hamatit-Stein erzählt, den ihr Sven mal geschenkt hat. Das Mainzelmännchen und den Stein habe sie immer dabei. Blöd sei es allerdings, wenn sie etwas ohne Taschen anhabe. Aber dann parkt sie Det und den Hamatit-Stein kurzerhand im Büstenhalter.

Auch Dirk Möwius, Redaktionsleiter der Rheinischen Post in Geldern, kommt in dem Buch von Ingrid Kühne vor. „Er hat mal eine Geschichte über mich geschrieben und dafür auch meine Mutter interviewt“, berichtete Kühne. Die sei dann ganz erstaunt gewesen, als sie in der Zeitung plötzlich las, dass ihre Tochter „nach dem Abitur in Geldern“ dies und jenes gemacht habe. „Ingrid, hast du Abitur gemacht?“, kam dann als Frage.

Dass ihr Buch 48 Kapitel habe, sei übrigens eigentlich logisch. „45, das ist ne ungerade Zahl, dat geht gar nich. 47 ist ne Primzahl, 49 ist auch doof. 48, das ist gut. Ein Tag hat 24 Stunden, wenn man jede Stunde eine Geschichte liest, ist man in zwei Tagen durch“, erklärte Kühne. Und dass sie den 10. August für ihre Premierenlesung gewählt habe, sei auch kein Zufall: „Heute wäre mein Vater 90 geworden“, erzählte die Kabarettistin.

Nach knapp zwei Stunden inklusive Pause ohne Zugabe die Bühne verlassen? Das geht auch bei einer Lesung gar nicht. „Ihr dürft wählen: Kapitel sechs, zwölf oder 19“, forderte Kühne das Publikum auf. „18“, hieß es aus einer Ecke. „Ich hoffe, dass ihr jetzt ein bisken Spaß gekriegt habt“, verabschiedete sich Kühne von ihren Zuhörern, von denen viele mit einem signierten Buch nach Hause gegangen sind. Mit einem Lachen im Gesicht und einem guten Gefühl obendrauf. Denn der komplette Erlös aus dem Verkauf der Bücher ging bei der Premierenlesung an die Opfer der Flutkatastrophe.

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