Lesung in Sonsbeck Henn liest Hüsch

Veranstalter Son’Kult beendet sein Jahr mit einer eindrucksvollen Lesung im Pfarrheim Maria Magdalena. Dort gelang es Joachim Henn, dem Publikum den Niederrheiner, wie Hanns Dieter Hüsch ihn sah, wieder ganz nahe zu bringen.

 Intime Nähe: Joachim Henn schuf wie einst Hanns Dieter Hüsch  mit spärlichen Requisiten eine dichte Atmosphäre.

Intime Nähe: Joachim Henn schuf wie einst Hanns Dieter Hüsch mit spärlichen Requisiten eine dichte Atmosphäre.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Einen besonderen Gast konnte Olaf Broekmans, Vorsitzender der Kulturinitiative Son‘Kult! am Freitagabend im Haus St. Maria Magdalena begrüßen: Der Rezitator Joachim Henn gab sich die Ehre. Als begeisterter Hüsch-Fan war Vorstandsmitglied Gerd Reinders auf den Essener Henn als einen Künstler gestoßen, der Lesungen aus den Werken des verstorbenen Kabarettisten Hüsch anbietet. Henn wurde für die letzte So’Kult!-Veranstaltung in diesem Jahr gebucht.

„Es freut uns, dass wir Henn in einem ausverkauften Haus präsentieren können“, sagte Broekmans im Vorgespräch. Reinders fügte an, dass man sich bewusst gegen das Kastell und für das neue Pfarrheim als Veranstaltungsort entschieden habe. Den die Nähe des Publikums zum Künstler sei halt sehr wichtig. „Die Gäste sollen dem Künstler möglichst nahe sein, damit sie nicht nur jedes Wort, sondern auch seine Gestik und Mimik deutlich wahrnehmen können“, sagte Reinders über die Wahl der „Location“.

Zehn Mitglieder von Son´Kult! kümmerten sich um den reibungslosen Verlauf der Veranstaltung, nahmen Jacken entgegen, räumten Stühle hin und her und sorgten mit Hilfe der Lichttechnik für eine eindrucksvolle Kulisse. Mit einem freundlichen „Tach zusammen! Wie isset?“ zitierte Broekmans unmissverständlich Hanns Dieter Hüsch, den unvergessenen, 1925 in Moers geborenen und 2005 in Österreich verstorbenen Kabarettisten, Schriftsteller und Schauspieler.

Die Gäste honorierten die originelle Begrüßung mit einem lauten Lachen und sollten während des knapp zweistündigen Programms „Hüsch und die Verwandten“ voll auf ihre Kosten kommen. Mit zwei sich inhaltlich stets abwechselnden Lesesequenzen, einem mehr philosophischen und einem Teil mit Bezugnahme auf den Menschentyp, der im Werk von Hüsch als der „Niederrheiner“ schlechthin dasteht, ließ Henn die Gäste spüren, welch ein ausgezeichneter Beobachter und großartiger Schriftsteller Hüsch war.

Die Hoffnung auf ein friedvolles Miteinander aller Völker, Rassen, Religionen und Kulturen lag den philosophischen Passagen zugrunde. Die Zeilen, die Henn mit Empathie über den Typus Niederrheiner rezitierte, verliehen den bekannten Protagonisten Dietz Atrops, Heinrich von Asterlagen oder dem Weltenbummler Hagenbuch neues Leben. Henn zeichnete die manchmal recht wundersamen Essgewohnheiten und Redensarten der von Hüsch porträtierten Niederrheiner nach.

Kuchen ohne Rosinen und Korinthen erinnerte viele an eigene Vorlieben. Das vor jeder Frage unnötige „Wie?“ sorgte für herzhafte Lacher. Bei den kurzen Wie-Gegenfragen – „Der Gerd ist krank?“ „Wie? Krank?“ „Wie? Zu Hause?“ – hörte man den Niederrheiner reden. Auch bei „Schön isset da, aber leben möchte ich da nicht“ und dem Ausspruch „Der Niederrheiner weiß nix, kann aber alles erklären“ fühlten sich das Publikum an das große literarische Werk des Originals erinnert.

Im Einzelnen ging Henn auf Dietz Atrops als einen hoch intelligenten, aber auch dem Alkohol sehr zugewandten Weltenbummler ein. Heinrich Asterlagen erschien als ein erfinderischer Typ, so erfinderisch, dass er sogar einen neuen Himmel erfinden würde. Den Hagenbuch hat Hüsch als einen ein wenig bizarren Menschen dargestellt „Hüsch hat ihm 25 Geschichten gewidmet, die alle mit der Formel „Hagenbuch hat zugegeben …“ beginnen, erklärte Henn im Nachgespräch.

Aus dem Gesamtwerk des großen Niederrhein-Beschreibers Hüsch habe er die Textpassagen ausgewählt, „die Hüsch in seiner ganzen dichterischen Breite verstehen lehren“. Ihm sei es wichtig, den Geist von Hüschs Texten zu bewahren.

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