Xanten Im Westen was Neues

Xanten · Die Archäologen jubeln: Mit der Erweiterung des Archäologischen Parks über die alte Bundesstraße hinweg ergeben sich viele neue Forschungsfelder. Ganz spannend: die Mauerreste eines Monumentalbaus.

Es muss mal ein riesiges Gebäude gewesen sein, wahrscheinlich sogar noch ein Stück höher gebaut als die benachbarten Thermen. Die Grundmauern sind zwei Meter dick, manche noch breiter. Norbert Zieling ist begeistert: "Die Arbeit im Archäologischen Park ist ohnehin schon spannend", sagt der Abteilungsleiter für Bodendenkmalpflege beim APX. Jetzt werde sie zu einer richtigen Herausforderung: "Eine echte Forschungsarbeit."

Was das Herz des Archäologen höher schlagen lässt, ist die Möglichkeit, endlich "handgreiflich" in bislang unberührte Teile der alten Colonia Ulpia Trajana vorstoßen zu können. Waren bislang nur gut 30 Hektar der CUT Bestandteil des APX, so sind es mit der Abbindung der Bundesstraße 57 und der Einbeziehung des westlichen Stadt-Teils schon 60 des gut 73 Hektar großen Areals. "Nicht dass wir jetzt überall graben könnten", sagt Zieling. Das sei vom Umfang her eine Arbeit für Jahrzehnte und Jahrhunderte. Aber bestimmten Geheimnissen wollen die Altertumsforscher schon auf die Spur kommen.

Die Sichtachse

Dazu gehört eben auch der Prachtbau im Westen der CUT, in der Nachbarschaft der Thermen. Vom Forum mit seiner riesigen Basilika dorthin in den Schatten der Siegfried-Mühle gab es eine deutliche Sichtachse, nur durchschnitten von der quer dazu verlaufenen Hauptstraße zwischen Nord- und Südtor (Vetera- und Burginatium-Tor). Der westliche Bereich, so Zieling, war offensichtlich durch Mauern eingegrenzt, an einer Seite mit einer Parkanlage verschönert. "Wenn wir in Köln wären, würde ich davon ausgehen, dass wir auf den Sitz des Statthalters gestoßen wären", sagt Zieling. Den aber gab es in der CUT nicht. Vielleicht stand hier eine Art öffentlicher Verwaltungspalast? Jedenfalls war es kein Privathaus. Zieling: "In der Größe hätte sich das niemand leisten können. Drei Fußballfelder groß ist der Bereich, der sich deutlich von der Umgebung abhebt – Kanäle, Straßen, alle grenzen an diesen Mauern. Und es sieht so aus, als ob auch das Gelände hinter dem monumentalen "Palast" bis zum Maas-Tor bebaut gewesen wäre.

Eine Annahme, die wie im gesamten Bereich zwischen Bahntrasse und Hafentempel, Erprather Weg und dem weithin sichtbaren Nordtor mit einer besonderen Methode erkundet wird. Seit 2005 untersucht eastern atlas aus Berlin Zentimeter für Zentimeter des Römerterrains per Bodenradar. Immer schräg zur schnurgeraden Ausrichtung der Gesamtstadt werden über hochfrequente Wellen die Bodenschichten bis zu einer Tiefe von zwei Metern erkundet. Für gut ein Drittel der CUT gibt es inzwischen auf diese Weise erstellte Profile. "Und wir wissen inzwischen, dass die gesamte Stadt bebaut war und mit Mauern und Gräben umbaut war", sagt der Archäologe in Anspielung auf Therorien noch aus den 1970er Jahren, dass die Colonia auf Zuwachs ausgelegt war.

Die Wohnsiedlungen

Und das macht dann auch die neuen "Stadtteile" im Westen aus, die jetzt neu in den APX integriert werden. Da gibt es neben dem Prachtbau Bereiche mit Handwerkerhäusern und solche für wohlhabendere Einwohner – mit Bädern und hochwertigen Wandmalereien. Da gibt es Wohnanlagen mit größeren Freiflächen in der Mitte. Und da gibt es – ganz frisch, im Norden der Thermen noch ein Terrain mit derzeit unerklärbaren Spuren. Per Bodenradar wurde ein 50 mal 20 Meter großer Streifen geortet, das quer zum Schachbrettmuster der Stadt liegt. Sollte sich da kein Fehler eingeschlichen haben (das Fundament oder der Fußboden liegen recht tief) könnte hier schon vor der Cut-Errichtung "irgendetwas gestanden haben". "Dann", so Zieling, "müsste die Urgeschichte der Colonia neu geschrieben werden." Allerdings: Wenn und könnte und müsste... Zieling: Spannend ist das allemal."

(RP)
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