Interview Wolfram Syben "Hier funktioniert Ökumene"

Xanten · Der neue Superintendent des Kirchenkreises Moers, zu dem auch Rheinberg und Alpen gehören, spricht im Interview über sein neues Amt, die Rolle der Kirche und die Beziehung zu Muslimen. "Unsere Botschaft ist gut für die Welt."

 Wolfram Syben ist neuer Superintendent im Kirchenkreis Moers, zu dem auch Rheinberg und Alpen gehören.

Wolfram Syben ist neuer Superintendent im Kirchenkreis Moers, zu dem auch Rheinberg und Alpen gehören.

Foto: Klaus Dieker

Herr Syben, wie haben Sie die Wochen nach Ihrer Wahl erlebt?

Wolfram Syben Es gab viele gute Wünsche. Ich habe bereits Kontakt zu diversen Ansprechpartnern aufgenommen, auch erste Termine absolviert.

Sie wurden am Sonntag durch Präses Rekowski in Ihr Amt eingeführt.

Syben Das ist nicht das Einzige, was während des Gottesdienstes geschehen ist. Es wurden auch die ausscheidenden Mitglieder des Kreissynodalvorstandes (KSV) sowie der scheidende Superintendent Ferdinand Isigkeit verabschiedet und die drei neu gewählten Mitglieder des KSV in ihr Amt eingeführt.

Was sind die Herausforderungen, die in den kommenden Monaten und Jahren auf Sie zukommen?

Syben Da ist zum einen der Umzug unserer Verwaltung an die Mühlenstraße. Dieser zentrale Standort wird die Abstimmung zwischen den einzelnen Abteilungen leichter machen, weil die Wege kürzer sind. Die weitere Entwicklung unserer zusammengeführten Diakonie wird ein Thema bleiben. Eine Herausforderung, der wir uns ebenfalls stellen müssen, sind die sinkenden Zahlen beim Pfarrpersonal. Und natürlich freuen wir uns alle auf das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr.

Was haben Sie sich für Ihre Amtsführung vorgenommen?

Syben Ich möchte ansprechbar sein und die Kontakte zu den Ansprechpartnern in den Gemeinden pflegen. Deshalb werde ich in den nächsten Monaten die Gemeinden und Presbyterien besuchen.

Sie waren 15 Jahre lang Schulpfarrer in Moers und kennen die Befindlichkeiten der jungen Menschen gut. Oft hört man, dass die Jugend gegenüber der Religion desinteressiert eingestellt ist. Können Sie das bestätigen?

Syben Nein, das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Die Jugendlichen sind offen für religiöse Fragen, vorausgesetzt, man nimmt sie als Gesprächspartner ernst. Was allerdings stimmt, ist die Tatsache, dass es bei der Jugend weniger Vorkenntnisse über Religion gibt, weil oft die kirchliche Bindung fehlt.

Wie sind Sie zu der Entscheidung gelangt, Theologie zu studieren?

Syben Ich stamme aus einem evangelisch geprägten Elternhaus und habe das Gemeindeleben bei uns in Odenkirchen sehr positiv erlebt. Der Gedanke, Theologie zu studieren, wurde ein Jahr vor dem Abitur konkret. Studiert habe ich in Bonn, Heidelberg und Hamburg, danach ein Vikariat in Oberhausen-Sterkrade absolviert. Später haben meine Frau und ich uns dort eine Pfarrstelle geteilt. 2002 bin ich nach Moers als Schulpfarrer ans Adolfinum und ans Grafschafter Gymnasium gekommen. Meine Frau ist ebenfalls Pfarrerin im Schuldienst, an einem Gymnasium in Krefeld.

Als Superintendent wird auch die Ökumene für Sie ein Thema sein.

Syben Hier in Moers und überhaupt im Kirchenkreis funktioniert die Ökumene sehr gut. Man hilft sich, nehmen Sie nur das Beispiel der Kirche in Orsoy, die nun wieder eröffnet worden ist. Die katholische Gemeinde hat den Protestanten während der Sanierungsarbeiten die Nikolauskirche zur Verfügung gestellt. Die evangelische Gemeinde kann sich nun revanchieren, indem sie vorübergehend den Altar der Nikolauskirche bei sich aufstellt, denn dort wird nun auch saniert.

Auch zu den muslimischen Organisationen in der Region pflegt der Kirchenkreis Kontakte. Seit einigen Monaten wird allerdings über die Einflüsse der türkischen Regierung auf manche dieser Organisationen kritisch diskutiert.

Syben Wir werden als Kirchenkreis weiterhin offen bleiben für diese Kontakte und wünschen den Dialog, aber natürlich schauen wir genau hin, welche Ziele unsere Gesprächspartner verfolgen.

Wie sehen Sie die Rolle der Kirche in dem aktuellen gesellschaftlichen Klima, in dem eine Polarisierung zu spüren ist, die sich in Angst und Aggressivität ausdrückt.

Syben Ich bin überzeugt, dass wir als Kirche eine Botschaft haben, die gut für die Welt ist. Gegen die Gleichgültigkeit haben wir vom Engagement für unsere Mitmenschen und für den Erhalt der Schöpfung zu reden, gegen die Abwertung, die Diskriminierung und den Hass haben wir dafür zu werben, mit liebevoller Achtung und Respekt unseren Mitmenschen zu begegnen, um ihre Würde nicht zu verletzen. Als Kirche sind wir dazu da, in solcher Weise Gottes Liebe zu allen Menschen zu bezeugen, und zwar in unseren Worten und mit unseren Taten.

STEFAN GILSBACH FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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