Zum Fest Allerheiligen Heilige des Alltags mit der "Gabe der Stärke"

Xanten · Am 1. November feiert die katholische Kirche das Hochfest "Allerheiligen". Mit diesem Fest gedenkt die Kirche weniger der offiziell heiliggesprochenen Frauen und Männer, sondern besonders der Menschen, die ihren Glauben eher unspektakulär und unauffällig gelebt, ihr Christsein aber konsequent und entschieden verwirklicht haben.

Vielleicht darf ich sie als "Heilige des Alltags" bezeichnen, weil sie eben nicht ins strahlende Rampenlicht gekommen und zur Ehre der Altäre erhoben worden sind. Zu diesen "Heiligen des Alltags" gehören ohne Zweifel auch viele, die sich in diesen Tagen als Ehren- oder auch Hauptamtliche einbringen, um den Flüchtlingen und Asylsuchenden freundschaftlich zu begegnen, sie "Willkommen" zu heißen und ihnen in ihrer schwierigen Situation behilflich zu sein. Dieser Dienst am Nächsten ist nicht selbstverständlich, wenngleich er ein christlicher Grundauftrag ist.

Auf der ganzen Erde sind augenblicklich ca. 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten fliehen, weil ihre Heimat zerstört wurde und dort Krieg herrscht, weil sie verfolgt werden und es für sie keine Lebens- bzw. Zukunftsperspektive an diesen Orten gibt. Diese Situation, die zunächst einmal für die Betroffenen überaus schrecklich ist, stellt auch uns - in Europa und Deutschland - vor eine schwierige Aufgabe.

Deshalb ist jede und jeder herausgefordert und eingeladen, mitzuwirken bei der Bewältigung dieser Proble. Papst Franziskus sagte in einer seiner Ansprachen, dass es Männer und Frauen gebe, die "Heilige des Alltags" seien, verborgene Heilige mitten unter uns, die die "Gabe der Stärke" besitzen, um ihre Pflicht als Brüder und Schwestern, als Menschen und als Bürger zu erfüllen. Ihnen allen gilt besonderer Dank.

Auch in unseren Städten und Gemeinden gibt es "Gott sei Dank" sehr viele, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise mitarbeiten, um der Aufgabe gerecht zu werden, anderen neue Heimat zu geben. Sie alle erweisen sich als "Heilige des Alltags", zu ihrer Grundhaltung gehört die "Gabe der Stärke", die sie auszeichnet und befähigt, Menschen zu dienen und mehr Frieden und Gerechtigkeit in unsere Welt zu bringen.

Und Stärke braucht man, da es leider in unserer Gesellschaft auch die dunkle Seite gibt, die Ablehnung der Fremden. Der Skepsis, dass die Flüchtlinge die europäische Kultur gefährden könnten, entgegnete der Vorsitzende der Dt. Bischofskonferenz, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, entschieden: "Unsere christliche Identität wäre in Gefahr, wenn wir Flüchtlingen an unseren Grenzen nicht helfen. Wenn das nicht geschähe, würde ich auf diese Identität pfeifen."

KLAUS WITTKE, PROPST IN XANTEN

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort