Soziales Engagement im Handwerk Goldener Leisten für Integrationserfolg

Xanten · Die Xantener Kolpingsfamilie zeichnet Theo Geenen für sein soziales Engagement aus. Der Metallbauer bildet Mkrtchyan Vachik aus Armenien aus und ermöglicht ihm dadurch einen Neuanfang in seiner neuen Heimat.

 Theo Geenen (2.v.r.) bekam den Goldenen Leisten. Mit ihm freuten sich (v.l.) René Schneider, Guido Lohmann und Günter Bode.

Theo Geenen (2.v.r.) bekam den Goldenen Leisten. Mit ihm freuten sich (v.l.) René Schneider, Guido Lohmann und Günter Bode.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Die Xantener Kolpingsfamilie hat Freitagabend erstmals ihren Goldenen Leisten vergeben. Die Auszeichnung für soziales Engagement im Handwerk ging an Theo Geenen. Der Metallbauer und seine Familie kümmern sich seit drei Jahren um einen jungen Familienvater aus Armenien.

Es war eine würdige und angemessene Feier im Xantener Dom und anschließend in der Aula der Marienschule. Sie galt einer Familie, die einer anderen Familie hilft, weil diese in ihrer ursprünglichen Heimat derzeit keine Zukunft mehr hat, wie der Sprecher der Kolpingsfamilie, der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider, hervorhob.

Mkrtchyan Vachik war in Armenien Polizist gewesen und sollte damals hart gegen Demonstranten vorgehen, wie er einmal berichtete. Aber diesen, seiner Meinung nach ungerechtfertigten Befehl wollte er nicht befolgen. Die Konsequenz der Befehlsverweigerung waren zunehmende Repressalien schlimmster Art gegen seine Familie, erzählte er in einem Interview mit unserer Zeitung im März 2017.

Vachik floh wegen der Repressalien mit seiner Familie nach Deutschland. In Xanten fiel er 2015 Theo Geenen und dessen Sohn Benedikt auf, als sie den jungen Mann aus Armenien dabei beobachteten, wie er Reparaturarbeiten an der damaligen Asylunterkunft an der Sonsbecker Straße vornahm. „Zwei rechte Hände, freundlich und aufrichtig“, urteilten die Geenens. Und Vater und Sohn, der den vom Großvater übernommenen Betrieb inzwischen in der dritten Generation führt, boten Mkrtchyan Vachik eine Ausbildungsstelle an. Sie setzten sich für ihn und seine inzwischen dreiköpfige Familie bei der Arbeitsverwaltung, der Ausländerbehörde und beim Sozialamt ein. Die Geenens übernahmen sogar die Ausbildungskosten, und zusätzlich zur Hilfe durch zwei Sprachpaten des Arbeitskreises Asyl bringt Beate Geenens Bruder Walter Groß, ein ehemaliger Berufsschullehrer, Vachik die Fachsprache bei.

Dieser Einsatz wird „auf jeden Fall von Erfolg“ gekrönt sein, davon ist Benedikt Geenen fest überzeugt. Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, wird Vachik voraussichtlich am nächsten Montag nach dreijähriger Ausbildung seine schriftliche Gesellenprüfung ablegen und fünf Tage später seinen B1-Deutsch-Kenntnis-Schein machen. „Der ist gut drauf und richtig ehrgeizig“, sagen Vater und Sohn Geenen. Vachik dürfte also bald die Gesellenprüfung als Metallbauer und einen Deutschkursus in der Tasche haben – und dann? „Wir übernehmen ihn auf jeden Fall, dann darf er erstmal zwei Jahre bei uns arbeiten. Dann werden wir wir um eine Verlängerung des erst einmal abgelehnten Asyl-Verfahrens kämpfen“, sagte Benedikt Geenen bei der Preisverleihung an seinen Vater. „Eine Einstellung, die so ganz mit den Zielen des Gründers der Vereinigung übereinstimmt“, so Laudator René Schneider. Adolph Kolping (1813-1865), der in Köln ein Sozialwerk für wandernde Gesellen gründete und diese damit sowohl beruflich als auch familiär begleitete. „Die Familie Geenen erfüllt mit ihrem Engagement genau dieses Ansinnen“, sagte Schneider.

Eben das hat die neunköpfige Jury unter den ersten acht Bewerbungen für den Xantener Sozialpreis der Kolpingsfamilie einstimmig gewürdigt und damit den von der Volksbank Niederrhein mit 1500 Euro dotierten ersten Preis der Xantener Vereinigung vergeben.

Und genau diese Geenen-Devise wurde von Kaplan Christoph Potowski in der feierlichen Messe im Xantener St.-Viktor-Dom und von Pfarrer Antonius Lamers, Direktor des katholischen Büros der fünf katholischen Diözesen in Düsseldorf und Festredner des gestrigen Abends, gewürdigt und mehrmals lobend aufgegriffen. „Man muss nur wollen“, sagten sie.

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