Xanten Gelungene Mischung beim Comedy-Dinner

Xanten · Drei junge Kabarettisten zum Drei-Gänge-Menü im Plaza del Mar: Enni macht's möglich. Nächste Runde ist im Dezember.

 Volker von Liliencron moderiert Comedy-Dinner.

Volker von Liliencron moderiert Comedy-Dinner.

Foto: arfi

Es gibt Abende, da geht man nach Hause und sagt (sich): "Was war das für ein schöner Abend!" Genau so dürfte es allen 100 Gästen beim ausverkauften Enni Comedy Dinner im Plaza del Mar im Hafen gegangen sein. Denn da stimmte einfach alles - das Ambiente, das Drei-Gänge-Menü, der Service, die gut aufgelegten Gäste und die drei Comedians, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und gerade das machte den Abend im Hafen zu einer echt vergnüglichen Angelegenheit.

"Jubeln Sie, schreien Sie, geben Sie einen tosenden Applaus - für mich": Gewohnt humorig moderierte Volker von Liliencron das Comedy-Dinner, fragte bei den Gästen wieder Worte ab, die alle Comedians in ihren Beiträgen mindestens einmal nennen mussten. "Kurpark", rief einer, "Kettensäge" ein anderer. Nasennebenhöhlenentzündung und Swinger-Club machten das Rennen.

Die Vorspeise: Frühlingslauchsuppe mit Pilzmaultaschen - und dann springt David Anschütz aus Köln auf die kleine Bühne, erzählt von Onkel Paul, der in der Medienbranche arbeitet ("er trägt Zeitungen aus") und von seiner Kindheit in der Hippiefamilie mit fünf Kindern von vier Vätern - oder umgekehrt? Und von Pflegekind Justin, der den ganzen Winter in Thrombosehosen rumlief. Knöchelfrei, "das nennt man flanking".

Der Hauptgang. Medaillons vom Schweinefilet mit bunten Gemüseschiffchen, Gnocchis und Sauce Sharon - und danach er: Marcel Mann, ein Schwabe aus Berlin. "Selten war ein Nachname so ein leeres Versprechen", legte der recht schmächtige Comedian aus Kreuzberg von der ersten Sekunde an los. Unglaublich spannend und lustig stellte er unter Beweis, warum er in seinem bürgerlichen Leben gefragter Synchronsprecher für Teenie-Schauspieler in Hollywood-Serien ist. "Ich bin aber meistens auch der erste, der in den Serien verreckt." In einem 400-Seelen-Dorf im Schwabenland ist Marcel Mann groß geworden. "Wir hatten nix, nur eine ranzige Kneipe, eine Busfahrerin und eine Dorfprostituierte. Das war meine Tante". Aus lauter Verzweiflung sei er Ministrant in der kleinen Dorfkirche geworden. "Der war gut, echt!", zollte ein Gast dem Berliner Schwaben Anerkennung; "der hat ja nur gefeuert, in einem durch. Klasse!"

Die Nachspeise: Nougat-Krokant-Mousse - und Swinger-Songrider Robert Alan aus Würzburg mit seinem Keyboard, der in den 80er Jahren eine Reihe religiöser Hits hatte und auf der Zugfahrt nach Xanten ein kleines Gedicht geschrieben hat: "Nicht jeder kommt als Adler zur Welt, dich haben sich deine Eltern bestimmt auch anders vorgestellt". Der in der Pubertät an der Ostsee mit den Eltern zelten musste, und alle seine Freunde waren auf Malle. "Das war der Sommer meines Lebens, doch ich hab' ihn überlebt", singt er. "Alles wird besser, wenn man es mit Käse überbackt - alles, außer Nazis", haut er noch raus, bevor er von seinem Großvater und Vater singt, die beide ein Handwerk gelernt haben, und er, der sensible Künstler, könne noch nicht einmal Möbel von Ikea aufbauen. "Xanten, wollt ihr Rock'n'Roll?" Das einhellige "Jaaa" ignoriert der Künstler mit der tollen Stimme: "Ist mir egal, ich spiel 'ne Ballade", verabschiedet er sich mit einem Lovesong: "Praktisch: Man spart sich Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke, wenn man Lovesongs verschenkt".

Am 7. Dezember ist Enni wieder in Xanten, mit dem nächsten Comedy-Dinner-Abend. Vielleicht werden es auch zwei Abende, so Volker von Liliencron mit Blick auf die voll besetzten Tische im Plaza del Mar.

(jas)
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